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Zumindest in der medialen Öffentlichkeit stand dieses Fußball-Wochenende ganz im Schatten des Spitzenspiels zwischen dem FC Bayern und dem BVB. Selbst wenn sich dieses trotz allen Hypes am Ende über weite Strecken als biedere Durchschnittsware entpuppte, ging fast ein wenig unter, dass dieses Wochenende schon am Tag zuvor mit einem weiteren Auswärtssieg der Gladbacher Borussia gestartet war.  Mit nunmehr 4 Siegen in Folge ist sie die Mannschaft der Stunde, die sich klammheimlich an die vor kurzem noch unerreichbar scheinende Spitzengruppe angenähert hat. Nach der besten Auswärtsleistung dieser Saison mehren sich die Anzeichen, dass die Gladbacher auf einem sehr guten Weg sind, den nächsten Schritt auf dem Weg zu einer echten Spitzenmannschaft zu gehen - und dies nahezu unbemerkt von den Augen der Öffentlichkeit.

Ein Sieg in Stuttgart ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit - nicht nur aufgrund der höchst durchwachsenen Statistik, die Borussia auswärts bei den Schwaben wie bei allzu vielen anderen Vereinen vorweist. Spieler wie Ibisevic, Maxim, Ulreich, Gentner oder der junge Werner bringen eine beachtliche Qualität mit, so dass die Europacup-Ambitionen der Schwaben grundsätzlich gar nicht so abwegig erscheinen. Umso erfreulicher, wie deutlich diese Mannschaft im eigenen Stadion von den turmhoch überlegenen Gästen dominiert wurde.

Zum Spielende hätten sogar noch einige Tore mehr fallen können, was aber nicht allzu kritisch bewertet werden muss. In Sachen Effizienz ist die Mannschaft von Lucien Favre in dieser Saison bereits Spitze. Max Kruse hatte zwar einige gute Szenen, war aber im Abschluss unglücklich. Juan Arango, gegen Nürnberg noch umjubelter Matchwinner, agierte unauffällig. Da traf es sich gut, dass an diesem Abend Raffael und Patrick Herrmann einen Sahnetag erwischten. Dem neuen "magischen Viereck" mag die Brillanz eines Marco Reus fehlen. Dafür ist es ausgeglichener und damit noch unberechenbarer.

Mit Oscar Wendt und Julian Korb sowie einem offensiveren Spielkonzept entsteht jetzt endlich auch auf den Außenbahnen von hinten heraus Offensivgefahr - eine Qualität, die Borussia im Grunde schon seit den Zeiten eines Thomas Kastenmaier, spätestens aber eines Markus Münch, fast vollständig abging. Die bald bevorstehenden Heimspiele gegen Schalke, Wolfsburg und den FC Bayern werden zeigen, ob sich dies auch gegen stärkere Gegner und unter Beibehaltung der defensiven Stabilität fortsetzen lässt. Zuletzt klappte dies ganz hervorragend. Nachdem in den ersten 7 Saisonspielen 13 Gegentore hingenommen werden mussten, waren es in den letzten 6 nur noch 3 weitere. Und das, obwohl in diesem Zeitraum mit Dominguez, Stranzl, Brouwers, Nordtveit und Daems ebenso viele potentielle Stammkräfte in der Defensive ausfielen wie beim BVB, der sich dafür in der Öffentlichkeit seit Tagen bedauern lässt.

Gerade in der Defensive verfügt Lucien Favre über eine Fülle gleichwertiger Möglichkeiten. Spieler wie Tony Jantschke verkörpern die vom Trainer so hochgepriesene Polyvalenz mit beachtlichem Erfolg. Christoph Kramer besticht nicht nur durch seine unermüdliche Laufleistung. An seiner Seite kann jetzt auch Granit Xhaka immer besser aufspielen, der mit seinen Leaderqualitäten ebenso wie mit seiner oft grenzwertigen Aggressivität beinahe schon an den jungen Stefan Effenberg erinnert.

All diese Lobeshymnen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass erst 13 Spieltage vorüber sind und nicht alle der 8 errungenen Siege so souverän zustande kamen wie jener in Stuttgart. Noch im letzten Heimspiel war man z. B. 70 Minuten lang schwächer als der 1.FC Nürnberg. Es wäre also etwas verfrüht, jetzt schon für die Champions League zu planen oder sich gar schon auf Augenhöhe mit den nur noch 3 Punkte entfernten Dortmundern zu wähnen. Borussia und ihre Fans tun gut daran, weiter nur von Spiel zu Spiel zu denken. Denn schon die nächste Partie muss nach den Erfahrungen aus der vorletzten Woche ernster genommen werden als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Auswärts blieb der SC Freiburg in den vergangenen vier Pflichtspielen ohne jedes Gegentor. Es könnte der nächste wichtige Schritt sein auf dem Weg zur Spitzenmannschaft, wenn Borussia auch gegen solch einen vermeintlich leichten, aber undankbaren Gegner in der Lage ist, den erwarteten Pflichtsieg einzufahren.