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Eine knappe Stunde lang bot die Partie der Borussia gegen den BVB kaum etwas, worüber sich ein Hauch einer Aufregung gelohnt hätte. Dies änderte sich erst mit dem Ausgleichstor in Minute 67, der die Dortmunder einmal mehr zu dem animierte, wofür sie in ganz Deutschland geschätzt und geliebt werden – zur Jammerei über eine vermeintliche Fehlentscheidung des Schiedsrichters.

 

Wenn man es gewohnt ist, von Schiedsrichtern wie Sportgericht regelmäßig wohlwollend behandelt zu werden – erinnert sei an den Freispruch für Schmelzer oder an die unzähligen, allzu gnädig „bestraften“ Eskapaden des BVB-Trainers mit 4. Offiziellen – kann man es den BVB-Verantwortlichen kaum noch vorwerfen, wenn sie sich entrüstet aufregen, ausnahmsweise einmal genauso behandelt zu werden wie der Rest der Liga. So jüngst zu erleben beim peinlichen Doppel-Einspruch gegen die absolut berechtigte 3 Wochen-Sperre von Lewandowksi, der bei seinem Foul gegen den HSV seine eigene Gesundheit wie die seines Gegenspielers vorsätzlich aufs Spiel setzte und dafür die für solch rohes Foulspiel absolut übliche Sperre aufgebrummt bekam.

Nun kann man lang und breit darüber diskutieren, ob die kurzzeitige Bewegung von Luuk de Jong vor dem 1:1 als „aktives Eingreifen“ ins Spielgeschehen zu werten sein könnte, obwohl der Stürmer letzten Endes nicht (aktiv) an der Entstehung des Ausgleichs beteiligt war und auch nicht wirklich einen Spieler des Gegners signifikant beeinträchtigte. Solange Regeln wie jene des passiven Abseits dermaßen unsäglich-schwammig formuliert sind, verbietet sich jegliche Jammerei über „strittige“ Entscheidungen, weil sie von jedem Betrachter anders ausgelegt werden können. Wenn sich beide mögliche Entscheidungen in gleicher Weise logisch wie nachvollziehbar rechtfertigen lassen, kann es ganz einfach keine falsche Entscheidung geben. Hier liefert sich der Fußball ganz bewusst der subjektiven Willkür des Schiedsrichters aus. Anstatt sich an einzelnen Aktionen abzuarbeiten und diese nach eigenem Gusto zu interpretieren, sollte lieber Druck auf FIFA und DFB ausgeübt werden, um in diesen Fragen endlich einmal für Klarheit und einheitliche Regelauslegung zu sorgen.

Dies gilt insbesondere für das passive Abseits, aber z. B. auch für die Frage der Absicht bei etwaigen Handspielen. Kurz vor dem 0:1 war dem Dortmunder Gündogan der Ball an die Hand gesprungen, was selbstverständlich nicht als absichtlich gewertet werden durfte. Der Schiedsrichter entschied hier – genau wie vor dem Ausgleich – völlig korrekt, indem er weiterlaufen ließ. Von Borussen-Seite gab es hier logischerweise keinerlei Proteste. Wäre die Situation aber im anderen Strafraum entstanden, so hätte man darauf setzen können, dass die Herren Kehl, Klopp und Co. nach der Partie angesichts der weit ausgestreckten Arme des Spielers von einer „Vergrößerung der Körperfläche“ gefachsimpelt und ihrer gewohnten Jammerei ebenso freien Lauf gelassen hätten. Fakt ist, dass es mittlerweile jedes Wochenende eine Vielzahl solcher Situationen gibt, die sich allzu leicht in beide Richtungen interpretieren lassen – und die von den Medien allzu gerne zu Gunsten der großen und öffentlich beliebteren Vereine ausgelegt werden, im Wissen dass dies von der Mehrheit der Zuschauer goutiert wird. So geschah es auch am Vortag bei zwei vergleichbaren Toren des FC Bayern, bei denen das "aktive" Eingreifen des abseits stehenden Spielers weit passiver dargelegt wurde. Wie solch eine tendenziöse Berichterstattung auf zuschauende Schiedsrichter wirkt, die sich bei einer Entscheidung gegen die „Medienlieblinge“ einer besonders negativen Bewertung sicher sein können, lässt sich leicht vorstellen.

Sei es wie es sei. Im Fußball geht es um zu viel – um Titel und Abstiege, um Geld und Emotionen – als dass sich die Beteiligten solche Zweideutigkeiten leisten können. DFB und FIFA sind ernsthaft gefordert, dem endlich ein Ende zu setzen, indem sie möglichst klare, eindeutige Regeln festsetzen, die für jeden Schiedsrichter, Spieler, Journalisten und Fan transparent nachvollzogen werden können. Solange dies nicht geschieht, sind Diskussionen wie jene nach dem Duell der Borussen vielleicht schön für die Fußball-Stammtische der Republik, aber ansonsten reine Zeitverschwendung.