Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 78

In der wunderbaren englischen Fernsehserie „Drop the dead donkey“ gab es eine Episode, in der die Sportredaktion eines Nachrichtensenders Zuwachs durch einen ehemaligen Fußballtorwart erhält. Ein netter Mensch, aber gezeichnet für sein Leben durch den folgenschweren Lapsus in einem FA-Cup-Halbfinale, als er kurz vor Schluss eine harmlose Flanke erst fing und dann ins eigene Tor fallen ließ. Die Episode erlebt ihren traurigen Höhepunkt, als der Neuzugang seine Kollegen dabei überrascht, wie sie sich den düstersten Moment seiner Karriere gemeinsam auf Video ansehen. Das Band trägt den Namen „Football’s biggest cock-ups“.

Am Samstag bewarben sich gleich zwei Kandidaten um einen Platz darauf. Dabei hatte Marc-André ter Stegen bessere Chancen als Daniel Davari. Das Missgeschick des Braunschweiger Keepers konnte man noch unter der Kategorie „unglücklich“ verbuchen. Das Eigentor des Gladbachers war grotesk. Tiefenpsychologisch versierte Borussenfans mögen spekulieren, an dieser Stelle habe das Unterbewusstsein des Torwarts gegen den Wechsel nach Barcelona und das damit verbundene Verlassen des heimischen Nestes rebelliert. Nüchternere werden darauf verweisen, dass Rückpässe im Minutentakt die Wahrscheinlichkeit eines solchen Lapsus nun mal erhöhen.

Die Eigentore waren die zwei Höhepunkte eines Spiels, das sich ansonsten über weite Strecken auf sehr bescheidenem Niveau bewegte. Die Gladbacher waren bemüht, nicht in gegnerische Konter zu laufen. Zugleich mangelte es ihnen an Selbstvertrauen und Passsicherheit, um die von Lucien Favre so geliebte Ballzirkulation ins Rollen zu bringen. Die Braunschweiger zeigten sich laufstark und bissig, es fehlte ihn zumeist aber schlicht an spielerischer Qualität, um verunsicherte Gladbacher ernsthaft in Gefahr zu bringen. Dabei boten die Borussen dafür einige Gelegenheiten. Allein in den ersten zehn Minuten kamen die Braunschweiger zu drei Situationen, aus denen starke Mannschaften mindestens eine zum Torerfolg geführt hätten. Als Martin Stranzl nach der Partie verkündete, im Moment würden die Gegner eben jeden Fehler der Borussia bestrafen, blendete er solche Momente aus.

Sicher hatten die Gladbacher am Ende auch Pech. Max Kruses dynamisches Solo hätte einen Treffer verdient gehabt. Dass der Ball vom Innenpfosten wieder ins Feld sprang, passte ebenso zur Situation wie das zu Unrecht aberkannte Tor von Peniel Mlapa in der Schlussminute. Das Unentschieden war aber letztlich die gerechte Quittung für ein über weite Strecken zu zaghaft geführtes Spiel. Erst in der Schlussviertelstunde wachten die Borussen auf und man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren: Wären sie von Beginn an so beherzt aufgetreten, sie hätten das Spiel trotz Slapstick-Eigentor und überfordertem Linienrichter leicht gewinnen können.

Unter dem Strich bleibt eine desolate Rückrunden-Bilanz. In der Hinrundentabelle standen nur zwei Mannschaften noch besser da als die Borussia: Bayern und Leverkusen. In der Rückrundentabelle stehen nur zwei schlechter da: Hamburg und Stuttgart. Konnte man sich aus Gladbacher Sicht anfangs noch mit dem schweren Auftaktprogramm trösten, so ist diese Erklärung nach sechs verschenkten Punkten gegen Bremen, Hoffenheim und Braunschweig hinfällig. Die Darbietungen auf dem Platz passen zu den Zahlen: Nur selten ein geordnetes Aufbauspiel, wenig Ballsicherheit, vorne keine Durchschlagkraft und hinten unerklärliche und folgenschwere Aussetzer gerade von Spielern, die eigentlich als Säulen gelten: in Bremen Filip Daems mit unsinnigen Einwurf, gegen Hoffenheim Martin Stranzl mit ungeschicktem Einsteigen, in Braunschweig nun Marc-André ter Stegen.

Klar ist: Nur wenn die Mannschaft demnächst wieder an das Niveau anknüpft, auf dem sie streckenweise in der Vorrunde gespielt hat, wird sie weiterhin ein Wort um die Europacup-Plätze mitreden. Spielt sie weiter wie im Moment, dürfte sich das Thema in absehbarer Zeit erledigt haben. Für die Champions League Qualifikation, von der man im Winter noch träumen durfte, gilt das schon jetzt.

Gegen Augsburg wird immerhin die Startelf ein neues Gesicht bekommen müssen. Weil Granit Xhaka eine berechtigte zehnte und Christoph Kramer eine überzogene fünfte gelbe Karte kassierten, ist die Doppelsechs neu zu besetzen. Die konservativste Variante wäre ein Duo Nordtveit – Marx. Alternativ könnte Tony Jantschke ins Mittelfeld und für ihn Alvaro Dominguez wieder in die Innenverteidigung rücken. Schließlich könnte auch Rafael zurückgezogen werden und quasi als tief liegender Spielmacher agieren, müsste dann aber von einem vor allem defensiv denkenden Partner abgesichert werden. Vorne könnte dann Max Kruse hinter einer echten Spitze agieren, z.B. Peniel Mlapa, der in Braunschweig nach seiner Einwechslung für einigen Betrieb sorgte. Das Experiment mit Branimir Hrgota dagegen sollte zumindest ausgesetzt werden. Der junge Schwede mag großes Potenzial haben, im Moment aber tut man weder ihm, noch der Mannschaft mit weiteren Startelfeinsätzen einen Gefallen.