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Das letzte richtungsweisende Heimspiel liegt gerade einmal 10 Tage zurück und ging gegen den VfB Stuttgart unglücklich mit 1:2 verloren. Damals blieb der erhoffte Sprung ins obere Tabellendrittel aus. Nach dem unbefriedigendem 1:1 aus Augsburg steht jetzt erneut eine richtungsweisende Heimpartie an, bei der sich vorentscheidet, wie ruhig in diesem Jahr in Mönchengladbach das Weihnachtsfest angegangen werden kann.


17 Punkte aus den ersten 13 Partien klingen für den Vorjahres-Vierten auf den ersten Blick nicht wirklich gut. Schaut man sich die Situation und insbesondere die Leistungen im bisherigen Saisonverlauf an, so ist die Tabellenlage im aktuell gesicherten Mittelfeld hingegen fast schon sensationell gut. Angesichts des Ausfalls von Luuk de Jong und des ausbleibenden Formanstiegs von Granit Xhaka hat Borussia durch die Neuzugänge bislang faktisch keinen nennenswerten Qualitätszuwachs erfahren. Alvaro Dominguez ist bislang noch die erfreulichste Entwicklung zu bescheinigen. Seine ordentlichen Leistungen wären von Edelreservist Roel Brouwers aber in ähnlicher Weise zu erwarten gewesen.

 

Peniel Mlapa und Branimir Hrgota wiederum bestätigen leider den unerfreulichen Trend der letzten Transferperioden, bei denen Borussias Management wenig Glück bei der Verpflichtung offensiver (Perspektiv-)Spieler aufwies. Die Verantwortlichen sollten sich hinterfragen, inwieweit es zielführend gewesen ist, einen Stürmer aus der zweiten schwedischen Liga sowie einen bereits in Hoffenheim gescheiterten Spieler mit einer Quote von 5 Toren in 54 Bundesligaspielen für 2,5 Mio. Euro zu verpflichten.

 

Nach dem Verlust der drei Topkräfte, die ihre (inter-)nationale Spitzenklasse Woche für Woche bei ihren neuen Vereinen eindrucksvoll unter Beweis stellen, ist der aktuelle Kader in seiner aktuellen Verfassung nur noch als Bundesliga-Durchschnitt zu werten, mit dem bereits das anvisierte Ziel eines einstelligen Tabellenplatzes ein großer Erfolg wäre. Einzig Juan Arango ragt aus diesem Bild positiv heraus, da er mit seinem genialen linken Fuß immer wieder spielentscheidende Akzente setzen kann. Auf den zweiten potentiellen „Uitblinker“ muss leider aus aktuellem Anlass gesondert eingegangen werden.

 

Auf Marc-André ter Stegen prasselt in diesen Tagen eine Fülle allzu berechtigter Kritik ein – eine Erfahrung, wie er sie in seiner Profikarriere erstmals machen muss. Wie er mit dieser Erfahrung umgeht, wird ganz wesentlich darüber entscheiden, welche Zukunft dem 20jährigen beschieden sein wird. Die nach dem Augsburg-Spiel geäußerte Selbstkritik ist ein sehr positives Zeichen, dass er sachlich und konstruktiv mit der persönlichen Krise umgeht, was ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur Besserung ist.

 

Auch wenn ter Stegen mit seinen Problemen in der Strafraumbeherrschung und vielen missglückten Abschlägen genügend Angriffsfläche bietet, täten die Fans gut daran, sich mit offener oder gar hämischer Kritik zurückzuhalten. Niemand sollte vergessen, mit welch überragenden Leistungen der Keeper zu den Erfolgen der letzten 1 ½ Jahre beigetragen hat. Und erst recht sollte niemand vergessen, dass hier von einem 20jährigen die Rede ist, der offensichtlich unter der schwierigen Lage leidet und der gerade jetzt die Unterstützung und den rückhaltlosen Support seiner Fans benötigt. Es wäre ein Offenbarungseid und Armutszeugnis auch für die Fans von Borussia Mönchengladbach, wenn Lucien Favre sich in einigen Wochen genötigt sehen sollte, seinen Keeper vor sich selbst und den unruhigen Fans zu schützen.

 

Neben dem überragenden Arango und dem kriselnden ter Stegen kann Borussia am ehesten noch auf seine Innenverteidigung stolz sein, die mit Stranzl, Dominguez und Brouwers überdurchschnittlich stark ausgestattet ist. Betrachtet man das übrige Team, so haben einige Spieler immer mal wieder geniale Momente zu bieten. Entweder rufen sie dies aber zu unkonstant ab oder aber die Spieler agieren konstant auf sehr mäßigem Niveau. So ist es leider wenig überraschend, dass die Mannschaft deutlich schwächer agiert als im grandiosen Vorjahr, als ter Stegen, Dante, Neustädter die Defensive ordneten und führten und als Marco Reus auch in schwächeren Partien immer wieder in der Lage war, mit einer genialen Aktion die Führung zu erzielen und den Knoten zu lösen. Blickt man auf seine Entwicklung im neuen Verein, so fällt auch hier auf, wie oft Reus als Torschütze des 1:0 in Erscheinung tritt, womit er für den BVB gerade international den entscheidenden Unterschied zum peinlichen Auftreten der vergangenen beiden Jahre ausmacht.

 

Dass Borussia noch immer keinen Weg gefunden hat, die verlorenen Spieler zu ersetzen, kann nicht überraschen, wenn man die Entwicklung der Neuzugänge betrachtet. Es ist aber zum Glück noch viel zu früh, um die unzweifelhaft talentierten Xhaka und de Jong jetzt schon abzuschreiben – zumal gerade der Holländer vor seiner Verletzung ansteigende Form erkennen ließ.

