Borussia jubeltDas Wichtigste zuerst: Borussia Mönchengladbach beendet die Hinrunde als bester Fußballverein des Landes auf dem zweiten Tabellenplatz und hat sich damit eine hervorragende Ausgangslage für die zweite Saisonhälfte geschaffen: Der Vorsprung auf den Tabellen-Vierten aus Dortmund beträgt 5 Punkte, auf den Tabellen-Siebten aus Hoffenheim gar 8. Ganz so bemerkenswert wie diese Bilanz war die letzte Partie in Berlin nicht, an die sich schon in ein paar Wochen niemand ernsthaft wird erinnern können und wollen. Nach schwacher erster Halbzeit gelang Borussia nach dem Seitenwechsel eine leichte Leistungssteigerung, die aber nicht ausreichte, um die unbequeme Spielweise des Klinsmann-Bollwerks zu knacken.

Christoph Kramer sprach nach der Partie von einem „Lerneffekt“, nach den späten Gegentreffern in der Vorwoche, sich dieses Mal in der Schlussphase mit dem einen Punkt zufrieden gegeben zu haben. So vernünftig es ist, gegen konterstarke Berliner nicht völlig ins offene Messer gelaufen zu sein, so wäre etwas mehr Geilheit auf den Sieg aber der noch etwas schönere Lerneffekt gewesen, angesichts der erneut zwei verlorenen Auswärtspunkte bei einem schlagbaren Gegner. Angesichts der überragenden Gesamtbilanz wollen wir heute allerdings nicht allzu kritisch sein mit der Mannschaft, die uns in den letzten Monaten so viel Freude beschert hat wie es kein Weihnachtsmann oder Christkind schöner tun könnte. Stattdessen nutzen wir die Gelegenheit, um Danke zu sagen, bei den Akteuren, die uns ein solch schönes Tabellenbild unter den Weihnachtsbaum gelegt haben.

Vielen Dank, Yann Sommer für eine erneut überragende Hinrunde. Es ist höchst beruhigend, auf einen Torwart vertrauen zu können, der einem jede Saison mehrere Punkte sichert. Peter Schmeichel nannte Dich völlig zurecht einen der besten Torhüter in Europa. Einer der erfreulichsten Höhepunkte dieser mit erfreulichen Höhepunkten gespickten Halbserie war daher die Nachricht von Deiner Vertragsverlängerung, die uns auch für die nächsten 3 ½ Jahre Beruhigung garantieren wird.

Vielen Dank, Nico Elvedi, der Du ebenfalls vor einer (automatischen) Verlängerung Deines 2021 auslaufenden Vertrags stehst, sobald Du auf eine bestimmte Mindestanzahl an Saisonspielen kommst. Mit bereits jetzt 24 Pflichtspielen kann es nicht mehr lange dauern, bis der Verein dies auch offiziell verkündet und damit für einen der ersten Höhepunkte des neuen Jahres sorgen wird. Denn inzwischen befindest Du Dich in der Innenverteidigung mit Weltmeister Ginter absolut auf Augenhöhe und giltst als eines der begehrtesten Talente auf dieser Position.

Vielen Dank, Matthias Ginter, der Du ebenfalls riesigen Anteil daran hast, dass Borussia mit nur 18 Gegentore die beste Defensive der Liga stellt. Auch Deine Vertragsverlängerung erwarten wir sehnsüchtig und hoffen, dass Du bald einsehen wirst, dass sich auch bei Borussia der nächste Entwicklungsschritt in Deiner Karriere bewerkstelligen lässt.

Vielen Dank, Tony Jantschke, unserem Mr. Zuverlässig, dem einige unter Marco Rose nicht mehr allzu viel zugetraut hatten. Sie alle belehrtest Du eines Besseren – zuletzt noch in Berlin, wo Du von den Fans zurecht zum Spieler des Spiels auserkoren wurdest. Angesichts Deiner gefühlt ewigen Vereinszugehörigkeit, die faktisch seit 2006 besteht, kann man kaum glauben, dass Du erst 29 Jahre alt bist und somit noch einige gute Jahre bei Deiner Borussia vor Dir hast.

Stefan LainerVielen Dank, Stefan Lainer, der Du noch nicht ganz so lange im Verein, aber bereits voll integriert bist. Was daran liegt, dass es bei Dir nur voll und ganz gibt. Spielerisch war es anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, Dir bei Deinen Kampfsau-Läufen auf der rechten Außenbahn zuzuschauen. Schon bald wurde aber selbst dem größten Favre-Feinschmecker-Fußball-Fan klar, warum Marco Rose ausgerechnet diesen Schützling aus Salzburg mitgebracht hat, der eine der wichtigsten Säulen im Team darstellt.

