Borussia trifft am Freitagabend in einem für den weiteren Saisonverlauf durchaus richtungsweisenden Spiel auf Eintracht Frankfurt, eine der bisher eher positiven Überraschungen der Saison. Dass die Eintracht nach 8 Spielen mit 14 Punkten und Kontakt zur Spitzengruppe auf Platz 7 steht, Borussia Mönchengladbach jedoch drei Punkte dahinter „nur“ auf Platz 10, war nicht Gegenstand der üblichen Saisonprognosen. Stattdessen sahen die meisten Experten Frankfurt im unteren Mittelfeld, eher mit Kontakt zu den Abstiegsrängen. Fredi Bobic als Manager und Niko Kovac als Trainer sahen sich Fragen bzgl. ihrer dauerhaften Bundesligatauglichkeit ausgesetzt. Gleiches galt für den eher unscheinbar verstärkten Kader. Der Seitenwahl-Schnellcheck bildete hier keine Ausnahme.

Bisher kam es anders: Siege gegen Schalke, Leverkusen, Ingolstadt und den HSV sowie beachtenswerte Unentschieden gegen Hertha und Bayern München verschafften den Frankfurtern eine gute Ausgangsposition. Deutlich wird, dass die Mannschaft einerseits in der vergangenen Saison wahrscheinlich unter Wert spielte, andererseits aber sinnvoll und aufgrund der Ausleihen preisgünstig verstärkt wurde (auch wenn man sicherlich darüber diskutieren kann, ob das System zahlreicher Ausleihen nachhaltig sein kann) und auch einige Ausfälle verkraften kann. Am Freitag werden immerhin Anderson, Russ, Varela, Blum, Stendera und auch Alex Meier (nach Gesäßmuskelverletzungen steht es damit 1:1) fehlen. Aufgrund dessen, dass man derzeit über den eigenen Erwartungen rangiert, können die Frankfurter befreit aufspielen. Ein Feuerwerk werden sie trotz des bisher durchaus gut anzuschauenden Kombinationsspiels nicht abbrennen. Eher ist mit einer massierten Defensive hinter einem Ein-Mann-Sturm Hrgota (bisher in der Bundesliga übrigens noch torlos, was hoffentlich so bleibt) und dem bisher neben Alex Meier torgefährlichsten Spieler, dem Mexikaner Fabian (3 Tore) leicht dahinter zu rechnen.

Dem gegenüber steht Borussia Mönchengladbach durchaus unter Druck. Die derzeitige Platzierung passt nicht zu den eigenen Ansprüchen, noch nicht einmal zu dem selbst auferlegten Einstelligkeitsmantra. Die letzten drei Bundesligaspiele waren Spiele zum Vergessen und lägen nicht die Siege gegen Glasgow in der Champions League und den VfB Stuttgart im Pokal dazwischen, würde man wohl lauteres Raunen vernehmen. Insofern geht es am Freitagabend um einiges: Wird das Spiel gewonnen, bleibt der Abstand zur Spitze mindestens gleich, man könnte nach Punkten mit Frankfurt und vielleicht Dortmund gleichziehen bzw. sich eventuell an Freiburg und Mainz vorbeischieben. Verliert Borussia und gewinnen auch Dortmund und Köln ihre Spiele, sind die internationalen Plätze bis auf Weiteres sehr weit weg und Borussia sitzt im Mittelfeld fest.

Volle Konzentration ist also angesagt. Die Voraussetzungen für einen Erfolg haben sich nicht wesentlich verändert: Nach wie vor fallen Dominguez, Christensen, Traoré und Hazard definitiv aus; bei Raffael ist ein Mitwirken ungewiss und ein Einsatz von Anfang an ziemlich unwahrscheinlich. Borussia wird also alles andere als in Bestbesetzung auflaufen. Dennoch – es ist ein Heimspiel, also besteht Grund zum Optimismus. Auch ein Vergleich der möglichen Anfangsformationen legt einen leichten Qualitätsvorteil auf Seiten von Mönchengladbach nahe.

Welche Änderungen André Schubert in der Startelf vornehmen wird, ist schwer vorherzusehen und hängt sicherlich auch davon ab, in welcher Verfassung die am Dienstag ausgewechselten Strobl und Kramer sich präsentieren können.

Schöpft man dieses Potential aus und nutzt man den Heimvorteil und die Flutlichtatmosphäre zu einer konzentrierten Leistung, kreiert man nicht nur Torchancen, sondern nutzt man diese auch, dann, ja dann wird ein Sieg der Borussia am Freitag für gute Laune im Park sorgen. Aber eben auch nur dann, dessen sollten sich alle bewusst sein.

 

Mögliche Aufstellungen:

Borussia: Sommer - Korb, Vestergaard, Elvedi - Strobl, Kramer - F. Johnson, Wendt - Dahoud, Stindl - Hahn

Eintracht: Hradecky - M. Hector, Abraham, Vallejo - Chandler, Mascarell, Huszti, Oczipka - Fabian, Gacinovic – Hrgota

 

Der Seitenwahl-Tipp:

Uwe Pirl:  Der Heimvorteil machts möglich. Borussia wird Mühe haben gegen sich heftig wehrende Frankfurter. Dennoch steht am Ende der nötige Sieg. 2:1 für Borussia. Ach ja: Vergessen wir Hrgota nicht … (man verzeihe mir das Bild im jetzt falschen Trikot).

Christoph Clausen: Wie robbt man sich auf rohen Zahnfleisch ins Ziel? Wer das besichtigen will, schaue am Freitagabend im Borussia-Park vorbei. Nach dem erquälten 1:0-Heimsieg wollen alle nur noch ins Bett.

Thomas Häcki: Besonders schmerzhaft ist es, wenn man unerwartet auf den Boden der Tatsachen geholt wird. Die Borussia erlebt einen schwarzen Abend und verliert mit 1:3. Noch schmerzhafter ist allerdings, dass man sich im Mittelmaß wiederfindet. Irgendwie scheint man sein Potential nicht abrufen zu können.

Claus-Dieter Mayer: Auch wenn es weitaus unbequemer wird als im Vorjahr, zeigt die ersatzgeschwächte Borussia Moral und erkämpft letztendlich einen 2:1 Sieg, der uns etwas näher da hinbringt, wo wir herkommen: nämlich regelmässige Qualifikation für internationale Plätze!

Michael Heinen: Frankfurt ist ein unbequemer, unberechenbarer Gegner. Daheim ist Borussia aber eine Macht und das ist auch gut so. Daher gibt es einen 2:1-Sieg. 

Christian Spoo: Frankfurt macht Borussia mehr Probleme als in der vergangenen Saison, trotzdem ist das Ergebnis das gleiche: 3:0 für uns.