Es war fürwahr eine große sportliche Veranstaltung, dieses erste Champions League Heimspiel in der Vereinsgeschichte von Borussia Mönchengladbach. Über eine knappe Stunde lang brachte die Fohlenelf den deutlich höher dotierten Gegner aus Manchester an den Rand einer Niederlage. Dann verließen sie sichtlich die Kräfte und einmal mehr wurde der fehlenden internationalen Erfahrung Tribut gezollt, so dass am Ende in allerletzter Minute doch noch ein unglückliches 1:2 zu beklagen war.

Zu Beginn fanden die Gäste besser ins Spiel und übernahmen direkt zu Beginn die Kontrolle. Borussia zeigte zu viel Respekt vor der großen Aufgabe, den sie erst nach einer Viertelstunde ablegte. Danach entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel mit zunehmend besseren Chancen für die Gastgeber, die der gute englische Torhüter (ja, sowas gibt es tatsächlich) allesamt entschärfte. Die Gladbacher Überlegenheit setzte sich nach dem Seitenwechsel zunächst fort und fand in Minute 54 ihren bis dahin hoch verdienten Höhepunkt mit dem 1:0 durch Stindl.

Dieses Tor sollte aber gleichzeitig so etwas wie den erneuten Wendepunkt in dieser Partie darstellen, denn fortan fühlte sich City offensichtlich an der Ehre gepackt und drückte mehr und mehr auf den Ausgleich. Borussia verhielt sich in dieser Phase viel zu passiv und ermöglichte den Gästen so schon nach 65 Minuten das 1:1. Es folgte die kritischste Phase des Spiels, denn in den folgenden 10 Minuten drohte die Begegnung endgültig zugunsten der nun wieder überlegenen Engländer zu kippen. Borussias Abwehr wackelte bedenklich, fiel aber nicht. Ab Minute 75 gelang es ihr dann sogar, sich wieder häufiger zu befreien und das Spiel offener zu gestalten.

So schien die Partie einer insgesamt gerechten Punkteteilung entgegen zu tröpfeln, wenn da nicht der unselige Elfmeter-Fluch der Borussia wäre. Schon in Halbzeit 1 hatte sich dieser bemerkbar gemacht, als Raffael völlig unverhofft nach einer beklagenswerten Schwalbe einen Strafstoß zugesprochen bekam. Ihm schien der unberechtigte Pfiff selbst etwas peinlich zu sein, so dass er Joe Hart mit einem schwachen Schuss die Gelegenheit zur ersten Heldentat lieferte. Kurz vor der Halbzeit hätte es dann einen durchaus berechtigten Elfmeter geben können. Zumindest nach der neuen, strengeren Regelauslegung wäre die Grätsche von Otamendi gegen Stindl mit einem solchen zwingend zu ahnden gewesen. Stattdessen bekam der Ex-Hannoveraner sogar noch die Gelbe Karte für eine vermeintliche Schwalbe. Wo der direkt in Sichtweite befindliche Torrichter zu diesem Zeitpunkt seine Augen hatte, wird vermutlich ebenso ein Geheimnis bleiben wie der generelle Nutzen dieses absolut wertlosen Referees.

Auch in Halbzeit 2 hätte sich City über einen weiteren Elfer wegen eines deutlichen Handspiels nicht beklagen können. Stattdessen folgte in der 90. Minute der Pfiff auf der anderen Seite. Johnson traf Aguero unglücklich und der Gefoulte ließ sich diese Gelegenheit nicht nehmen zum bitteren 1:2-Endstand, den sich die wacker kämpfende Fohlenelf an diesem Abend nicht verdient hatte.

So bot das Spiel ein Wechselbad der Gefühl. Einerseits können Fans und Mannschaft stolz sein auf diese beachtliche Leistung, mit der einem deutlich höher gehandelten Team auf Augenhöhe begegnet wurde. Andererseits blieb aber - wie schon bei den internationalen Auftritten der letzten Jahre gegen Kiew oder Sevilla - am Ende die Erkenntnis, dass Borussia auf europäischer Bühne im entscheidenden Moment dann doch das Nachsehen hat gegen die abgezockteren Gegner. Auch wenn nur die wenigsten Experten Borussia vor der Partie eine solch starke Leistung zugetraut hatten: Es war mehr drin an diesem Abend und damit dann auch in dieser Gruppe, in der sich Tabellenplatz 4 in den beiden Partien gegen Tabellenführer Juventus Turin ggf. noch zementieren könnte. Wehklagen hilft aber in der aktuellen Situation wenig. Schon in 3 Tagen kommt mit Wolfsburg der nächste Gegner von ähnlich starkem Kaliber in den Borussia-Park, gegen den ein mindestens ebenso engagiertes Auftreten benötigt wird, um die weiterhin prekäre Tabellensituation in der Bundesliga aufzubessern.

Borussia: Sommer - Korb (78. Traoré), Christensen, Dominguez, Wendt - Herrmann (72. Hahn), Xhaka, Dahoud (84. Nordtveit), Johnson - Raffael, Stindl

Manchester:  Hart - Sagna, Demichelis, Otamendi, Kolarov - Silva (65. Navas), Yaya Touré (46. Fernando), Fernandinho, de Bruyne - Sterling (90. Zabaleta), Aguero

Tore: 1:0 (54.) Stindl, 1:1 (65.) Otamendi, 1:2 (90.) Aguero

Gelbe Karten: Stindl, Korb, Dominguez - Otamendi

Zuschauer: 46.279