Auf nach DanzigSo überragend es bislang in der Bundesliga läuft, so enttäuschend ist die bisherige Ausbeute in der Europa-League. Mit zwei Punkten ziert Borussia das Tabellenende ihrer Gruppe und läuft damit immer noch dem blamablen 0:4 aus dem Wolfsberg-Debakel hinterher. Einen nicht unbedingt zu erwartenden Punkt konnte sie mit Hilfe des Schiedsrichters aus Rom stibitzen. Sollte am kommenden Donnerstag im Rückspiel noch ein Dreier hinzukommen, wäre die Mannschaft wieder voll auf Kurs und hätte beste Chancen, im internationalen Wettbewerb zu überwintern.

Dank der Ergebnisse am letzten Spieltag ist die Partie aber keineswegs das ganz große Schicksalsspiel, das einige Medien zu inszenieren versuchen. Selbst bei einer Niederlage wäre noch lange nichts verloren – bei einem zeitgleichen Remis in Wolfsberg hätte man es theoretisch sogar immer noch in der eigenen Hand weiterzukommen. Angesichts der jüngsten Erfolge und Auftritte in der nationalen Liga gibt es aber keinen Grund, vor dem dreifachen italienischen Meister in Demut zu versinken. Mit der aktuellen Leistung befindet sich die Elf von Marco Rose auf Augenhöhe mit den Italienern, selbst wenn diese gleichfalls in den letzten Wochen wieder zu ihrer alten Stärke zurückgefunden haben. Noch immer steht der „Vorwurf“ im Raum, Borussia habe diese Saison gegen große Mannschaften noch kein Spiel gewonnen. Diesen könnte sie mit einem Sieg über die Roma endgültig ausräumen.

Die Details zur römischen Mannschaft wurden vor dem Hinspiel bereits im Detail herausgearbeitet und es sei jedem empfohlen, sich diese ausführlichen Ausführungen vor dem Spiel am Donnerstag noch einmal im Detail durchzulesen. Das 1:1 gegen Gladbach war für die Roma das vierte Remis in Folge gewesen. Seitdem folgten zwei ebenso wichtige wie prestigeträchtige 2:1-Heimsiege über den AC Mailand und SSC Neapel sowie unter der Woche ein überzeugendes 4:0 in Udine. All diese Erfolge waren zudem verdient, sodass die Roma mit jetzt 22 Zählern auf Rang 3 die Riege der Verfolger des Spitzenduos anführt. In Bestform ist die Mannschaft nicht weit entfernt von Juventus und Inter. Zudem gehören mit Zaniolo, Kluivert oder Diawara einige entwicklungsfähige Jungspieler zu den Leistungsträgern.

Amadou Diawara war in den letzten Monaten zwar verletzt, kehrte aber Anfang dieser Woche erstmals wieder ins Training zurück, sodass er ggf. schon am Donnerstag ein Kandidat sein könnte. Gerade auf seiner Position im defensiven Mittelfeld fehlt mit Bryan Cristante bereits eine wichtige Stammkraft, sodass Jordan Veretout seit Wochen unersetzlich ist. Neben ihm wurde zuletzt Innenverteidiger Gianluca Mancini vorgezogen, was bislang gut funktioniert. In der Viererkette dürften damit Kolarov, Smalling und Fazio gesetzt sein. Auf rechts bieten sich mit Florenzi und Spinazzola zwei weitgehend gleichwertige Alternativen. Offen ist ansonsten wohl nur die Frage, ob im zentralen offensiven Mittelfeld Diego Perotti oder Javier Pastore eingesetzt wird oder ob ggf. der wiedergenesene Türke Cengiz Ünder sein Startelfcomeback gibt.

Zu achten ist für Borussia besonders auf dreierlei:

Die Standards, die insbesondere von Aleksandar Kolarov sowohl direkt als auch indirekt meist gefährlich werden. Im Hinspiel wusste Nicolo Zaniolo dies zu nutzen und der junge Shooting-Star ist nicht erst seitdem in bestechender Form. Wurde er zu Saisonbeginn noch zentral eingesetzt, so hat er mittlerweile auf der linken Angriffsseite sein Glück gefunden, wo er deutlich stärker agiert. Zu guter letzt ist ein Edin Dzeko immer eine Erwähnung wert, wenn es um Torgefahr geht. Der Bosnier trifft statistisch in jedem zweiten Spiel. Im Hinspiel hat er es bekanntlich nicht getan…Alassane Plea

