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Es war einer der gefühlsbetontesten Augenblicke in der noch jungen Geschichte des Borussen-Parks. Mike Hanke verabschiedete sich unter Tränen und mit einem Tor gegen den neuen deutschen Meister Bayern München von seinen Anhängern. Auch eher nüchternen Fans war klar, dass sich hier jemand verabschiedet, dessen Treuebekundungen für einen Verein nicht gespielt waren. Als kurz darauf auch Jupp Heynckes während der Pressekonferenz die Tränen kamen, wurde allen Beteiligten klar, dass hier nicht nur ein Saisonabschluss stattgefunden hatte, sondern ganz große Abschiede gefeiert wurden. Ganz so groß waren die Emotionen am vergangenen Samstag nicht, auch wenn erneut bewegende Abschiede auf dem Programm standen.

Kein Zweifel, das letzte Spiel ist Marc-André ter Stegen nahe gegangen. Keine Krokodiltränen à la Andy Möller waren zu sehen. Dem Gladbacher Schlussmann, der seit frühster Kindheit bei der Borussia spielte, fiel der Abschied sichtlich schwer. Kaum jemand dürfte ihm übel genommen haben, dass Geld und Karriere letztendlich über Herz und Gefühl gesiegt hatten. So ist Profi-Sport. Und wenn ein echtes Fohlen aus dem eigenen Stall eben nicht nach Leverkusen, Dortmund oder Schalke wechselt, sondern wohl direkt zu einem Weltverein wie dem FC Barcelona, ist das auch eine Aussage über die Qualität der Gladbacher Nachwuchsarbeit. Neben einer gehörigen Portion Wehmut schwang so auch ein kleines bisschen Stolz mit. Da fiel es auch nicht ins Gewicht, dass der junge Keeper sein letztes Heimspiel nicht standesgemäß zu Null beenden durfte. Die Borussia bezwang den Verfolger aus Mainz verdient mit 3:1 und sicherte sich damit zumindest den sechsten Platz und die Play-Offs zur Gruppenphase der Europa League. Ter Stegens Leistung war hingegen standesgemäß. Mit zwei Paraden der Marke Weltklasse hielt er seine Borussen im Spiel, bevor Max Kruse und Christoph Kramer den Sack endgültig zu machten.

Im ganzen Rummel um ter Stegens Abschied ging dabei völlig unter, dass auch andere verdiente Spieler möglicherweise ihre Abschiedsvorstellung im Borussen-Park gegeben haben. Oder eben vielleicht auch nicht. Zu nennen ist da in erster Linie Juan Arango. Der Venezolaner verpasste es, Werbung in eigener Sache zu machen. Sein Auftritt blieb blass. Wieder einmal. Auf der anderen Seite war Arangos Spiel aber auch in der Vergangenheit selten mitreißend. Vielmehr sind es die genialen Momente, die auch so manchen Fan anderer Vereine anerkennend mit der Zunge schnalzen lassen. Grade die Mainzer dürften wohl noch in Erinnerung haben, dass er in der vergangenen Saison ein enges Spiel mit einem Schlenzer aus über 40 Metern entschied (der andere Torschütze war pikanterweise der bereits genannte Mike Hanke). Und so stellen sich nicht nur die sportlich Verantwortlichen bei der Borussia die entscheidende Frage: Hat Arango sein fußballerisches Zenit bereits weit überschritten? Oder wird er auch in der Zukunft noch genügend geniale Momente haben, um die Borussia weiter zu bringen. Denn nur darum geht es am Ende – um den Erfolg des Vereins. Im Profi-Fußball sind es eben nicht nur die Spieler, sondern auch die Vereine, die nüchtern denken und handeln müssen.

Roel Brouwers ist ein weiterer Spieler, der sich solchen Gedankenspielen stellen muss. Im Gegensatz zu Juan Arango ist er bereits seit geraumer Zeit nicht mehr in der Startelf zu finden. Und grade hier zeigt sich seine Stärke. Der Niederländer nimmt seine Reservisten-Rolle professionell wahr und ruft auch nach längeren Auszeiten sein Leistungsniveau stetig ab. Das war wichtig, als Stammspieler wie Martin Stranzl und Alvaro Dominguez gleich für mehrere Spiele ausfielen. Es half aber auch, die Siege in Gelsenkirchen und gegen Mainz zu sichern. Spieler wie Roel Brouwers sind demzufolge kaum hoch genug zu schätzen. Natürlich sind auch bei ihm inzwischen Defizite, wie seine mangelnde Schnelligkeit, zunehmend erkennbar. Grade im Hinblick auf der kommenden Saison ist der Verein aber gut beraten, einen Spieler wie Brouwers noch ein wenig länger an die Borussia zu binden. Vorausgesetzt die Gruppenphase in der Europa League wird erreicht, werden englische Woche in der zweiten Jahreshälfte eher die Regel als die Ausnahme sein. Das gilt umso mehr, wenn man auch noch den DFB-Pokal in Betracht zieht. Ein qualitativ breit aufgestellter Kader ist dann von Nöten. Der Sieg gegen Mainz hat somit auch die  Chancen erhöht, dass Arango und Brouwers einen würdigeren Abschied und ein echtes „Endspiel“ im Borussen-Park bekommen.

Zwei weitere Akteure werden sich hingegen voraussichtlich leise verabschieden. Das Peniel Mlapa mit seiner Situation unzufrieden ist, ist hinlänglich bekannt. Sein Ärger ist aufgrund seiner sehr guten Leistungen in der Vorbereitung und der zeitweise eklatanten Offensivschwächen der Borussia in der Rückrunde verständlich. Wenn er trotzdem keine Einsatzzeiten erhält, sind Fragen nach seiner Zukunft legitim. Allerdings bleibt festzuhalten, dass er in den vergangenen Spielzeiten nur selten sein sicherlich vorhandenes Potential ausschöpfte. Ein Wechsel erscheint erforderlich, will Mlapa nicht endgültig in seiner Entwicklung stehen bleiben. Für Lukas Rupp gilt ähnliches. Obwohl der Ex-Karlsruher zuletzt positiv überraschte, kann man eine Entwicklung auch bei ihm nur schwer erkennen. Für beide Spieler wird es wohl kein Endspiel geben. Zumindest nicht im Borussen-Park. Zumindest nicht mit großen Emotionen.