Vielen Dank, Ramy Bensebaini, einem weiteren Neuzugang, der voll eingeschlagen ist. Verletzungsbedingt zwar noch nicht bei ganz so vielen Partien am Start bezahltest Du gegen Wolfsberg anfänglich Lehrgeld. Doch davon hast Du Dich nicht beeindrucken lassen, sondern zuletzt mehrfach durch eine gesunde Mischung aus defensiver Kompromisslosigkeit und offensivem Ideenreichtum geglänzt. Wenn man bedenkt, dass Du noch immer Luft nach oben zu haben scheinst, darf man guter Hoffnung sein, dass Du Dich langfristig auf der Position des Linksverteidigers etablierst wie es in den letzten Jahren einem anderen Spieler gelungen war.

Vielen Dank, Oscar Wendt, der Du oftmals von einigen Fans sehr kritisch gesehen wirst. Ja, Dein Defensivspiel hat die eine oder andere Schwäche, die uns schon den einen oder anderen Nerv gekostet hat. Aber es hat seinen Grund, warum Du seit mittlerweile über sechs Jahren immer wieder Deinen Stammplatz bei Borussia verteidigen konntest. Mit inzwischen 34 Jahren ist es ganz natürlich, dass sich der Verein nach Alternativen umguckt, die er in Bensebaini gefunden zu haben scheint. Es wäre Dir aber zu wünschen, dass Deine tolle Karriere als Borusse im kommenden Mai einen gebührenden Höhepunkt finden wird.

Vielen Dank, Louis Jordan Beyer, der Du zwar noch immer auf den ganz großen Durchbruch wartest. Bei Deinen wenigen Einsätzen dieser Saison hast Du aber jedes Mal eine ordentliche Figur gemacht und Dich damit als eine hervorragende Alternative erwiesen. Nicht zuletzt Spielern wie Dir ist es zu verdanken, dass Borussia in der Breite mittlerweile eine der am hochwertig ausgeglichensten Mannschaften des Landes vorweisen kann.

Vielen Dank, Denis Zakaria, dem besten einer Vielzahl von sehr guten Spielern in dieser Hinrunde. Durch deine körperlichen Voraussetzungen hatten viele antizipiert, dass Du wie geschaffen sein müsstest für den Rose-Fußball. Gerade in der Defensivarbeit hast Du in diesem Jahr aber noch einmal einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht, sodass Du sogar in der Innenverteidigung auf überragendem Niveau eingesetzt werden konntest und einer der stärksten und leider auch begehrtesten 6er des Landes bist. Genau wie bei Matze Ginter wäre auch Deine Vertragsverlängerung für uns fast so schön wie ein Titelgewinn.

Vielen Dank, Tobias Strobl, dem Unglücksraben dieser Hinrunde. Erst waren es Knieprobleme, die Dich für den Saisonstart außer Gefecht setzten. Nach einem Kurzeinsatz im Derby lag es danach am Meniskus, dass Du erst am 10. Spieltag in den Kader zurückkehren konntest. So reichte es insgesamt zwar nur zu fünf Spielen, in denen Du aber mit Deiner gewohnten Zuverlässigkeit angedeutet hast, dass Du – wie so oft in den letzten Jahren – nie abgeschrieben werden darfst.

Vielen Dank, Christoph Kramer, einem weiteren Weltmeister und Ur-Borussen. Durch die Konkurrenzsituation im Mittelfeld war es für Dich nicht immer leicht, einen Startplatz zu ergattern. In deinen 15 Spielen hast Du aber sehr solide Arbeit abgeliefert und meist für Beruhigung gesorgt, was bei der manchmal etwas allzu bullig-wilden Angriffsreihe vor Dir ein wichtiges Gegengewicht war.

Vielen Dank, Florian Neuhaus, der Du sicher nicht zu 100 % mit dieser Hinrunde zufrieden sein wirst. Nachdem Du im Vorjahr als Shooting-Star zu den Topspielern gehört hattest, hast Du in dieser Saison in Deiner Leistung ein wenig stagniert. Trotzdem hast Du von allen offensiven Mittelfeldspielern die meisten Saisoneinsätze vorzuweisen, was zeigt, dass Du vieles richtig gemacht haben musst. Wenn Du in der Rückrunde noch etwas mehr von der Leichtigkeit und Unbeschwertheit aus dem Vorjahr wieder in Dein Spiel einbringen kannst, könntest Du und damit auch Borussia noch einmal ein ganz anderes Level erreichen.

