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Bis zum gestrigen Tag beherrschte das beeindruckende Startelfdebüt von Amin Younes die Schlagzeilen rund um Borussia. Mit der Aussortierung von Mike Hanke hat sich wenigstens dieser Hype fürs erste gelegt.

 

 

 

Die Nicht-Verlängerung des Vertrages erscheint nach den schwachen Leistungen in den vergangenen Wochen sportlich nachvollziehbar. Trotzdem überrascht ein wenig, dass Borussia nach Igor de Camargo einen weiteren Angreifer opfert, der in den letzten Jahren erheblichen Anteil an den Erfolgen des Teams hatte. Selbst die beste Phase der bisherigen Saison fand statt, als Luuk de Jong verletzt ausfiel und sich das Duo Hanke / de Camargo im Sturmzentrum abwechselte. Im Gegensatz dazu müssen Spieler wie Mlapa, Hrgota oder selbst ein de Jong erst einmal nachweisen, dass sie dauerhaft zu Höchstleistungen fähig sind.

 

 

 

Den Verantwortlichen sollte bewusst sein, dass sie sich mit dieser Personalentscheidung unter gehörigen Druck setzen, im kommenden Sommer besser einzukaufen als in den vergangenen Transferperioden. Gerade die Liste der (bislang) enttäuschenden Offensivspieler ist mit Leckie, King, Hrgota, Mlapa, Cigerci, Ring, Xhaka oder de Jong all zu lang.

 

 

 

Es ist bekannt, dass Lucien Favre mit der Zusammensetzung seines Angriffs alles andere als zufrieden ist und andere, schnellere Stürmertypen bevorzugt. Aus dieser Sicht ist es allerdings nur konsequent – und in letzter Instanz auch ehrlicher – die weiteren Planungen ohne den vom Trainer ungeliebten Hanke fortzusetzen. Auch wenn die Kommunikation dieser Entscheidung – gegenüber Spieler und Öffentlichkeit – alles andere als ideal verlaufen zu sein scheint. Gerade gegenüber solch verdienten Spielern sollte jederzeit mit offenen Karten gespielt werden, damit es zu solchen Missstimmungen wie im aktuellen Fall nicht kommen kann. Rein sportlich dürfte dem Ex-Schalker ab sofort maximal die Rolle des Edeljokers bleiben – eine Rolle, die er sich durch seine Leistungen in den letzten Wochen selbst zuzuschreiben hat. Der rapide Formverlust ist umso bitterer, als dass die Mannschaft einen Hanke in der Form des letzten Jahres mehr als dringend gebrauchen könnte.

 

 

 

Es sagt einiges über die jüngsten Offensivbemühungen der Borussia aus, dass ein 18jähriger schon nach einer Partie zum großen Heilsbringer mutiert. Ohne Frage bot Amin Younes eine ordentliche Leistung als auffälligster und bester Offensivspieler. Übersehen werden sollte aber nicht, dass auch er bis zu seinem Treffer keine einzige wirklich zwingende Torszene hinauf beschwor. Es kann also nicht ausreichen, sich nur auf das große Talent des Jungdribblers zu verlassen, der auf sich alleine gestellt über weite Strecken ebenso in der Luft hing wie es in den vorigen Wochen regelmäßig Luuk de Jong widerfuhr. Trotzdem kann Younes durch seine Unbekümmertheit immer für Alarm sorgen, so dass er sich für weitere Einsätze von Beginn an empfohlen hat. Lucien Favre sollte sich nicht scheuen, ihn trotz seines Alters jetzt schon für den Rest der Saison als Stammspieler vorzusehen. Dass er bereit ist, solch mutige Entscheidungen zu treffen, wies er bereits zu Beginn seiner Amtszeit nach, als er Marc-Andrè ter Stegen das Vertrauen aussprach.

