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Das intensivste und aufregendste 0:0, das der Fußball bieten kann, ist gerade abgepfiffen, da geht es schon weiter im Programm. Noch ist die Stimmung aus dem packenden Bundesligaspiel vom Sonntag Abend nicht ganz verflogen, schon wartet der Pokal. Deutschlands zweitbeste Mannschaft, by courtesy of Christoph Kramer, ist zu Gast bei Deutschlands unterhaltsamstem Team: Borussia Mönchengladbach besucht Eintracht Frankfurt.

Der Tag nach dem Spitzenspiel gegen die Bayern war vor allem ein Tag, um ein Spiel ohne Tore seelisch zu verarbeiten. Wurden die Bayern zu Anfang ihrem gnadenlos rausgeschossenen Ruf als Überteam gerecht und tikitakten in einem wahnwitzigen Tempo um den Gladbacher Strafraum herum, so nahmen die Borussen den Fight an, erarbeiteten sich Bälle und Chancen und stellten den Welttorhüter vor Probleme. Besonders die selbstbewusste Art, mit der die einsatzfreudigen und laufstarken Borussen sich auf Augenhöhe mit den Bayern arbeiteten, darf die Mannschaft als Beweis für die eigenen Fähigkeiten nehmen. Dass sie Fußball spielen kann, war auch vorher klar.

Aber eine solche mentale Stärke unter Beweis zu stellen, das war nicht selbstverständlich. Die Bayern sind seit fast zwei Jahren eine Mannschaft von geradezu perverser Stärke. Brutale Dominanz ohne Formschwankungen, ein Repertoir nur aus effizienten Siegen bis zu brillantem Torhagel, ein eingespielter und disziplinierter Kader mit Weltklasse bis hin zu den nicht im Kader berücksichtigten Spielern und die Trainerikone der Neuzeit am Rand. Ein leicht daher gespieltes 6:0 gegen Bremen, ein schockierendes 7:1 in Rom. Da ist für eine Mannschaft wie Mönchengladbach, die sich hartnäckig bemüht, die Großen nicht ganz aus den Augen zu verlieren, wenig bis nichts zu erwarten. Soviel zum Wert des Spitzenspiels in der Hinrunde 14/15.

Doch die Borussen boten eine Leistung, in der sie nicht nur ihre fußballerischen Qualitäten aufboten. Eiserne taktische Disziplin, mannschaftliche Geschlossenheit, und der Wille, bis an die eigenen Grenzen zu gehen und den Gegner an seine zu zwingen ließen die Gladbacher zu einem beinharten Gegner für die Überbayern werden. Favres Mannschaft hat die härteste Probe bestanden, und mit Auszeichnung. Was man daraus mitnehmen muss ist, als Mannschaft an dieser eigenen Leistung zu wachsen.  Dieser Punkt wurde schon teuer genug erkauft: Granit Xhaka fällt nach einem Kapsel- und Bänderriss "für einige Wochen", eher für den Rest der Hinrunde aus.

Als nächstes fehlt er damit beim Spiel der 2. Pokalrunde in Frankfurt. Ist der Tabellenzweite aus Mönchengladbach Favorit beim Elften? Die wenig frohe Antwort: Hinter Platz 1 ist in dieser Liga so ziemlich alles egal und alles möglich. Nein, eine Mannschaft, die nach einem Europa League Spiel am Donnerstag noch einmal alles rausgehauen hat für die Bayern, ist drei Tage später auswärts gegen einen Bundesligisten kein Favorit. Also eine Niederlage? Die Antwort ist: Eintracht Frankfurt. Das bedeutet auf hessisch soviel wie "alles ist möglich."

Die Mannschaft vom Main spielt wieder ganz so wie in früheren Zeiten, als ihr berechtigter Ruf als "launische Diva" die Wettbüros reich gemacht hat. In dieser recht torarmen Bundesligasaison geben die Frankfurter den Klassenclown. Die zweitmeisten Tore geschossen, die drittmeisten kassiert, so unterhält und entnervt die Eintracht ihre Fans. Es ist ein wenig so, als hätte Trainer Thomas Schaaf den Spätbremer Stil mit nach Frankfurt gebracht, eine Mischung aus bedingungsloser Offensive und sinnloser Defensive. Ganz so übersichtlich ist die Lage aber nicht.

