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 FSV Mainz

Wo kommen sie her?

Der Feststellung, dass 2019/20 eine seltsame Bundesliga-Saison war, werden viele zustimmen, aber das kollektive Kopfnicken wird in Mainz vermutlich noch eine Spur heftiger ausfallen als anderorts. Tabellenplatz 13 mit 5 Punkten vor dem Relegationsplatz klingen dabei zunächst mal unspektakulär nach „Pflicht erfüllt“. Ein 6:1 in Hoffenheim und ein 5:0 in Bremen könnten sogar furioses Offensivpotential in der Karnevalsstadt vermuten lassen, trügen aber über einen Torschnitt von 1.03 Treffern in den übrigen Partien hinweg, in denen man 13-mal gänzlich ohne Torerfolg blieb. Ein entscheidender Grund für die fehlende Durchschlagskraft war dabei, dass Stürmerstar Mateta fast die komplette Hinrunde nach einem Meniskusriss ausfiel und auch 2020 nie wieder ganz die Form der Vorsaison erreichte. So konnte erst am 33. Spieltag beim Heimspiel gegen Bremen der Klassenerhalt gesichert werden, womit man zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren nur ziemlich knapp über dem Strich steht.

Was passiert gerade?

Bislang gibt es wenig Spektakuläres an Mainzer Transfers zu berichten. Außer der Verpflichtung des jungen Innenverteidigers Luca Killian vom Absteiger SC Paderborn gibt es eine Reihe von auslaufenden Leihen in beide Richtungen und das Aufrücken einiger Spieler aus der Jugend. Ein größerer Einkauf wäre wohl nur möglich, wenn einer der Leistungsträger verkauft wird. Gerüchte dieser Art gibt es um Torjäger Robin Quaison (13 Treffer in der letzten Saison), Innenverteidiger Niakathé und auch den in der Hinrunde noch so arg vermissten Mateta. Jener fiel zuletzt bei Achim Beierlorzer nach einer Reihe von Verfehlungen vorübergehend in Ungnade und scheint damit am ehesten für einen Abgang prädestiniert zu sein. Zyniker könnten anmerken, dass Mateta im Gegensatz zu Beierlorzer immerhin schon seine Bundesligatauglichkeit nachgewiesen hat und man einen Zwist mit einem Trainer, der sein Amt vermutlich bis Weihnachten wieder los ist, nicht unbedingt allzu schwer bei der Kaderplanung bewerten sollte.

Wo gehen sie hin?

10 Jahre Erstligazugehörigkeit sind für einen Verein mit den Voraussetzungen von Mainz 05 eigentlich aller Ehren wert, aber es bleibt der Eindruck eines Abwärtstrends in den letzten Jahren. Der einst freche Außenseiter, der mit innovativen Trainern auch schon mal weiter vorne mitspielen konnte, ist dieser Tage eher eine graue Maus, bei der man sich fragt, ob Martin Schmidt da eigentlich schon Übungsleiter war oder ob das erst noch kommt (ich habe gerade nachgeschaut: ja, war schon da!). Achim Beierlorzer hat zwar den Nichtabstieg mit dem Team erreicht, aber große Fortschritte im Vergleich zur „Ära“ Sandro Schwarz hat der FSV kaum gemacht. Bleiben größere Veränderungen in den nächsten Wochen aus, kann man zumindest einen bundesligatauglichen und eingespielten Kader vorweisen. Aber Ziele, die darüber hinausgehen, noch 3 schlechtere Mannschaften zu finden, scheinen eher unrealistisch.

(Claus-Dieter Mayer)

 

Schalke 04

Wo kommen sie her?

Aus der Rückrunden-Hölle. Nach einem aus Gladbacher Sicht sehr ärgerlichen Sieg zum Auftakt folgte kein weiterer. Dank des Punktepolsters aus dem Jahr 2019 gerieten die Gelsenkirchener zwar dennoch nicht in Abstiegsgefahr, aber das 2020 war bis dato ein annus horribilis für Schalke. Neben der sportlichen Talfahrt war da auch noch die Corona-Krise, die offenbarte, wie wenig nachhaltig der Verein gewirtschaftet hatte. Eine Landesbürgschaft weiter macht die Mannschaft in der Vorbereitung ungefähr da weiter, wo sie in der Bundesliga aufgehört hatte. Einen Corona-Fall gab’s auch. Und dann war da noch die Sache mit dem witzereißenden großwildjagenden Fleischbaron...

Was passiert gerade?

