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Letzten Mittwoch die umjubelte Qualifikation für das Achtelfinale in der Todesgruppe der Champions League. Heute die nicht ganz so umjubelte Auslosung, nach der Anfang 2021 zwei weitere Highlight-Spiele gegen Manchester City anstehen. Daneben die alles andere als umjubelte Diskussion darum, ob der BVB mal wieder eigene Unzulänglichkeiten durch die tolle Vorarbeit der echten Borussia zu kompensieren versuchen könnte, indem er ihnen dieses Mal den Übungsleiter abspenstig macht. Bei all diesen spannenden Themen wirkt der Bundesligaalltag beinahe ein wenig störend. Dies machte sich zuletzt auch in den Leistungen und Ergebnissen bemerkbar, so u. a. vergangenen Samstag beim 1:1 gegen Hertha BSC.

Marco Rose hat schon durch seine Aufstellungen in dieser Saison deutlich gezeigt, dass seine Priorität eher auf den prestigeträchtigen Spielen der Champions League liegt. Während dort zumeist die vermeintliche Bestbesetzung zur Verfügung steht, durfte gegen Berlin die offensive B-Besetzung den Beweis antreten, ob sie qualitativ mithalten kann. Es gelang ihr mehr schlecht als recht. Bei Ibrahima Traoré offenbart sich leider immer mehr, dass seine Zeit auf höchstem Niveau abgelaufen ist. Er stand daher nach seiner schwachen Leistung in den sozialen Medien besonders in der Kritik, die dort nicht immer nur konstruktiv vorgebracht wird. In den vergangenen Wochen war es zudem oftmals Oscar Wendt, der für diverse Misserfolge hauptverantwortlich gemacht wurde. Die Suche nach einzelnen Sündenböcken ist leider allzu stark in der menschlichen DNA verwurzelt, so unfair sie im Einzelnen sein mag. Einen wahren Kern hat all diese Kritik mit Sicherheit, denn beide Akteure hatten schon bessere Phasen in ihrer Karriere. Dennoch ist es falsch und wenig zielführend, sich allzu einseitig nur auf diese einzelnen Spieler zu fokussieren. Der Schwede ist inzwischen 35 Jahre alt und mithin in einem Alter, wo es bemerkenswert genug ist, dass er überhaupt noch in dieser Weise auf Bundesliga-Niveau mithalten kann. Wer ihn aufstellt, weiß was er bekommt und wo er seine Stärken, aber auch seine Schwächen hat, die der Rest des Teams entsprechend kompensieren muss.

 

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Ähnliches gilt für Patrick Herrmann, Breel Embolo und Hannes Wolf, die sich redlich mühten, aber eben mit (derzeit) beschränkten Mitteln. Insgesamt trafen die Gladbacher in dieser Besetzung am Samstag auf einen Gegner auf Augenhöhe. Wenn man dann noch die fehlende Eingespieltheit bei der Elf von Marco Rose hinzunimmt, war die 1:0-Führung der Gäste kurz nach dem Seitenwechsel keine so große Überraschung mehr.

Positiv, wie es Borussia anschließend verstand, den Druck zu erhöhen und das schon vor der Hereinnahme diverser Stammkräfte. Zu mehr als zum Ausgleich reichte es am Ende aber nicht, wodurch die Mannschaft zum 5. Mal in dieser Bundesliga-Saison als Favorit nur ein Remis holen konnte. Diese bis zu 10 Punkte sind es, die Borussia gegenüber der Vorsaison fehlen, als sie zum gleichen Zeitpunkt Tabellenführer gewesen war.

Da die psychische wie physische Doppelbelastung als ein wesentlicher Faktor für das überschaubar positive Tabellenbild gilt, ist es keine gute Nachricht, bereits am Dienstag um 18.30 Uhr in die nächste kräftezehrende Partie bei Eintracht Frankfurt gehen zu müssen. Dort wird es zum einen darum gehen, den Abstand auf die Rivalen um die internationalen Plätze nicht anwachsen zu lassen. Zum zweiten könnte der direkte Konkurrent mit einem Sieg bis auf einen Punkt an die Fohlenelf heranrücken und diese endgültig ins triste Mittelmaß verfrachten.

 

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Man darf gespannt sein, mit welcher Aufstellung es Marco Rose dieses Mal versuchen wird. Nach der Logik, dass am Samstag die Stammoffensive weitgehend geschont wurde, müsste diese in die Startelf zurückkehren. Mindestens zwei aus der Riege Thuram-Plea-Stindl sind dort aber in jedem Fall zu erwarten. Hinten könnte Tony Jantschke einem der viel belasteten Defensivspieler eine Auszeit gönnen. Lainer und Kramer sind ebenfalls wahrscheinliche Kandidaten für den Spielbeginn. Dafür wird Florian Neuhaus eine Gelbsperre absetzen müssen, was angesichts seiner zuletzt starken Form ein gewaltiger Verlust sein wird.

Die Frankfurter dagegen werden personell weitgehend aus dem Vollen schöpfen können. Mit Hinteregger, Sow und Younes stehen ihnen drei ehemalige Borussen zur Verfügung. Zu achten ist aber insbesondere auf Torjäger Andre Silva (7 Tore in 10 Bundesliga-Spielen dieser Saison), der beim 1:2 in Wolfsburg am Wochenende aufgrund muskulärer Probleme pausierte, bis Dienstag aber wieder einsatzbereit sein sollte.

Die Eintracht wird der gewohnt unbequeme und kampfstarke Gegner sein. In den letzten Jahren kam Borussia mit dieser Spielweise aber meist gut klar und verlor nur eine der letzten acht Partien – bei immerhin vier Siegen. Gleich dreimal gab es in diesem Zeitraum aber Borussias aktuelles Lieblingsergebnis. Ein solches Unentschieden wäre am Dienstag ein Ergebnis, mit dem weder Frankfurt noch Mönchengladbach allzu viel anfangen könnten, da sie so beide ein wenig den Anschluss an die von ihnen anvisierten Plätze verlieren könnten.

 

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Seitenwahl-Tipps

Christian Spoo: Frankfurt ist nicht schlechter als Hertha, Borussia nicht sicherer als am Samstag. Das Resultat ist folgerichtig das gleiche: 1:1.

Mike Lukanz: Doofes Los in der Champions League, doofe Perspektive mit dem Verlust des Cheftrainers an die Konkurrenz. Da macht das Ergebnis in Frankfurt keine Ausnahme. Das 0:0 wird man mit Schlusspfiff wieder vergessen haben.

Claus-Dieter Mayer: Nur zwei Mannschaften in der Liga haben häufiger unentschieden gespielt als die Borussia, eine davon ist Eintracht Frankfurt. Wie soll es dann schon ausgehen? 1:1 natürlich.

Thomas Häcki: So richtig will Borussia in der Bundesliga nicht in Fahrt kommen. Das 1:1 in Frankfurt hilft da nicht weiter.

Michael Heinen: Unentschieden zu tippen wäre zu einfach. Und so einfach macht es sich ein Seitenwahl-Redakteur normalerweise nicht. Also bis auf Herrn Spoo. Und Herrn Lukanz. Und Herrn Mayer. Und evtl. noch Herrn Häcki. Aber damit wenigstens einer von uns den richtigen Tipp parat hat, setze ich auf einen 2:1-Auswärtssieg der Fohlenelf.

 

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