Borussia hat alle überrascht. Nachdem die ersten Anhänger wegen mangelnder öffentlich diskutierter Transferaktivitäten schon unruhig wurden, präsentierte der Verein den nach Ersatz-Ersatztorwart Max Grün zweiten Neuzugang: Stefan Lainer, bisher bei Red Bull (bei denen darf man's schreiben) Salzburg unter Vertrag. Überraschend ist weniger die Tatsache, dass Borussia einen österreichischen Nationalspieler holt, schon gar nicht, das Borussia nach der Verpflichtung von Trainer Marco Rose einen Spieler aus Salzburg holt. Erstaunlich ist vielmehr: Lainer ist Rechtsverteidiger. Auf vielen Positionen scheint in der Mannschaft Handlungsbedarf zu bestehen. Rechts hinten allerdings gab es keine offensichtliche Baustelle. Mit Michael Lang, Nico Elvedi, Tony Jantschke, Fabian Johnson und vor allem Jordan Beyer stehen gleich fünf Spieler im Kader, die für diese Position in Frage kommen. Lang hat in seiner ersten Saison zwar die Erwartungen nicht vollends erfüllt, als Fehleinkauf hätte ihn aber bis dato kaum jemand abgestempelt (wenngleich im Nachhinein eine Äußerung von Max Eberl im Fohlentalk bei Radio 90,1 so interpretiert werden könnte). Beyer hat, wenngleich gelernter Innenverteidiger, in der vergangenen Saison eine Reihe Hoffnung machender Spiele auf der rechten Außenverteidigerposition bestritten. Nun kommt mit Lainer ein Mann für kolportierte >10 Millionen Euro, der dort naturgemäß nicht nur Stammplatzambitionen sondern schon fast eine Stammplatzgarantie haben wird. Was bedeutet dieser Transfer? Zum einen: Borussia ist schon länger am Mann aus dem Flachgau interessiert. Vor Jahresfrist war er einer von mehreren Kandidaten, ein Wechsel kam seinerzeit nicht zustande, stattdessen holte Max Eberl den Schweizer Lang. Schwerer wiegt aber vermutlich der neue Trainer und dessen bevorzugte Art und Weise, Fußball spielen zu lassen. Mehr als jeder der genannten Spieler ist Lainer ein Rechtsverteidiger, der das druckvolle und aggressive Spiel beherrscht, das Marco Rose vorschwebt. Lainer ist schnell, Lainer ist ein Fighter. Man darf getrost davon ausgehen, dass ein ähnlicher Spieler für die andere Abwehrseite noch auf Eberls/Roses Wunschzettel steht. Inwieweit die anderen potenziellen Rechtsverteidiger nun noch eine Zukunft bei Borussia haben, steht nach dem Lainer-Wechsel mehr in Frage als vorher. Fabian Johnson gilt ohnehin vielen als Kandidat Nummer eins, wenn es um weitere Abgänge geht. Auch Michael Lang dürfte sich spätestens jetzt Gedanken machen, ob der Verbleib am Niederrhein für ihn sinnvoll ist. Tony Jantschke wird es noch schwerer haben. Jordan Beyer muss weiter auf seine Chance warten, zum Stammspieler zu werden und dürfte sich künftig eher als Innenverteidiger Nummer drei bewähren müssen, sofern es in der bisher etatmäßigen Formation Elvedi/Ginter nicht noch eine Entwicklung gibt, die ähnlich überraschend ausfällt, wie die heutige Verpflichtung des Stefan Lainer.