leverkusen neuBorussia Mönchengladbach hat am Dienstag in Kiew gegen Donezk eines der besten Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte abgeliefert. Wahrscheinlich schwelgen noch sehr viele Fans und vermutlich auch einige der unmittelbar Beteiligten im Rausch dieses erstaunlichen Sieges. Borussia Mönchengladbach konnte seit Mittwochmorgen regenerieren, sodass im letzten Spiel vor der Länderspielpause mutmaßlich eine halbwegs ausgeruhte Bestbesetzung in Leverkusen an den Start gehen wird. Zusätzliche Euphorie könnten die Berufungen in die jeweiligen Nationalmannschaften hervorrufen, zu denen in Deutschland neben Ginter auch die kürzlichen Debütanten Hofmann und Neuhaus zählen sowie Thuram, der erstmals zur Equipe Tricolore reisen darf. Leverkusen dagegen mühte sich am Donnerstagabend zu einem schmeichelhaften 4:2-Sieg gegen als drittklassig eingeschätzte Israelis und hat nicht mal volle drei Tage Pause bis zum Heimspiel gegen Gladbach. Es spricht am Sonntag also viel für Borussia Mönchengladbach, wenn diese zum kleinen rheinischen Derby nach Leverkusen reist.   

Warum also überhaupt spielen? Eigentlich könnte man sich vorab zum Sieger erklären, weil jeder andere Spielausgang jenseits eines 1:5 für Gladbach (gut, meinetwegen auch ein 3:6!) sowieso nur auf unfaire Art und Weise (z.B. durch Manipulationen aus dem Kölner Keller, gesteuert vom deep DFB) zustande kommen kann.  

Nun sind wir hier aber a) nicht in Amerika, b) keine Trump-Fans und c) Anhänger des sportlich fairen Wettbewerbs. Deshalb geben wir den Leverkusenern die Gelegenheit zu beweisen, dass es im Fußball – jedenfalls bei Duellen, die so auf Augenhöhe stattfinden, wie das zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach seit einigen Jahren der Fall ist – keine vorhersagbaren Sieger gibt.

Wofür das Duell mit Leverkusen in den letzten Jahren ebenfalls gut war, ist Spektakel mit vielen Toren. Das letzte 0:0 datiert aus dem Jahr 2004. Das Spiel fand noch auf dem Bökelberg statt, bei Borussia waren u.a. Pletsch, Carnell und Gaede am Start, bei Leverkusen u.a. Bierofka, Babic und Fritz. Wahrscheinlich sind das auf beiden Seiten lange und erfolgreich verdrängte Zeiten.

Auch momentan haben beide Mannschaften ihre Stärke im Spiel nach vorn. Es war mehr als beeindruckend zu sehen, wie konsequent die Gladbacher am Dienstag den Gegner teilweise in der eigenen Hälfte einschnüren konnten, wie immer mehrere Borussen in der letzten Linie der Ukrainer auf den entscheidenden Chip- oder Diagonalpass warteten, um ein ums andere Mal die gegnerische Abwehr zu filetieren. Genauso ist klar, dass auch auf Leverkusener Seite trotz des Verlustes der herausragenden Kräfte Brandt und Havertz z.B. mit Bailey, Amiri, Wirtz, Bellarabi oder Demirbay nach wie vor überdurchschnittliche Offensivkräfte in seinen Reihen hat, die an einem guten Tag jederzeit in der Lage sind, jede Abwehr der Welt auseinander zu spielen.

So darf man sich – auch wenn einige der Kollegen aus der Redaktion das in ihren Tipps anders sehen – vermutlich auf zwei Mannschaften freuen, die am Ende einer Serie von dicht getakteten Spielen vor der Länderspielpause noch einmal alles geben werden und keine Rücksicht mehr auf notwendige Regenerationspausen nehmen müssen. Wie das ausgeht, ist schwer zu sagen – die eingangs erwähnten Vorteile liegen jedoch eher bei Borussia, wenn diese genauso konsequent und selbstbewusst ihre Klasse ausspielt wie in Kiew.

Der SEITENWAHL-Tipp:

Uwe Pirl: Borussia macht da weiter, wo sie am Dienstag aufgehört hat. Konsequenz und Klasse münden in Tore, Tore führen zu Siegen. Borussia gewinnt 3:1.

Christian Spoo: Borussia geht die Partie mit breiter Brust an, verlässt die BayArena aber eher hühnerbrüstig. Der erste Anzug ist nach den englischen Wochen arg verschlissen, der zweite zu klein. Leverkusen gewinnt mit 4:1.

Claus-Dieter Mayer: Beiden Mannschaften fehlt nach den Europapokalanstrengungen etwas die Konzentration, sodass am Ende ein fahriges 1:1 steht

Mike Lukanz: Spiele gegen Leverkusen waren oft unterhaltsam und noch öfter torreich. Beides wird dieses Mal nicht der Fall sein. Mit dem 0:0 werden beide irgendwie leben können.

Thomas Häcki: BVB gegen Bayern? Who the fuck interessiert das? Das wahre Spitzenspiel findet am Sonntag Abend statt. Die Borussia setzt sich in einem hochemotionalen Spiel mit 3:2 durch.

Michael Heinen: Für mich war die Partie am Dienstag wahrscheinlich sogar die beste Leistung einer Borussia in den letzten 40 Jahren. Immerhin ging es gegen ein internationales Topteam, das sich sportlich in etwa auf Augenhöhe befindet mit Borussia, Leipzig oder auch Leverkusen. Sonntag wartet also ein ähnliches Kaliber, aber es ist leider kein Automatismus, dass Borussia erneut so überragt und das Spiel locker gewinnt. Mit der Topelf sehe ich gute Chancen auf einen Sieg. Da Rose vermutlich ein wenig rotieren wird, tippe ich aber auf ein 2:2.