4:5 gegen Verl, 1:3 gegen Uerdingen – und viele Personalfragen sind kurz vor Saisonstart noch offen. Königstransfer bis dato ist ein 36-jähriger Stürmer, der bei Hertha BSC Berlin aussortiert wurde. So mancher Spieler, den der Verein gerne von der Gehaltsliste hätte, steht noch drauf. Sportlich hat Schalke für Spieler wie Sebastian Rudy keine Verwendung mehr. Weston McKennie hätte sicher eine gute Rolle gespielt, sein Abgang hat rein finanzielle Gründe. Dagegen will mit Mark Uth ein Spieler nicht wirklich zurückkommen, den Schalke aber offiziell einplant. Gerne würde der Verein Sead Kolasinac von Arsenal zurückholen. Der Spieler hat offensichtlich auch Lust, würde gar auf Geld verzichten – ob Schalke ihn bezahlen kann, steht aber noch nicht fest. Derweil kämpft sich Ralf Fährmann vom Abstellgleis zurück ins Tor. Ob das Comeback des mehrfach verliehenen Keepers für seine Qualität oder gegen Schalkes Kaderplanung spricht, wird man sehen. Kurzum: Es ist viel in Bewegung und wenig davon ist angetan, beim Schalker Anhang Hoffnung auf deutlich bessere Zeiten zu wecken.

Wo gehen sie hin?

Nein, nicht runter. Dafür ist der Kader vermutlich doch zu stark und die Konkurrenz zu schwach. Viel wird davon abhängen, ob Ibisevic der einzige neue Stürmer bleibt und ob er sich als treffsicher erweisen wird und ob der Verein noch in die Lage kommt, das Team wenigstens ein bisschen zu verstärken. Aktuell sieht es danach aus, als würde Schalke die Spielzeit irgendwo zwischen Rang 11 und 15 beenden.

(Christian Spoo)

 

Union Berlin

Wo kommen sie her?

Man ist fast geneigt, von einem klassischen Verlauf der ersten Saison für den Aufsteiger des Vorjahres zu sprechen. Von vielen als Abstiegskandidat gehandelt, warf Union genau das in die Waagschale, das sie auszeichnet: Leidenschaft, Geschlossenheit und eine bemerkenswerte Heimstärke (27 von 41 Punkte), was ihnen dann auch den verdienten Klassenerhalt und ein zweites Jahr in Folge in der Bundesliga beschert. Wie stark und unangenehm Union im Stadion an der Alten Försterei sein kann, hat nicht zuletzt Borussia beim völlig verdienten 0:2 erfahren. Auswärts tat sich Union erwartungsgemäß schwerer, dennoch ließ sich das Abstiegsgespenst nie wirklich im Osten Berlins blicken. Ein Highlight für alle Unioner: der 1:0-Heimerfolg im Derby gegen Hertha BSC.

Was passiert gerade?

Einen der größten Transfercoups der Liga hat Union mit der Verpflichtung von Max Kruse gelandet. Nachdem die ersten Witze über Kruses Faible fürs Berliner Nachtleben erwartungsgemäß gemacht wurden, erscheint der Transfer tatsächlich für beide Seiten sinnvoll. Union bekommt einen sehr erfahrenen und an guten Tagen immer noch überdurchschnittlichen Bundesligaspieler, der seit Jahren beweist, dass er auch ein Führungsspieler ist und weiß, wo das Tor steht. Kruse ist mit allen Wassern gewaschen, taktisch klug und technisch stark. Kruse soll das gerade auswärts etwas lahme Offensivspiel der Berliner beleben und allgemein spielerische Elemente einbringen. Union hatte schon nach dem Aufstieg durch die Transfers von Neven Subotic und Christian Gentner gute Erfahrungen mit sogenannten „alten Haudegen“ gemacht. Subotic darf sich allerdings nach nur einem Jahr schon wieder einen neuen Verein suchen. Dafür wechselte Robin Knoche vom VfL Wolfsburg für die Innenverteidigung nach Köpenick. Als namhafter Abgang steht neben Subotic vor allem Sebastian Polter fest.

Ansonsten nervte Union zuletzt die Liga mal wieder mit einem eigenen „Weg“, um trotz der Corona-Pandemie wieder Zuschauer ins Stadion zu lassen, was nicht nur Max Eberl verärgert kommentierte. Der Verein gefiel sich schon immer in der Rolle des Einzelgängers. Nun ja.

Wo gehen sie hin?

Ja, das berühmte zweite Jahr des Aufsteigers. Beim 1. FC Union Berlin wird niemand so blauäugig sein und denken, dass etwas anderes als der Klassenerhalt ein ernsthaftes Ziel sein könne. Dass die klug verstärkte Mannschaft jedoch dem alten Gesetz folgend jetzt zu den ersten Abstiegskandidaten gezählt werden muss, ist jedoch nicht ausgemacht. Wenn Union seine Heimstärke beibehält und auswärts den ein oder anderen Nadelstich setzen kann, wird es schwer, die Mannschaft von Urs Fischer ans Ende der Liga zu spielen. Dafür ist das hintere Drittel der Liga zu ausgeglichen und vor Bielefeld, Mainz, Augsburg, Stuttgart oder Köln muss sich der 1.FC Union an guten Tagen nicht verstecken.

(Mike Lukanz)