Verzichten muss Trainer Paulo Fonseca weiterhin auf Cristante, Kalinic, Pellegrini, Zappacosta sowie auf Henrikh Mkhitaryan. Aber auch Borussia plagen bekanntlich Verletzungssorgen, wenngleich sich dies zuletzt etwas zu bessern schien. Matthias Ginter spielte am Samstag ebenso wie Kramer und Jantschke durch und speziell der Heilungsverlauf bei Kapitän Lars Stindl ist angesichts der Länge der letzten Verletzungen höchst erfreulich. Neben ihnen könnten auch Alassane Plea und Ramy Bensebaini in den Kader zurückkehren. Fraglich aber, ob es für sie direkt wieder für einen Startelfeinsatz reichen wird. Ebenso fraglich ist dies bei Marcus Thuram und Nico Elvedi, die kleinere Blessuren aus der letzten Partie davongetragen haben. Auf Embolo, Raffael und Johnson wird Marco Rose in jedem Fall weiter verzichten müssen.

In jedem Fall wird er aber trotzdem eine schlagkräftige Mannschaft aufstellen können, die den Römern in einem Heimspiel auf Augenhöhe begegnen und sie an einem guten Tag definitiv schlagen kann. Wir erinnern uns: Borussia hatte im Vorjahr eine Rekordserie von 12 Heimsiegen in Folge aufgestellt, auf die eine Serie von 10 sieglosen Partien im Borussia-Park folgte. Jetzt sind es immerhin auch schon wieder drei Erfolge in Serie. Es wäre nichts dagegen einzuwenden, wenn die Mannschaft diese am Donnerstag fortsetzt und anschließend gerne wieder bis in die Zweistelligkeit ausbaut.

Borussia: Sommer – Jantschke, Ginter, Bayer – Lainer, Kramer, Zakaria, Hofmann, Wendt –Herrmann, Stindl

AS Rom: Lopez – Florenzi, Fazio, Smalling, Kolarov – Veretout, Mancini – Kluivert, Pastore, Zaniolo - Dzeko

Michael Heinen: Es wird ein hartes Stück Arbeit, denn die Roma ist rechtzeitig zum Showdown mit dem Bundesliga-Spitzenreiter wieder in Form gekommen. Daher gibt es erneut ein 1:1, was ein ordentliches Resultat ist, solange Wolfsberg sein zeitgleiches Spiel gegen Istanbul nicht gewinnt.

Christian Spoo: Trotz der Rückkehr einiger Patienten läuft Borussia auf der Felge. Alles Engagement reicht gegen Rom nicht. Die 1:2-Niederlage bedeutet, dass sich das Team ab sofort ganz auf das Verteidigen der Bundesliga-Tabellenführung konzentrieren kann.

Mike Lukanz: Flutlicht, Gegner mit Renommee, sportlich wichtig, Selbstbewusstsein im Tam. Es ist alles angerichtet für einen großen Abend. Den wird es auch geben, das 2:2 wird viel Kraft kosten und nicht unbedingt das Weiterkommen garantieren. Und stets begleitet der Gedanke: bloß keine Verletzten mehr.

Thomas Häcki: Auch wenn Borussia auf der Felge läuft, verleiht das neue Selbstbewusstsein Flügel. Am Ende steht ein kraftkostendes 2:1, nicht unbedingt brillant, aber ein Zeichen der Willenskraft.

Uwe Pirl: Die Italiener sind (Achtung, jetzt kommen Klischees) mit allen Wassern gewaschen, Catenacciokünstler, teilen defensiv knochenhart aus, sind offensiv große Schauspieler, bearbeiten 90 Minuten den Schiedsrichter und tragen alle Sonnenbrille und Gel im Haar… Na und? Egal wie schwer das Spiel wird, in der Verfassung der letzten Wochen kann Borussia jeden schlagen. Gladbach gewinnt 3:1 und hält den Traum vom Weiterkommen offen.

Claus-Dieter Mayer: Ein frühes Tor und auf einmal geht auch internationaler Fußball ganz leicht. Mit einem 4:0-Heimsieg gegen eine desinteressiert wirkende Roma setzt Borussia ein Ausrufezeichen und ist wieder voll im Rennen um die Europa-League.