Borussia beim FreistoßVielen Dank, Laszlo Benes, der Du die positivste Entwicklung in dieser Hinrunde genommen hast. Deine Leihe nach Kiel und die damit verbundene Spielpraxis scheint Dir sehr gut getan zu haben und mittlerweile ärgern wir uns jedes Mal, wenn wir Dich vor Spielbeginn nicht in der Startaufstellung finden können. Insbesondere Deine Stärke bei Standards fehlt gerade dann, wenn Du nicht dabei bist – so zuletzt in Berlin, wo Borussias Ecken meist gefährlicher für das eigene Tor als für das gegnerische waren. Etwas, was regelmäßig anders ist, wenn Du auf dem Platz stehst.

Vielen Dank, Jonas Hofmann, dem zweiten Standardexperten bei Borussia, der in Berlin aus diesem Grund ebenfalls vermisst wurde. Auch für Dich gilt wie für die drei vorgenannten Spieler, dass Du ein Grund dafür bist, warum der Konkurrenzkampf auf den Außenpositionen im Mittelfeld eine dermaßen brutal hohe Qualität hat.  

Vielen Dank, Fabian Johnson, der Du sicher keiner der Gewinner des neuen Rose-Systems gewesen bist, sondern unter dem oben beschriebenen Konkurrenzkampf wie kaum ein Zweiter gelitten hast. Es ist aber gut zu wissen, einen Spieler Deines Kalibers in der Hinterhand zu wissen, falls Borussia das alte Verletzungspech irgendwann doch mal wieder einholen sollte.

Vielen Dank, Lars Stindl, der Du nach gesundem Menschenverstand eigentlich noch gar nicht wieder auf Profi-Niveau Fußball spielen können dürftest. Seit Ende April 2018 warst Du 330 Tage lang verletzt, hast Dich jetzt aber zum zweiten Mal erfolgreich zurückgekämpft und direkt wieder Verantwortung übernommen. Deine Topform hast Du zwar noch nicht ganz wieder erreicht, aber auch so warst Du direkt wieder mittendrin und hast mit einigen wichtigen Toren und alleine mit Deiner Präsenz Deinen Beitrag zu dieser sensationellen Hinrunde geleistet. Für 2020 wünschen wir Dir, dass Du endlich mal wieder ein ganzes Jahr völlig verletzungsfrei durchspielen kannst.

Vielen Dank, Patrick Herrmann, einem weiteren Ur-Borussen, den viele vor dieser Saison kaum noch auf der Rechnung hatten. Du hast sie alle eines Besseren belehrt und harmonierst hervorragend mit Deinen nicht minder hochkarätigen Sturmkollegen. Durch Verletzungen ähnlich stark gebeutelt wie Stindl schienst Du in den letzten Jahren ein wenig von Deiner Schnelligkeit und Athletik eingebüßt zu haben, was Deinem Spiel nicht immer gut tat. Spätestens in dieser Saison hast Du aber wieder zu der Form zurückgefunden, die Dich einst in die Nationalelf beförderte, wo Du aus unserer Sicht auch bald wieder hingehörst, wenn Du an Deine Leistungen an der Hinrunde anknüpfst und Deutschland hoffentlich mal wieder einen brauchbaren Nationaltrainer bekommt, dem das Leistungsprinzip noch etwas bedeutet.

Vielen Dank, Breel Embolo, der Du drei schmerzhafte Jahre in Gelsenkirchen überstehen musstest, um jetzt endlich in Mönchengladbach Dein Glück zu finden. 6 Tore und 2 Assists stehen bei Dir zu Buche. Insbesondere beim 4:2 über Freiburg konntest Du nachweisen, welche Klasse in Dir steckt. Aber auch in den meisten anderen Partien warst Du eine absolute Bereicherung und perfekt abgestimmt auf Deine Sturmpartner.

