Bielefeld neuNach den emotionalen Tagen der Länderspielpause mit dem Abschied von Max Eberl und den damit einhergehenden Begleiterscheinungen geht es am Wochenende bei Borussia Mönchengladbach wieder um Fußball.

Das Auswärtsspiel in Bielefeld steht bevor und zwar in einer brisanten Tabellensituation. Borussia Mönchengladbach steht mit 22 Punkten auf Platz 12 der Tabelle, hat aber nur noch drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 bzw. vier Punkte Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz 17. Schaut man sich die Ansetzungen des 21. Bundesligaspieltages an (Hertha daheim gegen Bochum, Stuttgart daheim gegen Frankfurt, Augsburg daheim gegen Union Berlin und Wolfsburg daheim gegen Fürth), erscheint es nicht ausgeschlossen, dass viele der hinter Gladbach stehenden Mannschaften  am Wochenende punkten könnten: Eine Niederlage in Bielefeld könnte also schlimmstenfalls bedeuten, dass sich Borussia Mönchengladbach nach dem 21. Spieltag auf dem Relegationsplatz wiederfindet und nur noch einen Punkt Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz hat.

Borussia Mönchengladbach geht in dieses Spiel ohne Denis Zakaria, der am letzten Tag der Transferperiode zu Juventus Turin wechselte. Auch wenn der (vorhersehbare) Wechsel sicherlich eine Lücke in den Kader reißt, bin ich nicht der Auffassung, dass mit Denis Zakaria ein „Unverzichtbarer“ den Verein verlassen hat. Unverzichtbar war der Denis Zakaria, der vor seiner schweren Verletzung für Borussia Mönchengladbach gespielt hat. Leider hat er diese Verfassung nie wieder erreicht. Zuletzt war Denis Zakaria eher einer der Spieler, die durch spielentscheidende Fehler aufgefallen sind, bestes Beispiel war sein Solo vor dem eigenen Strafraum gegen Frankfurt. Vor dem Hintergrund ist mir persönlich sogar wohler, wenn Chris Kramer neben Koné in der Startelf aufläuft.

Die Startelf von Borussia Mönchengladbach gegen Arminia Bielefeld ist – unter der Prämisse, dass wieder eine Dreierkette aufläuft und es keine Corona-Ausfälle gibt – durchaus vorhersehbar. Vor Yann Sommer wird sich eine Dreierkette aus Elvedi, Friedrich und Ginter formieren, davor vermutlich eine Viererreihe aus Bensebaini, Koné, Kramer und Lainer. Offensiv sollen Hofmann und Neuhaus als Spielgestalter tätig werden. Einziger Stürmer wird wohl Embolo bleiben, nachdem sich Adi Hütter auf der Pressekonferenz zu Plea und Thuram eher zurückhaltend geäußert hat. Weniger vorhersehbar ist die Mentalität, mit der die Fohlenelf das Spiel angehen wird – diesbezüglich erleben wir in der laufenden Saison leider eine Achterbahnfahrt.

seitenwahl 20211016 AJ7X5216Jonas Hofmann ließ sich unter der Woche dahingehend zitieren, dass man auch in der Mannschaft wisse, wie wichtig das Spiel in Bielefeld ist und dass man den Ernst der Lage begriffen habe. Sein Wort in (Fußball-)Gottes Ohr!

Der Gegner aus Bielefeld hatte zuletzt einen kleinen Lauf, die letzte Niederlage datiert vom 11. Dezember 2021, danach folgten Siege gegen Bochum, auswärts in Fuschl am See und in Frankfurt, unterbrochen von zwei 2:2-Unentschieden in Freiburg und gegen Fürth, die beide das Prädikat „Bemerkenswert!“ verdienen und angesichts der aufgeholten Rückstände in Bielefeld wahrscheinlich eher als gewonnene Punkte gewertet werden. Mit diesem Lauf hat sich Arminia Bielefeld ein wenig Luft im Abstiegsfeld verschafft. Zudem waren bei der Mannschaft zuletzt erhebliche spielerische Fortschritte zu erkennen, die Devise „hinten dicht“ und vorne hilft Klos gilt bereits seit einiger Zeit nicht mehr. Das Team verfügt mit Ortega über einen der besten Torhüter der Bundesliga und mit Pieper und Nilsson über ein eingespieltes Duo von Innenverteidigern. Vor einer Viererkette steht eine Doppelsechs, zuletzt meist besetzt mit Schöpf und Vasiliadis, ggf. ist aber auch der nachverpflichtete Gonzalo Castro eine Option, durch den das Team sicherlich nicht schlechter geworden ist. Offensiv ragen Okugawa und Wimmer heraus, ersterer immerhin schon mit 7 Saisontoren, wohingegen sich der zuletzt in der Startelf gesetzte Janni Serra erst langsam in der Bundesliga akklimatisiert.

Ungeachtet dessen ist die Qualität der Bielefelder natürlich verglichen mit der ersten Elf von Borussia Mönchengladbach eher überschaubar. Würde es nur nach spielerischem Potential gehen, wäre Mönchengladbach deutlich favorisiert. Danach geht es aber nicht – in der Bundesliga sind letztlich die erfolgreich, die auch die Mentalität mitbringen, ihr Potential regelmäßig abzurufen. In dieser Disziplin sieht es in Bielefeld deutlich besser aus als zuletzt in Gladbach. Und deshalb wird das Spiel am Samstag auch eine spannende Angelegenheit.

Der SEITENWAHL-Tipp:

Uwe Pirl: Borussia lässt nicht viel zu, aber einer geht doch irgendwie rein. Borussia fällt offensiv nicht viel ein, aber einer geht doch irgendwie rein. Das 1:1 in Bielefeld hilft am Ende keinem wirklich weiter.

Christian Spoo: Biele fällt nicht. Stattdessen bekommt Borussia zu spüren, dass zu einem Aufbruch mehr gehört, als dass der Sportdirektor sein Büro verlässt. Nach der 1:2-Niederlage fragen sich immer mehr Leute, ob nicht bald ein weiteres im Borussia-Park frei wird.

Michael Heinen: Verschärft sich die Krise oder gelingt der Befreiungsschlag? Wenn man ehrlich ist, spricht einiges für ersteres. Weil ich mir aber eine Niederlage in Bielefeld nicht vorstellen mag, tippe ich auf einen 3:1-Auswärtssieg.

Claus-Dieter Mayer: Man habe ein "Zeichen gesetzt", gezeigt, dass "die Mannschaft lebt" und den "Kampf angenommen". So oder ähnlich werden sich die Gladbacher Protagonisten nach dem Spiel äußern und dabei komplett verdrängen, dass ein glückliches 1:1 in Bielefeld jetzt nicht wirklich ein herausragendes Resultat ist.