schnellchek 20 21

SC Freiburg

Wo kommen Sie her?

Aus einer starken Saison ohne Happy End. Der SC Freiburg spielte in 2019/20 lange um die Qualifikation für die Europa League mit, landete am Ende aber auf Platz 8. Den Einschub „nur“ spare ich mir an dieser Stelle bewusst, weil die Zielsetzung in Freiburg sicherlich eine andere war. Die Stärken des Teams sind bekannt: Taktisch gut eingestellt, aggressives bis rustikales Auftreten, als Team gut eingespielt – so ist Freiburg nicht nur für Borussia Mönchengladbach ein stets unangenehmer Gegner. Dazu kommt das unbestreitbare Talent, immer wieder hoffnungsvolle Talente unter Vertrag zu nehmen, diese in einem leistungsfördernden Arbeitsklima zu entwickeln und anschließend für sehr ordentliche Ablösesummen weiter zu transferieren.


Was passiert gerade?

Genau das – die entwickelten Talente werden transferiert: Mit Luca Waldschmidt (Benfica Lissabon), Robin Koch (Leeds United) und Alexander Schwolow (Hertha BSC) verlieren die Freiburger drei tragende Säulen, auch wenn Waldschmidt und Schwolow in der abgelaufenen Saison nur 23 bzw. 24 Einsätze hatten. Weitere Abgänge sind mit Mike Frantz und Jerome Gondorf zwei eher erfahrene Backup-Spieler und mit Nico Schlotterbeck ein großes Talent, das nach den guten Erfahrungen seines Bruders für ein Jahr nach Berlin zu Union verliehen wurde.
Im Tor setzt man auf bisherige Nr. 2, Mark Flekken, der als Vertreter von Schwolow schon bewiesen hat, dass er in der Bundesliga mithalten kann. Gleichzeitig kam mit Benjamin Uphoff einer der stärksten Torhüter der 2. Liga aus Karlsruhe. In der Abwehr ist man auch mit dem verbleibenden Personal – z.B. Christian Günther, Dominique Heintz, Jonathan Schmidt, aber auch Lukas Kübler – nicht schlecht besetzt, ergänzt dieses aber um die mit Spielpraxis von anderen Bundesligastationen zurückgekehrten Leihspieler Keven Schlotterbeck (Innenverteidigung) und Mohamed Dräger (Rechtsverteidiger).
Offensive Neuverpflichtungen sind mit Ermin Demirovic (Deportivo Alaves, zuletzt verliehen an St. Gallen) ein Mittelstürmer, der in der Schweiz in 28 Spielen immerhin 14 Tore schoss, und mit Guus Til (ausgeliehen von Spartak Moskau) ein offensiver Mittelfeldspieler, der über reichlich Erstligaerfahrung aus den Niederlanden verfügt. Das Toreschießen sollte also nicht nur an Grifo, Höler und Petersen hängen.


Wo gehen sie hin?

Wahrscheinlich wieder ins gesicherte Mittelfeld. Sie sind vielleicht nicht zwingend stärker geworden, aber vermutlich auch nicht wesentlich schwächer. Die Abgänge schmerzen, werden aber mit ordentlich Geld versüßt. Die Neuzugänge erscheinen insoweit mit Bedacht ausgewählt, als es sich durchweg um junge Spieler handelt, die aber bereits reichlich Erstligaerfahrung mitbringen. Dazu kommt ein Gerüst aus sehr erfahrenen Spielern, die Konstanz und Verlässlichkeit in den Kader bringen. Freiburg muss vor der kommenden Saison nicht bange sein. Schlagen die Neuzugänge über Erwarten gut ein, kann es sogar wieder um die Qualifikation für die Europa League gehe

(Uwe Pirl)

 

SG Hoffenheim

Wo kommen sie her?

Sechster geworden, für die Euopa League qualifiziert, aber dennoch unzufrieden. Muss man erstmal schaffen als Verein in der Position der TSG „1899“ Hoffenheim … Ausdruck dieser Unzufriedenheit und Paukenschlag der letzten Saison war sicherlich die Entlassung von Trainer Alfred Schreuder Anfang Juni 2020 wegen „Differenzen über die Ausrichtung des Klubs sowie den weiteren gemeinsamen Weg“, was auch immer sich hinter diesen Differenzen verbergen mag. Objektiv oder sagen wir aus der Sicht eines eher gleichgültigen Beobachters von außen hat die Mannschaft in der abgelaufenen Saison den bestmöglichen für sie erreichbaren Tabellenplatz belegt. Die 5 Mannschaften, die vor dem sympathischen Traditionsverein aus dem Kraichgau landeten, kann man getrost als objektiv stärker bezeichnen. Insofern liegt die Latte für die neue Saison hoch.


Was passiert gerade?

