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Rätselhafte Leistungen auf dem Platz, kritische Stimmen aus der Anhängerschaft, gereizt wirkende Entscheidungsträger – dafür, dass Borussia vor dem 29. Spieltag genau einen Punkt von den internationalen Plätzen entfernt ist, erscheint die Stimmung rund um den Verein durchaus angespannt. Worte wie „Abhaken“, „Wegschenken“ oder „Abschminken“ fielen im Zusammenhang mit europäischen Ansprüchen zuletzt deutlich häufiger als „alles versuchen“, „nichts verloren“ und „noch alle Chancen“. Das ist einerseits verständlich, lassen die letzten drei Partien doch recht wenig Spielraum für optimistische Prognosen - doch steht auf der anderen Seite eine immer noch günstige, tabellarische Realität, die nicht einfach zu ignorieren ist. Die Frage bleibt also: Zu welchen Leistungen ist die Mannschaft in dieser Saison noch fähig?

 

Da kommt der FC Augsburg gerade recht – als Gradmesser und Pflichtaufgabe zugleich. Dabei haben gerade die Schwaben in den letzten Monaten vorgelebt, dass Wille und Leidenschaft auch im modernen Fußball noch eine große Rolle spielen.

Aufruhr in der Puppenkiste

Als abgeschlagener Siebzehnter der Tabelle war man aus der Winterpause gestartet, klägliche 9 Punkte aus den ersten 17 Partien standen zu Buche. Und doch verzichtete man auf den branchenüblichen Trainerwechsel - der neue Manager Stefan Reuter schenkte dem bis dahin eher glücklosen Bundesliga-Neuling Markus Weinzierl weiter das Vertrauen. Seine einzig realistische Mission: Hoffenheim überholen, Relegationsplatz 16 retten. Stand heute scheint vieles von dem aufzugehen, was beim FCA im Winter ausgeklügelt wurde.

Wichtige Spieler stabilisierten sich in ihren Leistungen (Mölders, Baier, Moravek), von fünf Neuzugängen schlugen drei auf Anhieb ein – Torwart Manninger etablierte sich als routinierter Vertreter und mittlerweile Nachfolger der immer wieder von Verletzungen geplagten Simon Jentzsch und Mohammed Amsif.

Der frühere Offenbacher André Hahn sicherte sich die rechte Offensivseite und Dong-Won Ji, ausgeliehen vom FC Sunderland, avanciert an guten Tagen zu einem Offensivspieler von gehobenem Bundesliga-Format. Eine solche Partie erwischte der Koreaner am vergangenen Sonntag, als er mit drei schönen, regulären Toren (von denen eines zu Unrecht aberkannt wurde) und zahlreichen weiteren starken Aktionen wesentlich dafür verantwortlich zeichnete, dass Frankfurt nahezu überrannt wurde.

Überhaupt kann besonders diese Partie der Favre-Elf in ihrer derzeitigen Verfassung als Anschauungsunterricht par excellence dienen: Fast über Neunzig Minuten wurden sichtlich überraschte Frankfurter mit Mut und Offensivgeist in Schach und das Spieltempo so hoch gehalten, dass selbst das Auslassen bester Gelegenheiten und die Aberkennung eines regulären Treffers die Mannschaft des FCA nicht aus der Bahn werfen konnten. Fehlende individuelle Qualität wurden nicht nur in dieser, sondern in der Mehrzahl der Rückrundenpartien durch leidenschaftliches Auftreten wettgemacht.

Augsburg in der Favoritenrolle??

18 Punkte in der Rückserie – damit ist Augsburg derzeit das sechstbeste Team, 2 Punkte vor Borussia, und in der Tabelle auf Tuchfühlung zu Platz 15. Ohnehin gehört man fußballerisch sicher nicht zu den drei schlechtesten Teams der Liga, eher sind es die Unsicherheiten in der Abwehr, durch die die Fuggerstädter nach wie vor nicht sicher sein können, das Ziel Klassenerhalt am Ende tatsächlich zu erreichen. Aufgrund solcher Geschenke verlor Augsburg schon in der Hinrunde viele Spiele trotz optischer Überlegenheit, so kam auch Borussia dort zu einem glücklichen Last-Minute-Ausgleich. Als die Fehler in der Rückrunde weniger wurden, kamen auch die Punkte.

Geht Borussia hier gar als Außenseiter in die Partie? Eigentlich sollte das eigene Selbstverständnis eine solche Schlussfolgerung ausschließen. Ein Vergleich zwischen Augsburg und dem letzten Heimspielgegner Fürth verbietet sich aber ebenso – diese Mannschaft hat sehr wohl Bundesligaformat. Und sie hat den unbedingten Willen, auch im nächsten Jahr Erstliga-Fußball zu spielen. Borussia wird sich somit steigern müssen, um als Sieger aus dem Flutlichtspiel zu gehen. Man darf gespannt sein, wie die angekündigten Änderungen des Trainers aussehen werden, um diese Aufgabe zu bewältigen.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Borussia: ter Stegen - Jantschke, Brouwers, Alvaro Dominguez, Wendt (Daems) - Marx, G. Xhaka - Herrmann, Arango - Younes, L. de Jong

Augsburg: Manninger - Verhaegh, Callsen-Bracker, Vogt, Ostrzolek - Baier - Hahn, Moravek, Ji, Werner - Mölders

Schiedsrichter: Drees, Münster

 

Seitenwahl-Tipps:

Christian Grünewald: Man kann eine Reaktion der Mannschaft erhoffen, vielleicht sogar erwarten. Wenn diese erfolgt, dann reicht es zu einem knappen Sieg - 2:1. Ansonsten wird die kommende Woche wohl nicht minder „angespannt“ werden.

Michael Heinen: Die aktuelle Formkurve der beiden Mannschaften lässt befürchten, dass Borussias Traum von Europa nach diesem Freitag abend weitgehend beendet wird. Allerdings tut sich Borussia oft damit hervor, Erwartungen ihrer Fans immer dann zu enttäuschen, wenn man am wenigsten damit rechnet. Von daher besteht Hoffnung, dass die negativen Erwartungen durch einen mühsamen 2:1-Sieg positiv enttäuscht werden.

Christian Spoo: Ich prognostiziere 90 Minuten als Fußball getarntes Grauen. Wenn eins der beiden Teams gewinnt, dann mit 1:0 und dank eines der wenigen Fehler der gegnerischen Abwehr. Für noch wahrscheinlicher halte ich aber ein "leistungs"gerechtes 0:0. Und das ist dann auch mein hochoffizieller Tipp.

Thomas Häcki: Wir wollen mal nicht den Teufel an die Wand malen. Zwei Niederlagen müssen es wirklich nicht sein. Wenn jemand an diesem Abend aber etwas anderes vor hat, sollte er diese Aktivität wählen. Das 0:0 ist nicht besonders unterhaltsam.

Christoph Clausen: Das hart erkämpfte 3:2 gegen mutige Augsburger hält Borussia im Europa-Rennen.