 

 

 

Für den zuletzt arg enttäuschenden Tolga Cigerci dürfte es sehr schwer werden, sich in den verbleibenden 11 Pflichtspielen bis zum Saisonende für eine Weiterverpflichtung zu empfehlen. Die vielversprechendste Startelfvariante für die kommenden Wochen läuft vielmehr darauf hinaus, dass Younes hinter Luuk de Jong rumwuseln darf und Patrick Herrmann dafür auf die rechte Seite zurückkehrt. Schade wäre dies für Lukas Rupp, der im bisherigen Saisonverlauf, wie auch gegen den BVB, seine Tauglichkeit nachwies, ohne aber nachhaltig zu brillieren, wie es Herrmann des öfteren gelingt.

 

 

 

In der Offensive scheint die Stammelf damit personell gar nicht einmal so schlecht besetzt. Das Grundproblem bleibt aber bestehen, dass aus dem zentralen Mittelfeld und von den defensiven Außenbahnen zu wenig zwingende Aktionen ausgehen. Oscar Wendt leitete immerhin das 1:1 ein und setzt zumindest gelegentlich offensive Akzente, weshalb er gegenüber dem soliden, aber offensivschwachen Filip Daems aktuell einen geringfügigen Vorteil hat. Auf rechts gelingt es Tony Jantschke leider nicht, seine defensiv höchst soliden Leistungen um ein halbwegs brauchbares Offensivspiel zu ergänzen. Dieser nächste Schritt wäre sehr wesentlich – für seine weitere Entwicklung wie für das Offensivspiel der Borussia.

 

 

 

Die größte Baustelle erscheint aber auf der Position der Doppel-6. Havard Nordtveit deutete in der Vorrunde über einige Wochen seine Möglichkeiten an. Bei diesen Ansätzen blieb es aber, was für seine und Borussias Ansprüche deutlich zu wenig ist. Neben ihm ist Thorben Marx ein sehr brauchbarer Staubsauger, der ganz wichtig für die Stabilität der Mannschaft ist. Aber auch seine Qualitäten sind höchst begrenzt. Kreative Impulse oder gar das Mitreißen in schwierigen Situationen sind somit von beiden 6ern nicht ernsthaft zu erwarten. Damit Borussia dauerhaft in den oberen Tabellenregionen mitspielen kann, wäre aber genau das auf dieser Kernposition des modernen Fußballs dringend vonnöten.

 

 

 

Insgesamt ist die Qualität des Teams mehr als ausreichend, um das Minimalziel souverän zu erreichen – sich dauerhaft in der 1. Liga zu etablieren. Nach der vorherigen Saison sind bei den meisten Fans allerdings die Erwartungen gestiegen. Nicht nur die 10.000 Fans in Rom drücken aus, wie groß die Sehnsucht nach regelmäßigen Spielen auf Europas Bühnen ist. Dies lässt sich aber nicht herbeireden, sondern kann nur das Produkt konstant-kontinuierlich-erfolgreicher Arbeit sein.

 

 

 

Auch wenn man es schon lange nicht mehr hören kann und es keinesfalls als Ausrede für Auftritte wie in Rom herhalten darf, so ist der Verlust dreier Topspieler Fakt. Mit Dante und Reus mussten vielleicht sogar der beste Defensiv- und Offensivspieler der gesamten Bundesliga ersetzt werden. Selbst mit den beiden sowie Roman Neustädter wäre die optimal verlaufene Vorsaison nur sehr schwer zu wiederholen gewesen. Das deutete das letzte Drittel der vergangenen Saison an, als selbst in alter Besetzung nur noch sehr mühselig gepunktet wurde. Da darüber hinaus die Neuzugänge bislang nur sehr dürftig eingeschlagen haben, ist der bisherige Saisonverlauf im Grunde als höchst positive Überraschung zu bewerten. Unter den gegebenen Voraussetzungen wäre ein erneutes Einlaufen unter den besten 6 Mannschaften der Liga nur bei erneut optimalem Saisonverlauf realistisch. Bei 4 Punkten Rückstand ist dies weiterhin möglich und sollte in jedem Fall angestrebt werden. Es wäre aber unfair, die Mannschaft übertrieben hart in die Pflicht zu nehmen und ihr ein Abschneiden im sicheren Tabellenmittelfeld als Enttäuschung übelzunehmen.