freiburg neuDie Aufgabe, einen Vorbericht für das Spiel in Freiburg zu schreiben, ist ambivalent. Da ist einerseits die nicht wegzudiskutierende Serie von mittlerweile 13 Jahren ohne Sieg in Freiburg. Da die letzten Spiele im Grunde genommen einen immer wieder ähnlichen Verlauf nahmen (Freiburg eklig, Borussia verängstigt und irgendwie nicht richtig da) gerät man als Verfasser leicht in Gefahr, sich zu wiederholen. Deshalb stand bei SEITENWAHL im Raum, entweder einfach auf einen beliebigen Vor- oder Spielbericht der letzten Jahre zu verlinken oder ganz auf einen Vorbericht zu verzichten und einfach den ersten Teil der Überschrift dieses Artikels auf die Homepage zu stellen. Alternativ wurde noch vorgeschlagen, einfach die Ergebnisse der Auswärtsspiele in Freiburg aus den letzten 18 Jahren aufzulisten.

Ganz so einfach ist es andererseits natürlich doch nicht. Vor allem deshalb, weil das, was unser Redaktionskollege Spoo als zusammenfassende Antwort auf die Frage nach dem Warum des Scheiterns gegen Inter Mailand formulierte, so nicht mehr stimmt. „Weil wir Borussia sind …!“ steht nicht mehr automatisch für tragisches, unfähiges, unglückliches Scheitern und auch nicht mehr automatisch dafür, einen kriselnden Gegner aufzubauen. Ungeachtet der Niederlage gegen Inter Mailand und der vergebenen Vorsprünge in den letzten Monaten steht Borussia Mönchengladbach seit dem Amtsantritt von Marco Rose auch für Effizienz und Selbstvertrauen. Dazu kommt, dass Borussia Mönchengladbach in den letzten Jahren doch eine Reihe schwarzer Serien beendet hat; und bekanntlich gilt auch: Je länger eine Serie gehalten hat, desto wahrscheinlicher ist ihr Ende … (keine Ahnung, ob diese Hans-Meyer-Weisheit sich irgendwie statistisch untermauern lässt …).

Im Grunde bleibt einem auch gar nichts anderes übrig, als jedes Jahr wieder zuversichtlich nach Freiburg zu fahren und zu hoffen, dass es dieses Mal klappt. Und tatsächlich stehen die Vorzeichen gar nicht so schlecht. Freiburg hat vor der Saison mit Schwolow, Koch und Waldschmidt wichtige Stammspieler verloren, die Neuzugänge haben sich noch nicht uneingeschränkt eingelebt und der Start war bisher recht holprig, negativer Höhepunkt eine Niederlage gegen Mainz, in der die Freiburger alle Tugenden vermissen ließen, die sie normalerweise auszeichnen. So sind die Freiburger seit dem Sieg am 1. Spieltag in Stuttgart seit 8 Bundesligaspieltagen sieglos. Borussia Mönchengladbach dagegen hat sich zuletzt in der Bundesliga stabilisiert und den Anschluss an die Ränge hinter Bayern München gehalten.

Bei Borussia ist die Personallage vor allem in der Defensive problematisch: Neben dem sicheren Ausfall von Elvedi, Bensebaini und Hofmann ist auch Jantschke angeschlagen und – so Rose in der Pressekonferenz – sehr fraglich. Sollte dieser ausfallen, stünden Beyer (nahezu ohne Spielpraxis und lt. Rose mit noch „einigen fehlenden Prozenten“) und Zakaria (sollte eigentlich langsam aufgebaut werden, zudem ist Innenverteidigung eigentlich nicht seine Position) zur Auswahl. Darüber hinaus stellt sich natürlich die wahrscheinlich auch für das Trainerteam nicht ganz einfache Frage nach der Prioritätensetzung: Soll man maximal rotieren, um am Mittwoch in Madrid ein ausgeruhtes 1a-Team an den Start zu bringen?  Also alles auf das Achtelfinale der Champions League setzen, dabei aber das Risiko eingehen, in der Bundesliga den Anschluss zu verlieren? Oder soll man in Freiburg mit der bestmöglichen Elf antreten (bzw. nur sehr behutsam rotieren), um die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen und aus einem Sieg positive Energie für Madrid zu ziehen? Am wahrscheinlichsten ist wohl eine behutsame Rotation, die Bankplätze für Plea und/oder Thuram, Startelfeinsätze stattdessen z.B. für Embolo, Herrmann und/oder Wolf mit sich bringt. Wenn Rose in den letzten Wochen relativ häufig von Lernprozessen seiner Mannschaft gesprochen hat, sollte das auch beinhalten, dass diese Rotationen nicht wie in Mainz zuerst mal zu einem fast vollständigen Verlust der Struktur führen, der dann am Ende doch von der Stammbesetzung behoben werden muss. Klappt das, ist ein Sieg in Freiburg nicht fern.

Der SEITENWAHL-Tipp

Uwe Pirl: Träfen meine Tipps immer zu, wäre Borussia vermutlich Deutscher Serienmeister. Ich kann mir den Optimismus dennoch nicht verkneifen und traue Borussia einen Sieg zu. Mit dem 2:1 in Freiburg geht eine der längsten Negativserien zu Ende.  

Christian Spoo: Wird scheiße. Wie immer. 0:1.

Mike Lukanz: Petersen trifft. Mehr muss man über dieses Spiel nicht wissen.

Michael Heinen: In den letzten Jahren hat Borussia so einige mehr oder weniger historische Negativserien beendet, ob in Bremen, Leverkusen oder Hoffenheim. Da wird es Zeit, nach gefühlten 92 Jahren endlich auch mal wieder in Freiburg zu gewinnen - und zwar mit 2:1.

Thomas Häcki: Freiburg. Also verlieren wir 1:2. Bitte belehrt mich eines besseren, ich wäre dankbar.

Claus-Dieter Mayer: Mit dem 1:1 im Breisgau können beide Teams leben, richtig helfen tut das Resultat aber auch keinem.