Borussia Mönchengladbach schlägt Bayern München 3:2. Upamecano schießt einen Riesenbock. Stindl und Hofmann können die Angebote der Bayern einfach nicht ausschlagen. Nagelsmann ist sauer auf den Schiedsrichter und guckt wie … (Auflösung hier) Also alles wie immer (abgesehen vom Ausbleiben des obligatorischen Torwartfehlers von Manuel Neuer)? Könnte man meinen, wenn man die vier vorherigen Spiele und die unsägliche Pressekonferenz unter der Woche ausblenden könnte. Kann man aber nicht. 

Daniel Farke und Roland Virkus haben in der Pressekonferenz wortreich begründet, warum es mit diesem Team nicht realistisch sein soll, um einen Platz im oberen Tabellendrittel mitzuspielen. Die Mannschaft hat diese Ansage am Samstag widerlegt. Das Spiel nahm für Gladbach einen nahezu optimalen Verlauf. Einige Halbchancen der Bayern in der Anfangsphase hatte man gut überstanden (von der Möglichkeit der Bayern, zu diesem Zeitpunkt schon 3:0 zu führen, die Nagelsmann postulierte, haben wir nichts gesehen), als Alassane Plea gegen Upamecano ins Laufduell ging und dabei kurz vor dem Strafraum fiel.

Offen gestanden war in keiner der im Fernsehen verfügbaren Zeitlupen klar erkennbar, ob und mit welcher Intensität Upamecano Plea gefoult oder in einer Weise touchiert hatte, dass dieser zu Fall kam. Der Schiedsrichter sah es so und Foul ist – wie alle Fußball-Weisen wissen – wenn der Schiedsrichter pfeift. Rot für Upamecano war die Folge. Kurz darauf funktionierte die Kombination Hofmann auf Stindl ganz phantastisch, einen von Hofmann flach in die Mitte gepassten Freistoß verwandelte Stindl mit einem platzierten Schuss.

Danach begann die Hertha-BSC-Gedächtnisphase, Gladbach hatte zwar nach wie vor Ballbesitz, aber der verlagerte sich zunehmend in die eigene Hälfte. Als die Borussen es dann schafften, in Überzahl einen Konter zuzulassen, bei dem Davies die Problemzone „rechte Abwehrseite“ gnadenlos entlarvte und Choupo-Mouting humorlos zum Ausgleich abschloss, konnte man anfangen, Böses zu ahnen. Die Annahme, dass 10 Bayern im Grunde mehr Potential haben so ein Spiel zu drehen als 11 Berliner, war zu diesem Zeitpunkt sicher nicht abwegig.

Gladbach machte aber nach der Pause eines grundlegend anders als in Berlin. Die Elf vom Niederrhein wehrte sich und spielte aus langen Ballbesitzphasen durchaus mutig – daraus resultierten Chancen, von denen man zwei auch nutzte: Hofmann nach Balleroberung durch Stindl, Thuram nach einem Konter über Hofmann führten zum 3:1, bevor es Lainer mit einem Anfängerfehler in der Nachspielzeit noch einmal spannend machte, indem er – statt den Kopf einzuziehen und den langen Ball ins Aus fliegen zu lassen – vor die Füße von Davies köpfte, der auf Tel ablegte und diesem das 2:3 ermöglichte. Am Ende ging es aber gut und auf der Anzeigetafel blieb der 3:2-Sieg gegen Bayern stehen.

Dieser Sieg wirft Fragen auf. Der Blick auf die Tabelle zeigt: Gladbach ist Achter, einen Punkt hinter Wolfsburg auf Platz 7. Natürlich lügt die Tabelle nicht, weil sie eine Summe aller Spiele repräsentiert. Selbst jetzt ist aber Platz 6 nicht völlig außer Reichweite und Wolfsburg natürlich in Schlagdistanz. Schon das widerlegt die Einlassungen von Farke und Virkus. Als Fan schaut man nach so einem Sieg gegen Bayern emotional auf diese Tabelle und stellt sich die Frage, wo Borussia Mönchengladbach stehen könnte, wären in dieser Saison nicht ungefähr 10 Punkte (Hinspiel Schalke, Hinspiel Union Berlin, Hinspiel Bochum, zuletzt Augsburg, Schalke und Hertha) durch eine unerklärliche Passivität unserer Lieblinge gegen machbare Gegner leichtfertig verschenkt worden.

Deshalb hat in diesem Jahr der obligatorische Sieg gegen die Bayern einen ziemlich bitteren Beigeschmack!