Vielen Dank, Alassane Plea, der Du im vergangenen Jahr eine wechselhafte Saison gespielt hattest: Einer überragenden Hin- folgte eine schwache Rückrunde. In diesem Jahr konntest Du bislang wieder Dein Hinrunden-Gesicht zeigen. Dass Du damit nicht ganz so sehr in den Schlagzeilen standst wie im Vorjahr liegt einzig und allein daran, dass Du damals Alleinunterhalter im Angriff warst, während Dir inzwischen einige gleichwertige Sturmkollegen zur Seite stehen.

Thuram und seine EckfahneVielen Dank, Marcus Thuram, der Du mit dem vorigen Absatz ganz besonders gemeint warst. Deinen Einkauf hatten wir bereits im vergangenen Sommer sehr befürwortet. Dass Du Dich mit Deinen 22 Jahren aber so schnell so überragend in der Bundesliga einfinden würdest und auch noch diese Torgefahr entwickelst, kam auch für Insider überraschend. Dein Top-Spiel auf dem Platz wird zudem noch flankiert durch Deinen Charakter, mit dem Du die Herzen der Fans im Sturm erobert hast. Nicht nur aufgrund Deines Eckfahnen-Jubels bist Du bereits nach wenigen Monaten eine absolute Kultfigur und wirst dies hoffentlich noch für viele Jahre bleiben.

Vielen Dank, Raffael, der Du Dich mit Deiner Rolle als Edeljoker abgefunden hast. Es tut uns in der Seele weh, Dich jedes Mal im Aufstellungsbogen zu entdecken, dann aber bei den Wechseln meist Deinen Namen nicht vorzufinden. Du bist und bleibst einer der überragenden Borussen in diesem Jahrzehnt und es wäre Dir sehr zu wünschen, dass Du in der Rückrunde noch mit dem einen oder anderen entscheidenden Tor zum Saisonerfolg wirst beitragen können.

Vielen Dank, Ibrahima Traoré, der Du immerhin zum Saisonstart rund 10 Spielminuten mitwirken durftest und allen übrigen Ersatzspielern, die überhaupt nicht zum Einsatz gekommen sind. Die Aufzählung der 21 vorherigen Namen in diesem Artikel deutet an, wie stark Borussia inzwischen auch in der Breite besetzt ist – etwas worum sie inzwischen selbst von Bayern-Fans beneidet wird. Aber auch die Spieler dahinter nehmen für die Teamhygiene eine sehr wichtige Rolle ein.

Vielen Dank, Marco Rose und seinem Trainerteam, der Ihr die Vorschusslorbeeren als „gehyptestes Team Europas“ sogar fast noch übertreffen konntet. Wir alle wissen, wie vergänglich der Ruhm im Profifußball ist und wie erbarmungslos dies gerade die Trainer treffen kann. Noch viel mehr als durch die Ergebnisse habt Ihr Euch aber mit der Art und Weise wie Borussia unter Euch meist auftritt, bereits einigen Kredit bei uns erarbeitet. Die letzten 10 Tage dieser Saison haben gezeigt, dass noch viel Arbeit vor Euch liegen wird. Aber anhand Eurer nüchtern-realistischen Aussagen zu diesem Thema sind wir sehr zuversichtlich, dass Ihr dies erneut stark bewältigen werdet, um Borussia zukünftig sogar noch etwas stärker zu machen als sie ohnehin schon ist.

Vielen Dank, Steffen Korell und seiner Scoutingabteilung, die hinter dem Glanz des Sportdirektors oft etwas zurückstehen. Es steckt aber viel Detailarbeit darin, mit einem eingeschränkten Etat in Konkurrenz zu treten mit finanziell deutlich besser aufgestellten Vereinen aus Europa. Man muss jederzeit und überall etwas schneller und schlauer sein als der Rest, um Spieler wie Marcus Thuram oder Ramy Bensebaini vor anderen zu entdecken und einzuschätzen, ob diese zur Spielweise des Vereins passen. Dass Euch dies in dieser Saison wie so oft in den letzten Jahren gelungen ist, war einer der Schlüssel zur aktuellen Tabellenposition.

Vielen Dank, Max Eberl, unserem „Transfermeister“, was ihm zuletzt der kicker zum wiederholten Male bescheinigte. Die richtigen Spieler zu scouten ist das eine, diese dann aber zu überzeugen, den nächsten Schritt bei Borussia zu gehen, ist eine andere Sache. Wir sind jedenfalls heilfroh, dass die Bayern inzwischen auf Management-Azubi Salihamidzic setzen und den besten Manager der Liga dort belassen wo er (hoffentlich noch für sehr viele Jahre) hingehört – beim besten Verein des Landes.