 

Wie schnell es gehen kann, zeigt sein Landsmann Bas Dost vom VfL Wolfsburg, der sich am Mittwoch die Ehre im Borussia-Park geben wird. Nach sehr schleppendem Beginn profitierte er wie kaum ein zweiter vom Trainerwechsel. In den fünf Bundesliga-Partien unter Köstner traf er fünfmal. Der zweite große Gewinner von Felix Magaths Ablösung heißt unstrittig Diego, der zuletzt wieder an seine altbekannten Topleistungen anknüpfte, mit denen er dereinst auch schon Borussia im Alleingang abschießen konnte.

 

Die beiden offensiven Außen spielen solide, aber bislang nur selten überragend. Dabei hatte man sich gerade von Ivica Olic einiges mehr versprochen, der immerhin vor nicht allzu langer Zeit ein Leistungsträger beim FC Bayern München gewesen war. Seine Schnelligkeit und seine Technik wird aber dennoch eine große Herausforderung für Tony Jantschke sein.

 

Trotz der nominell starken Offensive konnten die Wolfsburger bislang erst 13 Tore erzielen. In der Chancenverwertung kann man mit der Borussia nicht mithalten, die aus ihren relativ wenigen zwingenden Chancen immer wieder relativ viele Tore erzielen.

 

Nachdem Köstner in den ersten Partien konstant auf eine inzwischen eingespielte Startelf gesetzt hat, wird er am Mittwoch notgedrungen umstellen müssen. Im defensiven Mittelfeld wird voraussichtlich der 9 Millionen (Fehl-)Einkauf Christian Träsch als Partner von Polak agieren, da Josue beim 1:1 gegen Bremen die 5. Gelbe Karte kassierte. Als Alternative käme auch Vieirinha in Frage.

 

So paradox es klingt, den Namen des VW-Werksklubs mit dem Wort „Tradition“ zu verknüpfen, so ist die Defensive der Wölfe fast schon traditionell anfällig. In den bisherigen Spielen unter Köstner hat sich dies aber deutlich stabilisiert, so dass es zuletzt regelmäßig immer genau einen Gegentreffer zu verzeichnen gab. Deutlich verbessert ist inzwischen selbst das dänische Problemkind Simon Kjaer, der Borussen-Fans noch mit seiner Slapstick-Einlage aus dem Vorjahr in Erinnerung ist, als Raul Bobadilla ihm den Ball stiebitzte. Auch der Ex-Bremer Naldo war in der Saisonstartphase erschreckend fehleranfällig und zeigt sich inzwischen stark verbessert. Auf Rückfälle der Innenverteidiger darf aber ebenso gehofft werden wie ebenso die Außenverteidiger alles andere als unanfällig erscheinen. Marcel Schäfer hat seine Stärken in der Offensive, wo er zu guten Flanken fähig ist. Größer noch sollten aber die Chancen für Juan Arango stehen, die gelegentlichen Schwächen des Brasilianer Fagner Conserva Lemos auszunutzen.

 

Der Trend der letzten Partien spricht eindeutig für die Gäste, die unter Köstner 10 Punkte in 5 Partien erzielten. Auswärts hat die Mannschaft zudem bereits doppelt so viele Punkte erzielen können wie im heimischen Stadion, während Borussia dort bekanntlich zuletzt etwas schwächelte.

 

Die Elf von Lucien Favre wird sich gerade gegenüber den letzten Auftritten gewaltig steigern müssen, um gegen die wiedererstarkten Niedersachsen eine Chance zu haben. Nur wenn spielerisch an die Leistung aus dem Stuttgart-Spiel angeknüpft werden kann, daraus dann aber eine größere Zahl zwingender Chancen kreiert und diese dann gewohnt effizient verwertet werden, ist selbst gegen diesen starken Gegner ein Heimsieg möglich. Mut macht, dass schon vor den Spielen gegen Frankfurt und Marseille die Ausgangslage ähnlich schlecht wirkte, was die Mannschaft aber unbeeindruckt ließ. Ein Sieg über Wolfsburg wäre immens wichtig, würde er doch die Heimschwäche beenden, eine Annäherung an die unteren Tabellenplätze verhindern und stattdessen ein Überwintern zumindest im gesicherten Mittelfeld garantieren.

 

Mögliche Aufstellungen:

 

Borussia: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dominguez, Wendt – Rupp, Marx, Nordtveit, Arango – Herrmann, Hanke

 

Wolfsburg: Benaglio – Fagner, Naldo, Kjaer, Schäfer – Hasebe, Polak, Träsch, Diego, Olic – Dost

 

Seitenwahl-Tipps:

 

Michael Heinen: Wolfsburg ist (gerade auswärts) gut drauf. Borussia schwächelt (gerade zuhause). Mit Ausnahme der Vorsaison tat sich Borussia zudem meist schwer gegen den unsympathischen Werksklub. Zum wichtigen Heimsieg wird es daher leider nicht reichen, aber immerhin zu einem achtbaren 1:1.

 

Christian Spoo: Ein Kettenhund wie einst Gal Alberman wäre nötig, um den wiedererstarkten Diego in Schach zu halten. Die unsicheren und nach vorne harmlosen Gladbacher sind gegen die Entfelixten ohne echte Chance und verlieren mit 0:3.

 

Christian Grünewald: Die Volkswagen-Elf wird sich im Angriff weniger ungefährlich zeigen als die Gegner der vergangenen Woche und im Borussia-Park mit 1:3 gewinnen.