hertha berlin neuIm Vorbericht beschrieben wir das Spiel in Berlin als Chance für Borussia Mönchengladbach, sich das nächste mal gegen einen Abstiegskandidaten zu blamieren. Beim Verfassen eines solchen Textes mit einer solchen Überschrift schwingt natürlich immer die Hoffnung mit, die Mannschaft möge endlich ein Einsehen haben, ihr Potential konstant ausschöpfen und gegen Gegner wie Hertha BSC deutliche Siege einfahren. Falsch gehofft, die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach hat die Chance auf eine erneute Blamage eindrucksvoll genutzt.

Dabei fing das Spiel gut an. Die ersten paar Minuten gab es einen gewissen Anfangsschwung von Hertha BSC zu überstehen, danach kontrollierte Borussia Mönchengladbach jedoch das Geschehen ziemlich sicher. Als dann noch die 1:0-Führung erzielt wurde, dominierte man für einige Minuten das Spiel. Hätte man in dieser Phase zielstrebig agiert und ein zweites Tor nachgelegt, hätte es ein entspannter Fußballnachmittag werden können. Wurde es aber nicht und das lag daran, dass die Mannschaft sich – wie fast immer – für die Bequemlichkeit entschied und das Spiel vor sich hinplätschern ließ. Dabei ging immer mehr die Spannung verloren, man ließ sich nach hinten drücken und es kam wie fast immer – der Gegner wurde zum Ausgleich eingeladen. Spätestens mit dem ersten Gegentor war es mit der Gladbacher Herrlichkeit endgültig vorbei. Was danach folgte, hatte gemessen an den Gladbacher Möglichkeiten mit Fußball nichts mehr zu tun, sondern lässt sich nicht anders beschreiben als uninspiriertes, willenloses, meinetwegen auch verunsichertes, in jedem Fall aber schwer erträgliches Herumstümpern.

Hertha gestaltete die zweite Halbzeit überlegen und legte das zweite, dritte und vierte Tor nach. Von der Borussia kam nichts mehr, gar nichts mehr. Kein Aufbäumen, kein Anrennen, keine Zweikämpfe, keine Struktur, kein erkennbarer Wille, das Spiel zu drehen.

Wenn der Spielzug Stindl auf Hofmann oder Hofmann auf Stindl nicht funktioniert, ist Gladbach verloren. Keiner der Spieler, die heute neu in die Startelf kamen, hat in irgendeiner Form erkennen lassen, dass er zukünftig in die Startelf gehört. Allerdings auch keiner der Arrivierten, die Woche für Woche in der Startelf stehen …

Von irgendwelchen Ambitionen aufs internationale Geschäft sollte man sich schleunigst verabschieden (wenn man sie denn wirklich pflegt, denn mancher der Protagonisten wirkt so bequem, dass man auf den Gedanken kommen könnte, es handele sich um einen Jünger von Max Kruse, der einen siebten Platz und die damit verbundenen Reisen durch Europa gar nicht erreichen will).

Des Weiteren sollte man sich vor Augen führen, dass es in Gladbach richtig düster wird, wenn im Sommer neben Thuram und Bensebaini auch noch Stindl und vielleicht auch Hofmann (der einzige, der sowas wie Ambition zeigt) weg sein sollten.

Der Verfasser dieser Zeilen war immer ein Vertreter der Fraktion, die Grundsätzlich an das Gute in der Mannschaft glaubte. Daran, dass es sich um grundsätzlich leistungswillige Profis handelt, die mit dem richtigen Trainer und der richtigen Spielanlage wieder zu dem Leistungsvermögen finden, das sie einst in die Champions League führte. Ehrlicherweise ist dieser Glaube heute nachhaltig erschüttert worden. Stattdessen stellt sich Borussia Mönchengladbach auf und neben dem Platz als orientierungsloses und ambitionsloses Gebilde dar.