Zum Glück lag Borussia in der 70. Minute des Spiels beim VfL Bochum mit 2:0 vorne und schickte sich an, den zweiten Sieg in Folge zu holen. So fühlt sich das, was dann geschah nicht ganz so falsch an, wie es eigentlich ist. Nach Lage der Dinge hätte Borussia das Spiel gewonnen. Nach einer wilden, hässlichen ersten Halbzeit, in der Bochum die klareren Chancen hatte, hatte Borussia die Partie nach dem Seitenwechsel unter Kontrolle gebracht. Immer noch war es eine ruppige Partie, aber die höhere spielerische Qualität der Gladbacher Mannschaft machte sich bezahlt. Plea schloss eine offenbar einstudierte Spielsituation nach Eckstoß von Luca Netz zum 1:0 ab. Sechs Minuten später war es wieder Netz, der einen schönen Angriff einleitete. Über Thuram kam der Ball zu Lainer, der legte quer zu Embolo und der schoss überlegt (!) ein. Ein erneut überragend haltender Yann Sommer bewahrte sein Team mehrfach vor Gegentreffern.

Ansonsten ist positiv hervorzuheben, dass Borussia erstmals den Eindruck machte, mental im Abstiegskampf angekommen zu sein. Bochum hatte sich offenbar vorgenommen, Borussia allein über Kampf und Einsatz zu begegnen. Angesichts der bisherigen Auftritte der Gladbacher nicht die dümmste Idee. Aber Borussia hielt dagegen, nahm den Kampf an und setzte sich schließlich dank der größeren spielerischen Qualität durch. Der völlig überforderte Schiedsrichter Benjamin Cortus hatte die Partie zu keinem Zeitpunkt im Griff. Pfiff er anfangs kleinlichst, verwarnte Manu Koné für ein Allerweltsfoul und pfiff auf beiden Seiten Angriffe wegen vermeintlicher Stürmerfouls ab, ließ er später mehrere Kampfsporteinlagen der zunehmend aggressiven Bochumer durchgehen. Allein Sebastian Polter leistete sich mehrere Fouls an der Grenze zur Tätlichkeit, hatte aber bis zum verfrühten Spielende nicht einmal eine Verwarnung auf dem Konto. Borussia aber ließ sich an diesem Abend nicht einschüchtern. Bochum machte nach dem 1:0 zu früh auf, in den Minuten zwischen dem 2:0 und dem vorzeitigen Spielende hätte Borussia schon auf 3:0 stellen können. Dann traf Bochum per Bier und das Spiel war zu Ende. 

War es richtig, das Spiel abzubrechen? Leider ja. Spätestens in dem Moment, als der Schiedsrichterassistent seinen Platz verließ, durfte es keine andere Entscheidung geben. Zu unterbrechen und dann die kalt gewordenen Spieler eine Viertelstunde später wieder auf den Platz zu rufen, wäre ein Fall von Wettbewerbsverzerrung gewesen. Ein neues Spiel im alten quasi. Angesichts des Spielstands Wettbewerbsverzerrung zulasten von Borussia. Zudem hätte eine Fortsetzung einen problematischen Präzedenzfall geschaffen. Nach Abbrüchen in den Ligen 2-4 angesichts ähnlicher Vorfälle wäre es ein merkwürdiges Zeichen gewesen, in der höchsten Deutschen Spielklasse laxer mit den selbstgemachten Regeln umzugehen. Der Abbruch war konsequent, Bochum darf sich nicht beschweren, Borussia darf sich über drei Punkte freuen. Jede andere Entscheidung wäre ein Witz, den sich nicht einmal der DFB zu erzählen trauen dürfte. Und ja, Borussia darf sich freuen. Denn zum Glück lag sie in der 70. Minute mit 2:0 vorne und schickte sich an, den zweiten Sieg in Folge zu holen.