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Ein ICE werde da auf seine Mannschaft zu- und hoffentlich nicht in sie hineinrasen, hatte Freiburgs Trainer Streich vor der Partie geargwöhnt. Auf dem Platz ging es dann deutlich gemächlicher zu. Die Räder des Gladbacher Angriffsspiels kamen nur selten auf Touren. Und wenn dann doch einmal ein Zuspiel das dichte Freiburger Abwehrgeflecht aufriss, dann fehlten im Abschluss Glück und Präzision. Manchmal wurde auch der Fahnenschwenker an der Seitenlinie zum Spielverderber. Der Schiedsrichter-Assistent verfolgte bei knappen Abseitsentscheidungen eisern das Prinzip „im Zweifel gegen den Angreifer“ und lag damit mehrfach falsch.

Es ist zugleich Ausdruck und Ursache der derzeitigen Gladbacher Stärke, dass die Mannschaft auch in solch misslicher Lage die Geduld behält. Sie tat den Freiburgern nicht den Gefallen, kopflos anzurennen und damit allzu große Räume für Konter zu öffnen. Permanente und kontrollierte Ballzirkulation ist nicht immer spektakulär, aber sie führte am Sonntag zum Erfolg, weil die Borussen sich in Geduld fassten. Sie konnten das, weil sie um die individuelle Qualität in der eigenen Offensivabteilung wussten. Selbst wenn es im Zusammenspiel mal hakt: Irgendwer wird schon irgendwann einen inspirierten Moment haben. Und wenn man vorher die Ordnung behalten hat und nicht in Rückstand geraten ist, dann kann dieser eine inspirierte Moment reichen.

Im letzten Heimspiel gegen Nürnberg war Juan Arango der Mann für die Inspiration. Diesmal war es Patrick Herrmann. Schon dessen Scherenschlag in der ersten Hälfte hätte ein Tor verdient gehabt. Sein Steckpass in der 63. Minute dann war genau das, was Lucien Favre immer fordert: gedankenschnell, intelligent und präzise.

Es ist noch nicht lange her, da wurde in Fankreisen engagiert zumindest über eine Pause für Herrmann diskutiert. Branimir Hrgota scharrte mit den Hufen und Herrmann reihte einen glücklosen Auftritt an den nächsten.

Wie die Borussia am Sonntag, so behielt auch Lucien Favre in der Personalie Herrmann aber die Geduld. Und auch das scheint sich ausgezahlt zu haben. Herrmanns Leistung zeigte in den letzten Spielen steil nach oben. In den letzten fünf Spielen kam er auf fünf Scorerpunkte. Und dabei ist der brillante Pass vor dem 1:0 gegen Freiburg – der vorletzte, nicht der letzte Pass vor dem Tor - noch nicht mal eingerechnet.

Des Trainers Festhalten an Herrmann sendet auch ein Signal an die Stammelf. Ein Signal, dass man sich auch das eine oder andere schwache Spiel leisten kann, ohne gleich um seinen Platz fürchten zu müssen (für die zweite Reihe freilich ist das keine gute Nachricht). Auch auf diese Weise gewinnt die Mannschaft Sicherheit – jene Sicherheit, die sie gelassen darauf vertrauen lässt, dass man manchmal auch mit dem Bummelzug ans Ziel kommt. Vielleicht sogar bis nach Europa.