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FC Schalke 04Schade, dass es das Ruhrgebiet zurzeit nur zwei Bundesligisten zu bieten hat. Denn Gegner aus dieser Region machen Borussia Mönchengladbach in dieser Saison so richtig Spaß. Ob Dortmund oder Schalke, beide wurden zuhause und auswärts geschlagen. Immerhin steht inzwischen ja der Aufstieg des 1. FC Köln fest, gegen den Gladbacher Mannschaften in der Vergangenheit mit einer gewissen Regelmäßigkeit eine ähnliche Ausbeute einfuhren. So gesehen sind die Kölner Ruhrgebietler ehrenhalber. Oder unehrenhalber, je nach Standpunkt.

Die beiden Siege im Revier kamen zudem zu überaus passenden Zeitpunkten: Als die Borussia am 25. Spieltag nach Dortmund reiste, steckte sie tief in der Ergebniskrise. In der Rückrunde noch ohne Sieg, zuletzt zu Hause gegen Augsburg verloren, nach Rang 3 im Winter nun Platz 8. Entsprechend groß waren Tristesse vor und Euphorie nach dem Triumph in Dortmund. Auch vor dem Spiel in Schalke war die Stimmung getrübt. Nach einem glücklichen Remis gegen Stuttgart hatte die Borussia den SC Freiburg zwar über weite Strecken beherrscht, den Sieg durch eigene Dummheiten aber verschenkt. Die ersten Fans weinten schon zur Nacht ihr Kissen nass und sahen Europa unwiderruflich verloren.

Dass Nachrichten vom Gladbacher Ableben stark übertrieben waren, zeigte die Mannschaft in der Schalker Großhalle eindrucksvoll. Borussia war erst der dritte Bundesligist, dem es in dieser Saison gelang, dort ohne Gegentor zu bleiben (Bayern und Mainz waren die anderen). Die offensive Schalker Ratlosigkeit hatte zwar auch einiges mit den Blessuren der beiden Topscorer Farfan und Huntelaar zu tun. Nicht umsonst war es Huntelaar, der, obwohl körperlich nur für einen Kurzeinsatz in der Lage, nach seiner Einwechslung die beste Schalker Ausgleichschance vorbereitete. Aber auch die Herren Boateng, Goretzka und Meyer, die allesamt in der Startelf standen, hatten gegen andere Gegner durchaus Torgefahr zu verbreiten gewusst. Zusammen kommen die drei immerhin auf 16 Saisontore. Dass sie diesmal weitgehend harmlos blieben, war nicht zuletzt der klugen taktischen Einstellung des Gladbacher Teams und der hochkonzentrierten, lauf- und zweikampfstarken Defensivarbeit aller Spieler geschuldet. Umso bemerkenswerter, dass Lucien Favres Truppe dies nur mit einem einzigen (harmlosen) Foul bewerkstelligte.

Es mag den anderen gegenüber ungerecht sein, aus dieser geschlossenen Mannschaftsleistung einzelne herauszuheben. Die Außenverteidiger Korb und Dominguez aber haben es insofern verdient, als beide die zuverlässige Erledigung ihrer defensiven Kernaufgaben mit Offensivqualitäten kombinierten, die man so von ihnen noch nicht gesehen hat. Geradezu Dante'sche Qualitäten hatte Dominguez' Traumpass auf Kruse, bevor dieser Fährmann aussteigen ließ, dann aber nur das Außennetz traf. Er hätte die Krönung durch einen Treffer ebenso verdient gehabt wie Korbs starker Vorstoß nach einer Viertelstunde, der zu Herrmanns Großchance führte. Aber auch sonst belebten die beiden Außenverteidiger das in dieser Saison zu oft brachliegende Gladbacher Flügelspiel. Luuk de Jong mag am Bildschirm in Newcastle sehnsüchtig geseufzt haben angesichts der Vielzahl präziser Flanken, die die Gladbacher diesmal in den gegnerischen Strafraum zirkelten. Als Stilmittel ist dies eine wichtige Ergänzung des sonst oft zu zentrumslastigen Gladbacher Portfolios. Die Verpflichtungen der starken Flankengeber Hahn und Traore deuten darauf, dass Max Eberl und Lucien Favre das ähnlich sehen.

Das Tor des Tages aber setzte auf gewohnte Gladbacher Stärken: Eine Kombination durch die Mitte bzw. das Halbfeld, ein kluger Pass Raffaels in den Rücken der Abwehr. Patrick Herrmanns Abschluss war zum Zungeschnalzen – und in gewisser Hinsicht sinnbildlich für die Gladbacher Saisonbilanz. Herrmann hat solche Aktionen im Repertoire. Könnte er dieses Potenzial mit größere Konstanz nicht nur im Training, sondern im Ernstfall zeigen, er wäre längst Stammspieler in der Nationalelf. Weil sich in seinem Spiel oft und auch am Sonntag auf Schalke aber solch inspirierte Momente mit unglücklichen Entscheidungen abwechseln, reicht es dafür nicht – man hofft: noch nicht. So gesehen passt Herrmann zur Borussia und sie zu ihm. Denn auch die Gladbacher haben Fähigkeiten die höchste Ambitionen rechtfertigen würden, wenn sie nur konstanter zum Einsatz kämen. Weil sie solche Fähigkeiten haben, konnten sie in Dortmund und Schalke gewinnen und zwischenzeitlich die Champions League anpeilen. Aber weil sie sich zwischendurch Aussetzer wie die letzten dreißig Minuten von Freiburg leisten, ist die Europa League das, was diese Mannschaft im Moment erreichen kann. Es sei denn, an den letzten beiden Spieltagen läuft alles für die Borussia. Schade, dass die Gegner nicht aus dem Ruhrgebiet kommen.