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Eigentlich hätte die letzte Saison eine herbe Enttäuschung für den VfB Stuttgart werden können. Ein zwölfter Platz ist für die Schwaben, die vor wenigen Jahren noch Dauerabonnenten auf die Champions-League oder zumindest die internationalen Plätze waren, weit unter den üblichen Ansprüchen. Doch mit dem Erreichen des Pokalfinals und der gleichbedeutenden Qualifikation für die Europa-League konnte diese Scharte größtenteils ausgewetzt und eine holprige Bundesliga-Saison im Großen und Ganzen als Ausrutscher abgehakt werden. Von der Qualität der Mannschaft ist man weiter überzeugt, sodass sich die Transferaktivitäten vor allem auf eine gezielte Verbreiterung des Kaders konzentrierten. Ein erhöhter Konkurrenzkampf im Team soll für den VfB die Rückkehr ins obere Tabellendrittel ermöglichen.

Nennenswerte Abgänge gab es in diesem Sommer kaum. Lediglich Okazaki (Mainz) und Holzhauser (ausgeliehen an Augsburg) kamen bis in die Endphase der vergangenen Saison auf ihre Einsätze, schienen jedoch bereits nicht mehr das absolute Vertrauen von Trainer Labbadia zu besitzen. Stattdessen sollen gleich neun  neue Spieler die Möglichkeiten in allen Mannschaftteilen erhöhen. Vor allem Moritz Leitner (von Dortmund ausgeliehen), Mohammed Abdellaoue, Konstantin Rausch (beide Hannover), und Daniel Schwaab (Leverkusen) dürfen sich gleich berechtigte Hoffnungen auf die erste Elf machen. Auf der anderen Seite fällt auf, dass alle genannten Hoffnungsträger ihre bisherigen Vereine vor allem verließen, weil sie dort keinen Stammplatz (mehr) hatten. Ist Stuttgart nur noch eine 1b- Adresse in Deutschland?

An Boden verloren

Es verwundert schon etwas, dass ein Verein, der noch vor drei bzw. vier Jahren allein mit den Verkäufen von Gomez und Khedira gute 50 Millionen Euro an Ablösesummen erwirtschafte, sich nur zwei Jahre später eine strikte Sparpolitik zur obersten Devise machte. Ob dieses finanzielle Rätsel in Zusammenhang mit den Possen rund um Aufsichtsrat und Präsidium des Vereins stehen, kann an dieser Stelle nur spekuliert werden. Nachdem dieses Dauerthema mit dem Abgang von Aufsichtsratsboss Hundt nun vorerst erledigt sein sollte, kann der Fokus zukünftig wieder allein auf dem Sportlichen liegen.

Und das tut im Schwabenland Not - andere Vereine wie Hannover, Borussia (trotz zweier Niederlagen gegen den VfB in der letzten Saison) und sogar der HSV konnten nicht nur in der Tabelle zeitweise vorbeiziehen, auch auf dem Transfermarkt scheint Stuttgart derzeit nicht die Zugkraft früherer Tage zu besitzen. Und dennoch: Manager Fredi Bobic und Coach Bruno Labbadia sind sicher, dass die aktuelle Mannschaft das Zeug hat, sich 2013/14 wieder über die Bundesliga für das internationale Geschäft zu qualifizieren.

Neue Vielfalt, alte Sorgen

Und ganz falsch müssen sie da nicht liegen: Tasci, Gentner, Traoré, Harnik, Ibisevic – diese Achse steht in der Bundesliga durchaus für höhere Ansprüche. Wobei Ibisevic dabei das größte Fragezeichen darstellt, hat sich die Fokussierung auf ihn als absoluten Fixpunkt des Offensivspiels doch nicht immer als Vorteil erwiesen – mit Abdellaoue kommt nun ein ähnlicher Typ Stürmer, der ebenfalls nicht unbedingt für seine aktive Teilnahme am Spiel bekannt ist. Umso mehr wird die Kreativabteilung des VfB in der Pflicht stehen – hier sollen mehrere Spieler die Last untereinander aufteilen: Gentner, Maxim, Leitner, der derzeit erneut verletzte Didavi oder der Fürther Neuzugang Sercan Sararer könnten bei Bedarf in die Spielmacher-Rolle schlüpfen, die Routinier Hajnal wohl nicht mehr dauerhaft zugetraut wird.

Bekannte Qualität und eine neue personelle wie taktische Breite – vom Papier her ist der VfB mehr als solide aufgestellt. Ein Platz unter den besten Zehn sollte das Minimum darstellen, vielleicht spielt man sogar ernsthaft um die internationalen Plätze mit – aber Vorsicht: Den Schwaben ist es schon lange nicht mehr gelungen, eine Saison mit zwei erfolgreichen Halbserien zu absolvieren. Im letzten Jahr wurde deutlich, dass nicht immer - wie in den Spielzeiten zuvor - auf eine Super-Rückrunde Verlass ist. Zudem ist die Ruhe im Umfeld wohl nur auf Bewährung: Hinter vorgehaltener Hand werden weiterhin Zweifel an der Eignung von Trainer Labbadia laut, dem VfB wieder ein überzeugendes, dauerhaftes Spielkonzept zu vermitteln. Verläuft der Saisonstart (erneut) nicht zufriedenstellend, kann es am Neckar auch schnell ungemütlich werden.