Der Transfermarkt ist eher ruhig. Als Abgänge, die im letzten Jahr tatsächlich für Hoffenheim auf dem Platz standen, sind lediglich Steven Zuber (im Tausch mit Gacinovic nach Frankfurt) und Sebastian Rudy zu verzeichnen. Insbesondere letzterer wiegt schwer, der Ex-Kapitän spielte eine sehr zentrale Rolle und im Grunde genommen verwundert es ein bisschen, dass Hoffenheim keinen ernsthaften Anlauf unternahm, um Rudy zu halten.
Auf der Zugangsseite sind Kevin Vogt als Rückkehrer von Werder Bremen zu erwähnen, der nach dem Abgang von Schreuder wieder eine Zukunft in Hoffenheim hat und Mijat Gacinovic zu erwähnen. Alle anderen sind entweder weitestgehend unbekannte Nachwuchsspieler oder Leihrückkehrer ohne große Perspektive.
Die wichtigste Personalie ist natürlich der neue Trainer mit dem großen Namen: Sebastian Hoeneß wurde mit der U23 der Bayern Meister der (sehr ausgeglichenen) 3. Liga, nachdem die Mannschaft zur Winterpause allerdings noch auf dem 15. Tabellenplatz gelegen hatte. Die Verpflichtung ist mutig, hat der Trainer doch praktisch keine Erfahrungen im Erwachsenenfußball. So ist die Frage durchaus berechtigt, ob die überragende Rückrunde der Bayern-Bubis der überragenden Qualität des Trainers oder der überragenden Qualität der Mannschaft geschuldet war. Gemessen daran, wie hoch die Talente der Bayern bei ambitionierten Zweitligisten im Kurs stehen, erscheint letzteres absolut nicht ausgeschlossen.


Wo gehen sie hin?

Aufwärts kann es kaum noch gehen. Schlägt der Trainer ein und hält die Mannschaft die Form der letzten Saison, ist maximal eine Wiederholung der Platzierung des Vorjahres möglich. Dafür muss aber alles optimal laufen. Gelingt das nicht, ist eine Platzierung zwischen Platz 8 und 13 wahrscheinlicher.

(Uwe Pirl)

 

Bayer Leverkusen

Wo kommen sie her?

Das Glück war Bayer Leverkusen zum Ende der vergangenen Saison nicht hold. Gerade hatte das Team sich im Kampf um Platz vier die bessere Ausgangsposition erarbeitet – dank einer bemerkenswert guten Rückrunde – da patzte man im vorentscheidenden Spiel bei Hertha BSC Berlin. Typisch borussisch eigentlich, aber diesmal war die Elf vom Niederrhein der Profiteur eines solchen Fauxpas zur Unzeit. Für Bayer Leverkusen bleibt die Euro League und die Hoffnung, dass es in der neuen Saison besser läuft. Allerdings…

Was passiert gerade?

…sind zwei der Leistungsträger weg. Mit dem Abgang von Kai Havertz hatte man gerechnet. Damit, dass der wohl meistumworbene deutsche Fußballprofi seinen Vertrag verlängern würde, hatte in Leverkusen niemand ernsthaft gerechnet. Dass er zu Chelsea geht, statt zu den Bayern, dürfte immerhin ein kleiner Trost sein. Von den ehemaligen Lieblingen abgeschossen zu werden, ist nicht schön. Marco Reus, I’m looking at you! Weniger erwartbar war der Abgang von Kevin Volland. Der Stürmer wechselt für geschätzte 15 Millionen Euro zum AS Monaco. Ersatz für Volland ist offenbar schon gefunden. Der Tscheche Patrik Schick, der in der vergangenen Saison für RB Leipzig spielte, soll für kolportierte 27 Millionen Euro kommen. Unter Vertrag steht er bei der AS Rom, die aber auf die Transfereinnahmen angewiesen ist. Leipzig hatte grundsätzlich Interesse an einer Verpflichtung des mit 10 Treffern recht erfolgreichen Stürmers, aber nicht zu den aufgerufenen Konditionen. Weitere Stammkräfte scheint Leverkusen nicht zu verlieren, Lucas Alario soll wechselwillig sein, ob Bayer ihn nach dem Volland-Abgang aber gehen lässt, ist offen. Weitere Verstärkungen sind noch geplant – und dank der Havertz-Millionen wohl auch realistisch. Im Gespräch ist der französische Innenverteidiger Benoit Badiashile von Vollands neuem Klub Monaco. Weitere Spieler sollen folgen, auch Abgänge schließt Trainer Peter Bosz nicht aus, die von Leihgeschäften zurückehrenden Pohjanpalo, Retsos und Jedvaj dürften Kandidaten sein.

Wo gehen sie hin?

Ins Ungewisse. Zwei Wochen vor Saisonstart ist noch nicht abzusehen, mit welchem Personal Bayer die Saison angehen wird. Ob Leverkusen einen direkten Havertz-Ersatz überhaupt suchen wird oder die Lücke mit Eigenmitteln schließt, ist noch nicht abzusehen. Dass es abermals um die Champions-League-Plätze geht, ist dennoch nicht auszuschließen. Unter Peter Bosz spielt das Team einen gepflegten Ball, mit Edmond Tapsoba und vor allem Florian Wirtz hat der Verein interessante Spieler an Bord, deren Entwicklung erst am Anfang steht.

(Christian Spoo)