Losglück hatte Borussia Mönchengladbach nicht, in der ersten Runde des DFB-Pokals wartet der zumindest formal schwerstmögliche Gegner. Der SV Sandhausen war einer der wenigen Zweitligisten, auf die Borussia treffen konnte. Wegen der Abschlussplatzierung – 15. nach dem letzten Spieltag – landeten die Kurpfälzer im zweiten Topf. Ob Sandhausen auch real der schwerstmögliche Gegner ist, werden wir am Freitag Abend sehen. Nicht wenige Borussenfans glauben, dass die Mannschaft vor dem euphorisierten Publikum eines Traditionsteams aus der Dritten- oder Regionalliga mehr Probleme bekommen könnte. Tatsächlich ist das Sandhäuser Stadion nicht eben als Hexenkessel bekannt. Der Klub, der seit sieben Jahren ununterbrochen in der zweiten Liga spielt, hat eine überschaubare Anhängerschaft. Zum ersten Heimspiel der neuen Saison gegen Aufsteiger Osnabrück kamen kaum mehr als 5000 Zuschauer. Selbst das Pokalspiel war Stand Mittwoch Nachmittag noch nicht ausverkauft. 15.300 Menschen passen ins Hardtwaldstadion.

Gegen Osnabrück kassierte der SVS die erste Niederlage im zweiten Spiel. Zuvor hatte es ein 1:1 bei Holstein Kiel gegeben. In beiden Spielen traten die Sandhäuser engagiert auf. Gegen Osnabrück gab es ein klares Chancenplus, so dass die Trainer und Spieler nach der Partie in der Analyse selten ohne die Worte „bitter“ und „enttäuscht“ auskamen. Das Problem in diesem Spiel war die Effizienz vor dem Tor. Das müsse man abstellen, schlussfolgerte Trainer Uwe Koschinat im Hinblick auf das Pokalspiel, denn gegen Borussia werde man wohl nicht so viele Torchancen bekommen. So er das Testspiel der Gladbacher gegen Chelsea gesehen hat, sollte ihm eine gewisse Anfälligkeit des Erstligisten in der Defensive allerdings durchaus aufgefallen sein. Koschinat, lange Jahre Trainer von Fortuna Köln, macht aus der Aufstellung seines Teams kein großes Geheimnis. Die Startelf werde mit ein-zwei Änderungen die gleiche sein, wie im Ligaspiel gegen Osnabrück. Bekanntester Akteur im Kader von Sandhausen ist Denis Diekmeier, Urgestein des Hamburger SV. Seit Januar ist der erfahrene Außenverteidiger beim SVS und seit dieser Saison auch Kapitän. Über nennenswerte internationale Erfahrung verfügen der Ex-Kölner Mario Engels, der im benachbarten Ausland (Polen, Niederlande) Erstligaerfahrung sammelte, und der isländische WM-Teilnehmer Rúrik Gíslason. Der marokkanische Nationalspieler Aziz Bouhaddouz fehlt verletzt.

Auch Borussias Trainer Marco Rose gab vor dem Spiel klare Hinweise auf das Personal, mit dem er seine erste Pflichtaufgabe im neuen Job anzugehen gedenkt. Die Startelf im letzten Test gegen Chelsea habe er nicht zufällig ausgewählt. Er schloss nicht aus, mit demselben Team auch in Sandhausen zu beginnen. Der einzige aus diesem Team, der seinen Platz eher aus Verlegenheit innehat, ist Tobias Strobl, der vom Ausfall Christoph Kramers profitiert. Kramer hatte zuletzt immerhin die Hoffnung geäußert, von seinem Bänderriss zum Liga-Auftakt gegen Schalke wieder soweit genesen zu sein, dass es dann für einen Kaderplatz reichen könnte. Michael Cuisance wird wohl zunächst auf der Bank sitzen, wenngleich Rose den Franzosen in der Pressekonferenz vor dem Spiel ausdrücklich lobte. Im Sturm hat Marcus Thuram einen ordentlichen Eindruck hinterlassen, so dass er wohl erneut den Vorzug vor Breel Embolo und Patrick Herrmann bekommen dürfte. Raffael spielt in den Überlegungen von Marco Rose zumindest für die erste Elf zur Zeit keine Rolle. Inwieweit es in Sandhausen schon den viel apostrophierten „Rose-Fußball“ zu sehen geben wird, ist angesichts der Kräfteverhältnisse kaum vorherzusagen. Sollte Sandhausen sich einigeln, wird Borussia die Pressingmaschine gar nicht erst anwerfen müssen. Ob die zusätzlichen Meter, die zu absolvieren laut Rose noch nicht jeder Spieler als selbstverständlich erachtet, am Freitag Abend überhaupt nötig sein werden, wird der Spielverlauf zeigen.

Ein Pokalspiel bei einem Zweitligisten ist in keinem Fall ein Selbstläufer. Das sollte Rose seiner Mannschaft nachdrücklich klar machen. Dass Borussia in Sandhausen klarer Favorit ist, liegt dennoch auf der Hand. Alles andere als ein Weiterkommen wäre eine schwere Hypothek für den Saisonauftakt in der Bundesliga am folgenden Wochenende.

Mögliche Aufstellung

SV Sandhausen: Fraisl – Diekmeier, Nauber, Zhirov, Paqarada – Linsmayer, Zenga – Behrens, Türpitz, Engels – Gíslason

Borussia: Sommer – Lainer, Elvedi, Ginter, Wendt – Strobl – Neuhaus, Zakaria, Hofmann – Thuram, Plea

SEITENWAHL-Prognose

Christian Spoo: Borussia kommt gut ins Spiel und nimmt dem Zweitligisten früh den Wind aus den Segeln. Für mehr als einen Ehrentreffer ist Sandhausen beim 1:4 an diesem Freitag Abend nicht gut.

Mike Lukanz: Eine noch nicht eingespielte Mannschaft, ein neuer Trainer und ein neues System; das alles auswärts bei einem Zweitligisten. Alles Zutaten, die ein frühes Aus im Pokal als denkbares Szenario erscheinen lassen. Da ich bei meiner Rückkehr in die Redaktion nicht sofort den Über-Pessimisten geben will, ringe ich mich zu einem 1:0-Sieg nach Verlängerung durch.

Uwe Pirl: Borussia läuft sich langsam warm. Und wenn Borussia richtig heiß läuft, ist auch Sandhausen kein Hindernis. Borussia gewinnt 5:1

Michael Heinen: Borussia tut sich schwer, kann sich mit viel Mühe und einem 2:1-Auswärtssieg durchsetzen.

Thomas Häcki: Dank eines engagierten Beginns startet die Borussia erfolgreich in die neue Saison. Das es beim 2:1-Erfolg am Ende noch knapp wird, zeigt, wieviel Arbeit noch notwendig ist.

Claus-Dieter Mayer: Relativ ungefährdert, aber auch ohne zu glänzen, gewinnt die Borussia 3:1.