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„Fehlender Biss“, „zu behäbig“, „gebrauchter Tag“ – an Selbstkritik mangelte es den Spielern nach dem enttäuschenden Auftritt in Frankfurt nicht. Die Frage, warum Mannschaft und Beobachter überhaupt zu dem Eindruck kommen mussten, dass man gegen ein Team im Abstiegskampf nicht mit der allerletzten Konsequenz aufgetreten war, beantwortet sich dadurch aber dennoch nicht. So richtig wird man in diesen Tagen nicht schlau aus den Gedanken von Verantwortlichen und Spielern der Borussia. Einige Splitter zur englischen Woche, die keinem Borussia-Fan schmecken konnte.

 

Das Rätsel der Wechsel-Sechs

Die Nominierung Harvard Nordtveit war angesichts der letzten Wochen eine verhältnismäßig große Überraschung. Zum einen hatte der Norweger bei seinen bisherigen Startelfeinsätzen meist eher unglücklich agiert und ausgerechnet bei seiner bis dahin ordentlichen Leistung in Dortmund die Mannschaft mit seinem Platzverweis in Gefahr gebracht. Dass er jetzt für den gegen Berlin sehr soliden Jantschke in der Startelf stand, war somit nicht unbedingt zu erwarten. Mehr noch, er verdrängte auch Granit Xhaka, der nun zum zweiten Mal in Folge auf de Bank Platz nehmen musste – diesmal sogar über 90 Minuten.

Nordtveit machte seine Sache zwar soweit ordentlich, doch das Zusammenspiel mit seinem Sechserkollegen Kramer funktionierte insgesamt nur mäßig – von allen Kombinationen auf der Doppelsechs wirkt dieses Duo am wenigsten abgestimmt. Vielleicht auch, weil die Rollen nicht so klar verteilt sind: Sowohl Kramer als auch Nordtveit haben einige Qualitäten im Vorwärtsgang, sind aber von Haus aus eher defensiv orientiert – in Kombination mit dem Abwehrspezialisten Jantschke oder dem offensiveren Xhaka ergibt sich der zu erledigende Job somit fast von selbst, während sich die beiden Allrounder nicht immer einig zu sein scheinen, wie sie ihre Rolle interpretieren sollen, wenn beide auf dem Platz stehen. Das sorgt für eine gewisse Unruhe im Zentrum, die dem Spiel der Borussia nicht wirklich gut tut.

Jantschke bekommt einen Korb (und Dominguez)

Bemerkenswert, dass Toni Jantschke auch in der Innenverteidigung und auf der Rechtsverteidigerposition den Kollegen Dominguez und Korb Platz machen musste. Der Spanier agiert in den Partien zuvor zwar defensiv solide, verfügt aber nicht über Jantschkes Qualitäten im Aufbauspiel. Korb hingegen versucht sich verstärkt in der Offensive, offenbart aber immer noch erhebliche Defizite im Stellungsspiel. Wie schon gegen Berlin war er einige Male nicht nah genug an seinem Gegenspieler und bekam zudem Frankfurts Djakpa kaum in den Griff. Da selbst Stranzl nicht seinen allerbesten Tag erwischte, vermisste man in der Abwehr etwas die Ruhe, die Toni Jantschke in seinen Aktionen ausstrahlt.

Kein Stürmer auf der Bank

Peniel Mlapa musste zu Hause bleiben, wie schon gegen Berlin stand er nicht im Kader. Damit fehlte es der Borussia gänzlich an alternativen Angriffsoptionen, was sich durch den recht frühen Rückstand noch rächen sollte – schließlich hatten die Einwechslungen der drei verbliebenen Spielern mit offensiven Vorerfahrungen kaum Effekt auf die Mannschaft. Der seltsamerweise erneut auf dem Flügel eingesetzte Hrgota lief sich zu oft fest, Amin Younes konnte erneut keinerlei Akzente setzen. Überraschenderweise war es Lukas Rupp, der als einziger der Einwechselspieler ein wenig Schwung in die Partie brachte, begünstig von der Umstellung auf eine Dreierkette in der Abwehr.

Sprichwörtliche Durchschlagskraft aber konnte man von keinem der drei Spieler erwarten, zudem war erneut erkennbar, dass die offensive Ordnung bei Borussia durch die vielen Verschiebungen teilweise komplett verloren geht. So bleibt es ein Rätsel, warum der zuletzt gut aufgelegte Mlapa derzeit wieder soweit von der Mannschaft entfernt zu sein scheint, dass man auf die Option eines echten Mittelstürmers gleich ganz verzichtet.

Kruse kommt wieder, sonst aber keiner

Positiv hervorzuheben war sicher Max Kruse, dessen Formkurve trotz der schwachen Mannschaftsleistung sichtlich nach oben zeigt. Wenn etwas lief, dann über ihn, der nicht nur seine Sicherheit im Pass- und Kombinationsspiel wiederzufinden scheint, sondern sich auch die einzigen beiden torgefährlichen Szenen der Borussia erarbeitete. Im Tor verhinderte ein gewohnt sicherer ter Stegen einen frühen K.O.

Ansonsten konnte keiner der Spieler wirklich überzeugen, auch der zuletzt so starke Raffael hatte einen Spartag eingelegt – Armin Veh war sich der enormen Bedeutung des Brasilianers offenbar bewusst und ließ ihn über die gesamte Spielzeit doppeln. Auch sonst war in der Mannschaft der Borussia nicht viel los, man schien sich regelrecht zum Ausgleichstreffer verwalten zu wollen, während die Eintracht sich aufopferungsvoll in jeden Zweikampf warf. Woran es auch immer gelegen haben mag, am Sonntag gegen den HSV muss in allen Belangen wieder mehr Zielstrebigkeit her – dann kann man den „gebrachten Tag“ womöglich doch vergessen machen.