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1.FC Köln

Wo kommen sie her?

Aus dem Abstiegskampf und der Relegation. Erst am letzten Spieltag rettete sich der langjährige Fahrstuhlclub vom Rhein auf den 16. Tabellenplatz, mit einem Last-Minute-1:0-Sieg gegen Schalke. In der Relegation selbst sah es zunächst nach dem siebten Abstieg der Kölner aus – im Rückspiel konnten sie die Heimniederlage gegen coronabedingt überspielte Kieler aber mehr als wett- und den Klassenerhalt doch noch klarmachen. Es war das versöhnliche Ende einer kölntypisch chaotischen Saison mit Unruhe und Trainerwechseln. Der reaktivierte Rentner Friedhelm Funkel konnte sich nach der Relegation als Retter feiern lassen. Er hätte wohl weitergemacht, wenn man ihn gefragt hätte, aber der 1.FC Köln hatte anderes vor…

Was passierte bis zum Ende der Transferperiode?

Der wichtigste Transfer sollte diesmal der Trainer sein. Mit Steffen Baumgart kommt ein Typ Trainer zum 1.FC Köln, den es so noch nicht gab. Der frühere Rostocker Rustikalstürmer führte den FC Paderborn aus der Regionalliga in die Bundesliga. Auch zwei Abstiege sah man ihm in Ostwestfalen nach und hätte ihm womöglich auch einen Vertrag auf Lebenszeit angeboten. Der 1.FC Köln hat sich mit Baumgart einen Trainer geholt, der kein Blatt vor den Mund nimmt, aus dessen Mund aber auch selten Unfug kommt. Und einen Trainer, der für engagierten Offensivfußball steht ohne sich dafür als Neuerfinder des Kickens zu feiern. Stand jetzt hat sich der Trainerwechsel bezahlt gemacht. Baumgart hat der Mannschaft ohne viele echte Neuzugänge ein neues Gesicht gegeben. Köln spielt auf einmal sehenswerten Fußball.

Verstärkt hat sich der FC punktuell in allen Mannschaftsteilen. Der höchstgehandelte Neuzugang ist Rückkehrer Mark Uth, der zuletzt bei Schalke 04 nicht glücklich wurde. Aber wer wurde das schon? Für das Mittelfeld hat sich Köln den Kapitän von Rapid Wien, Dejan Ljubicic, gesichert, der sich auf Anhieb einen Stammplatz als Sechser erkämpft hat. Mit Timo Hübers und Luca Kilian sollen zwei Innenverteidiger für mehr Stabilität sorgen: Der langjährige Hannoveraner Hübers spielte schon einmal in Köln, seinerzeit aber nur für die U23. Kilian spielte unter Baumgart in Paderborn eine wichtiger Rolle, kam zuletzt bei Mainz 05 aber nicht zum Zug. Mit Marvin Schwäbe wurde außerdem ein neuer Ersatztorwart verpflichtet.

Dazu kommen mehrere Rückkehrer, allen voran Anthony Modeste, der sich in den ersten Saisonspielen in guter Verfassung präsentierte. Der Franzose war nach St Etienne verliehen. Auch Tomas Ostrak und Louis Schaub konnten nach Ende ihrer Ausleihe in den ersten Saisonspielen überzeugen.

Wo gehen sie hin?

Allem Anschein nach in eine bessere Zukunft. Im Moment herrscht rund um das Geißbockheim Aufbruchstimmung – und das ohne Sportdirektor, denn die Stelle von Horst Heldt ist nach dessen Entlassung noch vakant. Der neue Trainer scheint zu funktionieren, zudem profitiert der 1.FC Köln zunehmend von seiner guten Nachwuchsarbeit. Mit Lemperle, Thielmann, Ostrak und Katterbach stehen vier junge Spieler mit Stammplatzambitionen im Kader. Sollte sich der erste Eindruck bestätigen, hat Köln mit dem Abstieg in dieser Saison nichts zu tun. Läuft es besonders gut, könnte das Team zumindest zwischendurch auch mal an der Conference-League-Qualifikation schnuppern. Das ist eine gute Nachricht, denn jeder weiß, was in Köln passiert, sobald jemand das Wort „Europa“ in den Mund nimmt.

 

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Mainz 05

Wo kommen sie her?

Aus einer Saison, die alles hatte: Eine katastrophale Hinrunde, vier Cheftrainer, zwei Sportdirektoren und dann die beste Rückrunde, die der Klub in der Bundesliga je absolvierte. Sah Mainz zur Winterpause aus wie das Schalke Rheinhessens und wie ein klarer Absteiger, schaffte Bo Svensson als Trainer etwas, das man entweder als Wunder oder als Nachweis seiner Qualität werden darf. 32 Punkte in 17 Spielen. Champions-League-Niveau.

