Nachdem die Medien schon eine Weile über diesen Transfer munkelten, steht seit Sonntag nun fest, dass Borussia Vincenzo Grifo vom SC Freiburg verpflichten wird. Nach Medienangaben nutzt die Borussia dabei eine Austiegsklausel im Vertrag Grifos und zahlt eine Ablöse von 6 Millionen Euro. Obwohl italienischer Nationalität hat der in Pforzheim geborene Grifo sein fussballerische Karriere komplett in Deutschland verbracht und dabei mit dem  Karlsruher SC (Jugend), der TSG Hoffenheim, Dynamo Dresden, dem FSV Frankfurt und zuletzt Freiburg schon einige Adressen abgeklappert. Obwohl Grifo schon 2012/13 als 19-jähriger mehrfach in Hoffenheim in der Bundesliga zum Einsatz kam, schaffte er seinen richtigen Durchbruch erst in den vergangenen beiden Jahren im Breisgau wo er mit insgesamt 20 Toren maβgeblich am Aufstieg und der dann folgenden Qualifikation für die Europa-League beteiligt war. 

Grifo ist ein technisch versierter offensiver Mittelfeldspieler, der auch als guter Standardschütze gilt. In Freiburg spielte er als Rechtsfuss meist im linken Mittelfeld. Er ist allerdings weniger der Typ Flügelflitzer den Borussia in den vergangenen Jahren im äusseren Mittelfeld bevorzugte (Johnson, Herrmann, Taoré, Hoffmann), so dass man darüber spekulieren kann ob Grifo vielleicht eher als Ergänzung zu Stindl und Raffael in der zentralen Offensive verpflichtet wurde. Angesichts der Verletzungsanfälligkeit des auch nicht jünger werdenden Raffels in der abgelaufenen Saison (nur 20 BL-Spiele in der vergangenen Saison) erscheint dies nicht abwegig.

Interessanterweise ist Grifo der erste italienische Spieler, den Borussia in seiner langen Bundesligageschichte verpflichtet, aber aufgrund seines Aufwachsens in Deutschland ist der Transfer letztendlich eher Bestätigung als Ausnahme der Regel: Auch in Zukunft werden sich Borussias ausländischen Einkäufe vermutlich mehr auf die kleine Ligen in Skandinavien oder der Schweiz konzentrieren als auf Italien oder England.

Ähnlich wie vor 4 Jahren steht die Borussia nach einer durchwachsenen Saison vor der anspruchsvollen Aufgabe den Kader so umzugestalten, dass man in den nächsten Jahren wieder konkurrenzfähig im Rennen um internationale Plätze ist. Damals gelangen Max Eberl mit Raffael, Kruse und Kramer drei Transfers die das Niveau der Mannschaft unmittelbar erhöhten. Mit der Verpflichtung Grifos scheint ein guter Anfang für diese Transferperiode gemacht worden zu sein, aber es bleiben noch erhebliche Baustellungen bestehen: Im defensiven Mittelfeld hat man mit Xhaka und Dahoud innerhalb eines Jahres eines der besten Sechser-Duos der Liga verloren. Auch wenn Kramer ein zuverlässiger und sehr solider Spieler ist und Benes Entwicklung hoffen lässt herrscht hier dringender Bedarf. Ähnlich ist es in der Innenverteidigung wo mit Stranzl, Brouwers und jetzt Christensen drei weitere Eckpfeiler innerhalb eines Jahres verschwunden sind. Sich allein auf Kolo und Vestergaard zu verlassen wäre leichtsinnig. Da Hecking ein grösserer Freund des Zentralstürmers zu sein scheint als seine beiden Vorgänger, könnte dies ein dritter Bereich sein, in dem die Borussia nachbessern will, vor allem wo die gesundheitliche Zukunft des vor 2 Jahren genau dafür verplichteten Drmic ungewiss erscheint. Der mögliche Abgang von Andre Hahn wäre ein weiteres Argument die Offensive um einen Spieler mit mehr physicher Präsenz zu ergänzen. 

Es wird also zweifelsohne ein interessanter und wichtiger Transfersommer für die Borussia, der mit darüber entscheiden wird ob der diesjährige neunte Platz ein Ausrutscher nach unten war oder ob die Jahre der Borussia als Stammgast im oberen Tabellendrittel vorerst vorbei sind.