Sichtlich angefressen stellte sich Borussias Trainer nach dem Spiel den Journalisten. Wieder einmal hatten seine Schützlinge auswärts verloren und zum wiederholten Male waren die gezeigten Leistung einem Champions League Anwärter unwürdig gewesen. Natürlich dürfte André Schubert klar gewesen sein, welche Chancen seine Mannschaft an diesem Abend liegen gelassen hatte. Besonders als an den folgenden beiden Tagen die gesamte Konkurrenz patzte. Borussia Mönchengladbach wäre auf Tuchfühlung zu den Champions League Plätzen gewesen. Stattdessen orientiert man sich nun an der Qualifikation zur EuroLeague. Doch nicht nur die entgangenen Millionen dürften am vergangenen Freitag geschmerzt haben. Vermutlich hat Borussias Trainer auch geahnt, dass die Kritik an ihm nach der Auswärtsschlappe beim Tabellenletzten deutlich zunehmen wird. Der einstigen Wunderlösung weht mittlerweile der Wind ins Gesicht. Zu Recht.

 „Die Rückrunde wird nun zeigen, ob er ein Team auch oben halten kann“ prognostizierte Seitenwahl bereits zum Ende der Hinserie über die Fähigkeiten von André Schubert. Ohne Frage war Borussias neuer Spielleiter nach dem chaotischen Abgang von Lucien Favre als Interimstrainer ein Glücksgriff. In Rekordzeit hatte er die Blockade in den Köpfen der Spieler beseitigt und das Team mit einer Siegesserie zu einer Champions League Platzierung geführt, die im November in einem glanzvollen Sieg über den FC Bayern München ihren Höhepunkt fand. Zum Jahresende wurde aber auch deutlich, dass das System Schubert auch Schwächen hatte. Die einstmals stabile Defensive offenbarte immer größere Lücken die in eine zunehmende Gegentorflut mündete. Mit seinen Aussagen zu „Spektakel-Fußball“ entzweite der Trainer die Fan-Gemeinde noch mehr. Die einen priesen den hohen Unterhaltungswert der Borussia, die anderen machten sich zunehmend Sorgen um den nachhaltigen Erfolg. Die Offensive gewinnt bekanntlich Spiele, die Defensive Meisterschaften. Fairerweise musste man aber auch zugestehen, dass die Borussen zunehmend von ihrer Substanz gelebt hatten. Eine hohe Verletztenquote gepaart mit der Notwendigkeit der Stabilisierung des Teams hatten die Wechselmöglichkeiten stark eingeschränkt. Die Fohlen liefen zur Winterpause buchstäblich auf dem Zahnfleisch. Welchen Anteil die Systemumstellung und welchen Anteil der Kräfteverschleiß an der Defensivschwäche hatte, lies sich im Dezember unmöglich bestimmen. Insofern war es nur fair, die Rückrunde für eine Bewertung heranzuziehen.

Dreizehn Spiele fällt das Ergebnis mehr als ernüchternd aus. Die Borussia rangiert in der Rückrundentabelle auf Platz 11 hinter Mannschaften wie Hoffenheim, Stuttgart oder den beiden Aufsteigern Ingolstadt und Darmstadt. Noch erschreckender ist, dass mit sieben Niederlagen mehr als die Hälfte der Partien verloren wurden. Besonders auswärts präsentieren sich die Fohlen zunehmend als Punktelieferant. An drittletzter Stelle rangiert man mittlerweile in der Auswärtstabelle. Nur einen Punkt konnte man 2016 bislang von des Gegners Platz entführen. Damit stellt man 2016 das schlechteste Auswärtsteam im deutschen Profifußball. Geschönt wird die trübe Bilanz lediglich durch die Heimstärke, die zuletzt dem Publikum Galaauftritte gegen Hertha, Stuttgart oder Bremen bescherte. Für einen Platz in der Champions League ist dies allerdings viel zu wenig. Aus diesem Grund liegt man vier Spieltage vor Saisonende auch völlig zu Recht vier Punkte hinter den begehrten Plätzen. Das man diesen Rückstand mit Blick auf das anspruchsvolle Restprogramm aufholt, darf schon alleine aufgrund der zuletzt gezeigten Leistungen bezweifelt werden.

André Schubert hat es nicht geschafft, dem Team Konstanz zu geben. Glanzvolle Auftritte wechseln sich mit peinlichen Darbietungen ab. Dazwischen ist nichts, was sich schon an der Anzahl der Unentschieden ablesen lässt. Drei waren es in 25 Bundesligaspielen. Dies wäre noch akzeptabel, wenn das Team öfter gewinnen als verlieren würde. Das Gegenteil ist mittlerweile der Fall. Selbst die größten Anhänger seines Offensivfußballs werden nicht leugnen können, dass 16 Punkte in der Rückrunde schlichtweg zu wenig sind. Natürlich ist es richtig, auch Schuberts Erfolge der Nach-Favre-Zeit zu berücksichtigen. Umso mehr wird allerdings auch deutlich, dass der Neue-Trainer-Effekt mittlerweile verpufft ist. Zurück bleibt ein Team im Mittelmaß, welches sich mit Mannschaften wie Köln, Ingolstadt und Stuttgart misst. Das ist zu wenig für ein Team mit dem Potential der Borussia. Viel zu wenig für ein Team mit den Ambitionen, die man inzwischen am Niederrhein hat. Das man überhaupt noch an Europa denken darf, liegt zum einen an der anhaltenden Schwäche der Konkurrenz aus Wolfsburg und Schalke, zum anderen an der günstigen Konstellation im Pokal, die wohl Platz sieben zum Qualifikationsplatz für Europa machen wird. Sollte die Borussia Europa vor diesem Hintergrund nicht erreichen, muss der Verbleib des Trainers allen Treuebekenntnissen zum Trotz ernsthaft diskutiert werden. Aufgrund der bislang gezeigten Leistungen könnten Überlegungen bereits jetzt getätigt werden. Es wäre zumindest vorteilhaft für den Verein, diesmal einen Plan B in der Tasche zu haben.