Was können wir jetzt noch schreiben? In den letzten Tagen schlich die Seitenwahl-Redaktion um den finalen Nachbericht herum, als würde vielleicht noch etwas Entscheidendes passieren, das man unbedingt abwarten müsse. Im letzten Jahr dauerte es nur wenige Minuten nach dem Abpfiff des letzten Heimspiels, bis zumindest feststand, wie es nicht mehr weitergehen würde. Nun hängt weiterhin alles in der Schwebe. Das Pfeifkonzert, das sich die Vereinsverantwortlichen bei der Mannschaftvorstellung den Trainernamen untermalend anhören durften, wird den Willen, an Farke festzuhalten, nicht gerade gestärkt haben. Andererseits: Marco Rose war seinerzeit von den Anhängern noch deutlich weniger gewollt im Borussia-Park, damals hat man es gegen jede Vernunft ausgesessen. Im Vergleich dazu spräche jetzt sogar deutlich mehr für ein Festhalten am Trainer, aber diese Gemengelage ist hier auch schon zur Genüge beleuchtet worden, also lassen wir uns überraschen.

Das letzte Heimspiel der Saison hat Borussia jedenfalls ordentlich abgewickelt und im Sinne des Wettbewerbs und des scheidenden Kapitäns seriös erledigt. In der Statistik schlägt sich das als ein nie gefährdeter 2:0 Heimsieg gegen einen allerdings auch faszinierend schwachen Gegner nieder. Bei Augsburg war es so, dass die Mannschaft alles, wirklich alles vermissen ließ, was sie eigentlich so unangenehm macht. Da das gleichzusetzen ist mit genau dem Spiel, mit dem die Borussia diese Saison nicht klarkam, spielte das der Heimmannschaft in die Karten und sorgte, über die Saison gesehen, für das einzige Bundesligaspiel, in dem die Borussia über 90 Minuten zu überzeugen wusste. Man konnte es sich sogar leisten, in der zweiten Halbzeit auf Tore für Thuram und Stindl statt auf Tore für Borussia zu spielen. Dass es nicht gelang, Lars Stindl ein letztes Tor aufzulegen, ist ein einziger kleiner Wermutstropfen.

Ansonsten bekam dieser den Abschied, den er sich nun wirklich verdient hatte. Allenthalben waren die Lobeshymnen auf seine acht Jahre im Trikot mit der Raute zu lesen, und selten hat ein Spieler auch über die Vereinsgrenzen hinweg soviel Anerkennung und Zuneigung erhalten. Es stimmt auch nicht, dass er so unterschätzt wurde in seiner Karriere. Dass es nicht für noch mehr gereicht hat, ist sicherlich viel mehr Verletzungen zur Unzeit geschuldet. Das hat er mit Marco Reus gemeinsam. Der ist übrigens am Wochenende nicht Meister geworden, falls es jemand nicht mitbekommen hat. Tja.

Lassen wir es dabei. Die anderen Ausgepfiffenen werden nun ganz sicher ihrer Wege ziehen. Thuram bekam dabei bei seiner Auswechslung immerhin noch einmal einen ordentlichen Applaus. Farke bewies Fingerspitzengefühl und beließ Bensebaini lieber bis zum Schluss auf dem Platz, obwohl er so verletzt war, dass er gestern gegen Oberneuland nicht mehr mitwirken konnte. Das sind so zwei Geschichten, die auch einen anderen Ausgang hätten haben können. Wie die gesamte Saison. Roland Virkus will das in den nächsten Tagen in Ruhe analysieren und dann werden wir sehen, was dabei herauskommt. Grundsätzlich ist das richtig so. Denn, um mit einer englischen Krimiautorin zu enden: Es ist nicht die Vergangenheit, die zählt, sondern die Zukunft. 

 Thuram ist sichtlich überrascht, dass sich Dante im Augsburger Trikot auf den Rasen schmuggeln konnte. 

Luca Netz sieht beim Torjubel ungefähr so aus wie mein Sohn in der Kita beim Sommertheater, wenn er einen Elefanten spielt. Ist aber bestimmt so ein Fortnite-Ding. 

Lars Stindl hat soeben zum letzten Mal im Trikot der Borussia ein Tor aufgelegt.

Hier übt Bensebaini, wie man sich im Borussia-Park nicht mehr blicken lässt.