Was passierte bis zum Ende der Transferperiode?

Mainz 05 hat seinen Kader entschlackt. 15 Spieler haben den Verein verlassen – teilweise allerdings nur temporär. Demgegenüber stehen sechs Neuzugänge. Bei den Abgängen sind viele Spieler, die unter Svensson schon kaum mehr eine Rolle spielten, mit Mwene, Quaison und Da Costa allerdings auch drei der stärksten Spieler der vergangenen Saison. Eingekauft hat Mainz in dieser Sommerpause günstig. Christian Heidel, der alte neue Sportdirektor, hat überwiegend auf ablösefreie Spieler oder solche mit geringer Kaufsumme gesetzt. Auf der Habenseite steht mit Silvan Widmer ein auch international erfahrener Spieler für die rechte Seite, der erwartungsgemäß sofort einen Stammplatz hatte. Auf der linken Seite konkurrieren Rückkehrer Aaron und der aus Düsseldorf und Bielefeld bekannte Anderson Lucoqui. Der teuerste Neueinkauf Anton Stach von Bundesliga-Aufsteiger Fürth ist bisher eher Backup für die Defensive. Vorne soll mit Jae-Sung Lee einer der besten Zweitligastürmer der vergangenen Jahre den abgewanderten Quaison ersetzen. Zum Ende der Transferperiode verpflichtete Mainz dann noch einen weiteren Stürmer, Marcus Ingvartsen wurde mit Kaufoption von Union Berlin geholt. Der dänische Nationalspieler soll nach der Saison einen längerfristigen Vertrag bekommen.

Wo gehen sie hin?

Angesichts der guten Rückrunde, des unter dem Strich sicher nicht schwächeren Kaders und des ordentlichen Saisonauftakts (zwei Siege, eine Niederlage) kann man sich Mainz 05 kaum als Absteiger vorstellen. Prognose: Eine weitgehend sorgenfreie Saison beenden die Rheinhessen zwischen Platz 11 und 13.

 

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Bayern München

Wo kommen sie her?

Aus der Hölle. Oder wie nennt man das in München, wenn Bayern in einer Saison nur einen Titel holt? Die Bundesliga hat der Dauermeister allerdings erneut souverän gewonnen. Jetzt ist vieles neu: Abwehr und Trainer vor allem.

Was passierte bis zum Ende der Transferperiode?

Der Abgang von David Alaba stellt eine Art Zäsur da. Der Österreicher war jahrelang Fixpunkt in der Bayern-Defensive. Entsprechend gerne hätte man ihn gehalten. Nach einem leicht unwürdigen Hickhack ging Alaba schließlich zu Real Madrid. Der zweite Abgang eines Urgesteins dagegen kam nicht überraschend. Jerome Boateng stand nicht zum ersten Mal auf der Liste der Wechselkandidaten. Nach Auslaufen des Vertrags dauerte es auch etwas länger, bis der zuletzt zwar solide aber außerfußballerisch zunehmend negativ auffällige Ex-Nationalspieler einen neuen Arbeitgeber in Frankreich fand. Top-Zugang für die Abwehr ist Dayot Upamecano, bei dessen Transfer das alte Bayern-Dogma zum Tragen kam: Eine Verstärkung ist noch stärker, wenn man damit einen direkten Konkurrenten schwächt. Da es sich bei diesem Konkurrenten um RB Leipzig handelt, hält sich die Empörung darüber allerdings in engen Grenzen. Das gilt auch für den zweiten namhaften Zugang Marcel Sabitzer, der das Mittelfeld des Rekordmeisters ergänzt. Der Bayern-Kader ist deutlich schmaler als zuletzt, aber immer noch breit genug, um in drei Wettbewerben eine gute Rolle zu spielen. Neu-Trainer Julian Nagelsmann hat außerdem in den ersten Saisonspielen den Mut bewiesen, Nachwuchsspielern eine Chance zu geben und wurde dafür zum Beispiel im Fall Josip Stanisic belohnt. Der 21-jährige hat sich auf der rechten Abwehrseite fürs Erste einen Stammplatz erkämpft.

Wo gehen sie hin?

Bayern wird Meister. Bayern wird nicht die Champions-League gewinnen. Bayern wird den Pokal – halt. Nein. Dafür müssten sie erstmal in Gladbach gewinnen. Könnte also sein, dass es erneut eine Saison mit nur einem Titel wird. Höllische Zeiten an der Säbener Straße.