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Noch vor wenigen Tagen wurde an dieser Stelle die Frage aufgeworfen, ob Borussia einen guten Start hingelegt habe. Damals waren es acht Pflichtspiele ohne Niederlage, die aber vier teils vermeidbare Unentschieden enthielten. Nach zwei weiteren Siegen kann nunmehr konstatiert werden, dass der Saisonstart hervorragend geglückt ist – und dies nicht nur durch die schöne Momentaufnahme des 2. Tabellenplatzes.

12 Punkte, 10 Spiele unbesiegt, Platz 2. Diese Zahlen trösten selbst über die verschenkten Punkte im Derby der vergangenen Woche  ein wenig hinweg. Für Euphorie oder Größenwahn ist aber kein Grund. Bisher hat Borussia ausschließlich gegen Mannschaften gespielt, die sich auf den Plätzen 8-18 befinden. Dies wird sich in den nächsten Wochen radikal ändern, wenn es nacheinander gegen 4 Teams aus den Top 6 (Mainz, Hannover, Bayern, Hoffenheim) geht und anschließend der Gang in den Signal-Iduna-Park ansteht. Nach diesen Spielen wird sich die Frage beantworten, ob Gladbach jetzt schon eine Spitzenmannschaft ist, die ernsthaft und nachhaltig um die Champions-League-Plätze mitspielen kann.

Schon das Spiel in Paderborn bietet verschiedene Antworten. Ein echtes Spitzenteam hätte nach dem frühen 2:0 die deutliche Überlegenheit ausgenutzt, um zumindest noch das 3:0 nachzulegen und dem Gegner nicht den Weg zurück in die Partie zu gestatten. Ein echtes Spitzenteam reagiert auf einen unerwarteten Anschlusstreffer und den drohenden Verlust eines sicher geglaubten Sieges mit Ruhe und zieht sein Spiel mit der gleichen Stabilität weiter durch. Letzteres gelang der Elf von Lucien Favre, die den Gegner zwar herankommen ließ, dabei aber in der Schlussphase keine allzu große Torchance mehr gestattete. Auch die Tatsache, dass die insgesamt starke Leistung der ersten Stunde ohne die beiden torgefährlichen Nationalspieler Hahn und Kruse zustande kam, spricht für die Spitzenklasse des Kaders, die Favre eine gelegentliche Schonung der stark belasteten Stammspieler ohne übermäßigen Qualitätsverlust ermöglicht.

Der SC Paderborn wie auch der Hamburger SV taten Borussia den Gefallen, offensiv aufzuspielen und so in die gefährlichen und letztlich spielentscheidenden Konter zu laufen. André Breitenreiter dürfte dies im Nachhinein bereuen, adelte er Gladbach doch als „bestes Bundesliga-Team im Umschaltspiel“. Es dürfte in Deutschland nur eine Handvoll Mannschaften geben, die gut beraten sind, sich gegen diese Borussia auf einen offenen Schlagabtausch einzulassen. Wie groß diese Hand ist, werden die kommenden Wochen zeigen, wenn sich Borussia mit Teams höherer Qualität messen wird, die ebenfalls über eine hochwertige Offensive verfügen.

Zwischendrin warten mit Zürich, Limassol und Frankfurt Gegner im Pokal, die vermutlich Lehren ziehen werden aus der vergangenen Woche. Anders als die jüngsten beiden Gegner ermauerte sich der 1. FC Köln mit seiner gnadenlosen Defensivtaktik ein 0:0. Die Borussia tut sich nachweislich schwer, gegen Mannschaften mit kompakter Defensive und ist in diesen Spielen oftmals nicht in der Lage, zwingende Torchancen herauszuarbeiten. Gibt man ihr hingegen die Räume, die ihre überragenden Techniker benötigen, kann es für den Gegner bitter werden. Es ist zu befürchten, dass individuell schwächer besetzte Mannschaften in Zukunft darauf reagieren werden.

Ein abschließendes Wort noch zum tapferen Gegner aus Paderborn, der in den ersten 60 Minuten qualitative Defizite offenbarte. Wie er sich anschließend aber in die Partie zurückkämpfte und sich mit Leidenschaft und Engagement noch eine spannende Schlussphase verdiente, war aller Ehren wert. Das 2:2 wäre des Guten zwar ein wenig zu viel gewesen. Aber wenn die Ostwestfalen diese Leistung und diese Einstellung beibehalten, so werden sie einen anderen Weg einschlagen als zuletzt Braunschweig oder Fürth. Wenn sie dies zudem weiter so fair tun, wie am Samstag in Person von Stefan Kutschke, so ist ihnen dies auch mit vollem Herzen zu gönnen.