Nur drei Tage nach dem glorreichen Sieg über den FC Bayern wartet auf Borussia die nächste von der Papierform unlösbare Aufgabe bei einem internationalen Topverein. Beim englischen Vizemeister Manchester City endet am Dienstag ab 20.45 Uhr die erste Champions League Saison der Fohlenelf. Zur gleichen Zeit wird sich entscheiden, ob es im kommenden Jahr zumindest in der Europa-League weitergehen wird. Im Fernduell mit dem FC Sevilla besitzt Gladbach nach dem 4:2-Erfolg vorletzte Woche nunmehr die bessere Ausgangsposition. 2 Punkte Vorsprung gilt es zu verteidigen, was entweder dann gelingt, wenn die Spanier ihre Heimpartie gegen Juventus Turin nicht gewinnen und/oder wenn Borussia ein weiterer Coup mit einem Sieg auf der Insel gelingt. Eins steht aber in jedem Fall fest: Ein Unentschieden wird tabellarisch keinen Unterschied machen, so dass sich die Elf von André Schubert jegliches Rechnen ebenso sparen kann wie einen Seitenblick nach Sevilla. Es zählt nur ein Sieg und dieser ist nach den zuletzt gezeigten Leistungen keinesfalls Utopie.

Da wäre zum einen die fast schon unheimliche Serie von 26 Punkten aus den letzten 10 Bundesligaspielen. Auf der Gegenseite befinden sich die Engländer in wenig überzeugender Form, konnten sie doch nur zwei der letzten sechs Pflichtspiele gewinnen. Drei Niederlagen setzte es in diesem Zeitraum, darunter ein 1:4 daheim gegen den FC Liverpool und zuletzt ein 0:2 bei Stoke City, wo sich ein gewisser Marko Arnautovic für beide Tore verantwortlich zeigte.

Auch für Manchester zählt nur ein Sieg, um bei einer gleichzeitigen Niederlage von Juventus Turin deren 2-Punkte-Vorsprung zu kompensieren und sich doch noch Platz 1 in der Gruppe zu sichern. Für Mannschaft und Trainer wäre es aber ebenfalls wichtig, nach den schwachen Resultaten der letzten Wochen und der zunehmend aufkeimenden Kritik noch vor der Winterpause für Ruhe zu sorgen. Die Gerüchte um eine mögliche Ablösung von Trainer Manuel Pellegrini durch Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti halten sich hartnäckig und dürften bei einer Niederlage gegen die internationale No-Name-Truppe aus diesem Monchengladbach weiter befeuert werden.

Immerhin finanziell kann es dem Scheich-Club egal sein, wie weit es sie in diesem Jahr in der Champions League trägt. Nachdem soeben weitere 377 Mio. Euro von chinesischen Investoren zugesagt wurden, beschäftigen sich die Vereinsbosse mittlerweile mit so dringlichen Fragen, ob sie ihren Fans das Entfernen des tätowierten Vereinslogos bezahlen sollen, wenn dieses demnächst geändert wird.

Die Sorgen des Noch-Trainers sind da gänzlich anderer Natur, denn ihm werden am Dienstag einige Stammkräfte fehlen. Mit Vincent Kompany und Martin Demichelis fehlt verletzungsbedingt die bundesliga-erfahrene Stamm-Innenverteidigung. Gerade der Ausfall von Kompany wurde zuletzt für die ungewöhnlichen Schwächen in der Defensive verantwortlich gemacht.

Während im defensiven Mittelfeld der Ausfall von Fernando Reges schmerzt, kehrt mit Yaya Touré einer der Stars des Teams in den Kader zurück. Ob die ivorische Kampfmaschine nach wenigen Trainingseinheiten direkt zum Einsatz kommen wird, entscheidet sich erst am Spieltag. Er wäre jedenfalls neben dem gesetzten Fernandinho die offensivere Variante gegenüber dem alternativ einsatzfähigen Fabian Delph.

Auch im Angriff gibt es gute Kunde für Borussia, denn mit Sergio Aguero fällt - neben Demichelis - auch der zweite Torschütze aus dem Hinspiel aus. Der Argentinier ist Citys torgefährlichster Akteur und verfügt über deutlich mehr Qualität als sein ivorischer Ersatz Wilfried Bony. Doch Torgefahr droht bei Manchester zusätzlich aus dem offensiven Mittelfeld, wo David Silva ein glänzender Vorbereiter ist und Kevin de Bruyne sowie Raheem Sterling an guten Tagen absolute Weltklasse verkörpern.

Es wird daher eine mindestens genauso schwere Aufgabe wie noch am vergangenen Samstag und Borussia wird einen mindestens so guten und glücklichen Tag benötigen, um Platz 3 aus eigener Kraft zu verteidigen. André Schubert dürfte dabei keine Änderungen vornehmen und es erneut im nunmehr bewährten 3-5-2-System versuchen. Es sei denn, er wartet erneut mit einer faustdicken Überraschung auf und düpiert damit die nächste Weltklasse-Truppe.

Manchester: Hart - Sagna, Mangala, Otamendi, Kolarov  - Touré, Fernandinho - de Bruyne, Silva, Sterling - Bony

Borussia: Sommer - Elvedi, Christensen, Nordtveit - Korb, Dahoud, Xhaka, Johnson, Wendt - Stindl, Raffael

Seitenwahl-Tipps

Michael Heinen: Es ist weder Fisch noch Fleisch, aber am Ende muss sich Borussia mit einem achtbaren 1:1 in Manchester zufrieden geben. Ob das reicht, wird in Sevilla entschieden. Borussia kann in jedem Fall stolz sein auf ein gelungenes Debüt in der Champions League.

Christian Spoo: Die beste Mannschaft der Welt geschlagen, aber gegen Hoffenheim nur knapp an einer Niederlage vorbeigeschrammt. Was heißt das für Manchester? Leider gar nichts. City gewinnt 2:0 und alle Borussen sind plötzlich glühende Juve-Fans. Wenn Gigi Buffon wüsste...

Thomas Häcki: Eigentlich ist Sevilla bzw. Juve wichtig. Da sich die Italiener keine Blöße geben, überwintert die Borussia in Europa. Das 1:1 in Manchester ist da der Zuckerguss auf dem ohnehin schon süßen Kuchen.

Christian Heimanns: Im gegenwärtigen Höhenflug scheinen die Borussen unbesiegbar. Gut, das schienen die Bayern auch, aber Borussia muss ja nicht gegen sich selbst antreten und holt sich ein 2:2 in Manchester.

Christoph Clausen: Auch in Manchester hält die Borussia gut mit und schnuppert sogar an der Sensation. Weil man, anders als am Samstag, die (wenigen) Chancen aber nicht nutzt, steht am Ende ein unglückliches 0:1.