Zuerst mal ist die Eintracht nicht bekannt dafür, dass sie ihren  Gegner mit Hurrafußball überrennt. Der Stil ist der Tagesaktuelle in der Bundesliga aus der Suche nach Kontrolle und Balance, nur dass hier die Kontrolle öfter verloren geht. Die Ergebnisse spiegeln das Inkonstanz perfekt wieder, die 2:2 in Schalke und Wolfsburg so wie das 0:1 zuhause gegen Augsburg oder das 1:3 in Paderborn. Mehr noch das wilde 3:2 gegen Köln, der 1:2 Sieg in Hamburg nach einem ausserirdischen Freistoß in der 90. Minute und mehr als alles andere natürlich das 4:5 daheim gegen Stuttgart vom letzten Samstag.

Zu Recht hebt hier Thomas Schaaf den Finger und verweist auf eine Verletztenliste von sozusagen Dortmunder Ausmaß. Dabei wird Torhüter Kevin Trapp noch ganz passabel durch Felix Wiedwald vertreten. Zambranos Fehlen fällt allerdings ins Gewicht. Eine Innenverteidigung mit Madlung und dem Ex-Gladbacher Bamba Anderson wird ziemlich oft Tore hinnehmen müssen, und nicht selten auch selber welche erzielen, so wie Madlung mit seinem Doppelpack gegen Stuttgart.

Die Offensive der Hessen setzt mehr denn je auf Alexander Meier. Seit 10 Jahren erfindet Meier eine Rolle zwischen torgefährlichem Spielmacher und spielstarkem Stürmer. Favre würde sagen "auch ein Nümmer Neuneinhalb". In dieser Saison rückt Meier wieder weiter nach vorne und bringt dort seine Kopfballstärke zur Geltung, die auch auch aus Alibiflanken aus dem Halbfeld Chancen und  Tore macht.

Sein auffälligster Zuarbeiter ist der Japaner Takashi Inui. Inui ist, wie die Eintracht, zu allem fähig und vor allem zur Inkonstanz; man darf aber nie übersehen, dass da ein äusserst beweglicher, fixer und technisch starker Spieler am Werk ist. Wenn die Laune stimmt und die Situation passt, kann Inui lichtschnell über den Flügel jagen und seine Assists vors Tor zirkeln, wo sich dann Alex Meier materialisiert. Zusätzlich kommt mit Aigner noch ein torgefährlicher Spieler über die Flügel. Die Abwehrdisziplin aus dem Bayernspiel ist den Borussen daher angeraten.

Wenn man mal von Pokalgesetzen, Glück und Pech, dem Schiedsrichter oder anderen Unwägbarkeiten absieht, wird das Spiel dadurch entschieden werden, ob die Borussen die Spannung aufrecht erhalten können und das Pokalspiel in Frankfurt mit aller Konzentration angehen werden. Bei aller Rotation kam bisher immer genug vernünftiger Fußball zustande, der auch bzw. gerade die Abwehr der Eintracht durchlöchern sollte. Aber das lässt sich alles nicht prophezeihen, einigermaßen sicher ist nur: Das wird ein unterhaltsames Spiel.

Aufstellungen, wobei das Ausmaß der Gladbacher Rotation kaum einzuschätzen ist:
Borussia: Sommer - Korb, Stranzl, Jantschke, Dominguez; Herrmann, Kramer, Nordtveit, Traoré; Kruse, Hrgota

Frankfurt: Wiedwald - Ignjovski, Madlung, Anderson, Oczipka; Inui, Russ, Hasebe, Aigner; Meier, Seferovic

SEITENWAHL-Meinung

Michael Heinen: Irgendwann endet jede Serie. Angesichts der aktuellen Hochform der Borussia fragt man sich aber, gegen welchen Gegner dies geschehen sollte. Die Eintracht ist zwar unberechenbar und an einem guten Tag ein gefährlicher Gegner. Aber ihre Stärken lagen zuletzt in der Offensive mit deutlichen Schwächen in der Defensive. Das sollte der Fohlenelf zugute kommen. Nach dem souveränen 2:0-Auswärtssieg sind nur noch 3 weitere Siege nötig, um endlich mal wieder ein Finale in Berlin erleben zu dürfen

Christoph Clausen: Frankfurt hat koan Neuer, Borussia gewinnt mit 2:0.

Christian Spoo: Borussia wird es nach dem Highlight von Sonntag schwerfallen, die Konzentration hochzuhalten. Deswegen gibt es die erste Niederlage im 16. Pflichtspiel. Die Eintracht gewinnt mit 1:0

Christian Heimanns: Das war eine schöne Zeit bisher und vermutlich alles etwas viel für die Borussen. Mental und physisch ausgereizt wird das Pokalspiel mit 2:1 an Frankfurt abgegeben.