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Am Ende war es auch für Dr. Jochen Drees zu viel. Er passte sich dem schwachen Niveau der Partie einfach an. Innerhalb weniger Minuten ließ er sich der Unparteiische von Sebastian Langkamp zum Narren halten und fiel auf dessen Showeinlagen herein. Zwei Kopfball-Duelle mit Martin Stranzl, zweimal wälzte sich der Berliner Innenverteidiger danach so theatralisch auf dem Boden, dass der Zuschauer schwere Gesichtsfrakturen befürchten musste. Passiert war nichts, doch Langkamp erreichte sein Ziel. Dr. Drees  verlor den Überblick und die Borussia ihren Innenverteidiger mit Gelb-Rot. "Na und?“ fragt der Berliner und verweist auf eine ähnliche Showeinlage de Camargos im Vorjahr. Aber kann eine unsportliche Aktion wirklich die Rechtfertigung für eine andere sein? Das unfaire Verhalten von Langkamp beschloss einen höchst unerfreulichen Abend aus Gladbacher Sicht.

Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass die Fehlentscheidung von Dr. Drees in keiner Weise spielentscheidend war. Im Gegenteil. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Schiedsrichter eine ordentliche Leistung gezeigt, das Spiel mit dem nötigen Fingerspitzengefühl geleitet und die einzige kritische Situation, ein vermeintliches 2:0 für die Hertha, eher zu Gunsten der Gäste entschieden.  Nicht der Unparteiische war dafür verantwortlich, dass die Borussia einem Rückstand hinterher lief, ohne wirklich zwingend zu werden. Und auch die Heimmannschaft überzeugte nicht durch ein entfesselt geführtes Spiel. Am Ende musste es sich die Elf von Lucien Favre selber zuschreiben, erneut ohne Erfolg die Heimreise anzutreten. Zu pomadig hatte man sich in Berlin präsentiert, zu ideenlos über die gesamte Spielzeit agiert. Doch der Reihe nach.

Wie bereits in den letzten Auswärtsspielen, war die Borussia bemüht, frühzeitig die Kontrolle über Spiel und Gegner zu bekommen und ließ den Ball gefällig durch die eigenen Reihen laufen. Dabei kam es zu einigen sehenswerten Kombinationen, die aber nur wenig Gefahr verströmten. Auf der anderen Seite wurde auch die Hertha allenfalls dann gefährlich, wenn die Angriffe über die Seite des erneut schwachen Tony Jantschke liefen. Wirklich Zwingendes ergab sich auch hieraus nicht. Beide Mannschaften egalisierten sich weitestgehend. So fiel auch das 1:0 buchstäblich aus dem Nichts. Skjelbred hatte gekonnt einen Freistoß in den Strafraum gezirkelt, Ramos mit einem Kopfball in den Winkel vollendet. Gladbach reagierte nicht geschockt, sondern kombinierte weiter bis zum Strafraum, ohne aber wirklich gefährlich zu werden. Lediglich Kruse forderte mit einem Fernschuss Torhüter Kraft heraus. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Partie bereits in der Nachspielzeit der ersten Hälfte.

Wer nun glaubte, in Halbzeit zwei eine Borussia zu sehen, die sich mit aller Macht gegen die Niederlage stemmt, wurde bitter enttäuscht. Weiterhin suchte der Gast sein Heil in seinen unbestreitbar vorhandenen technischen und taktischen Fähigkeiten, agierte aber deutlich zu langsam und umständlich, um für den nun abwartenden Aufsteiger ernsthaft bedrohlich zu werden. Vielmehr zeigte dieser, wie man auch mit einfachen Mitteln stets gefährlich bleiben kann und nutzte sich bietende Räume geschickt aus. Hätte der Gastgeber seine Möglichkeiten zwingender zu Ende gespielt, die Partie wäre wohl frühzeitiger entschieden gewesen. Gladbach spielte, Hertha kämpfte und das machte den Unterschied an diesem Tag aus. Dabei waren einzelne Akteure durchaus bemüht, die Schlagzahl zu erhöhen. Xhaka spielte engagiert, verlor aber zu oft das Gleichgewicht zwischen Dynamik und Risiko. Kruse blieb stets ein Unruheherd, fand aber keine Mitspieler, um ernsthaft gefährlich zu werden. In dieser Phase zeigte sich auch, wie wichtig Raffael für das Offensivspiel der Borussia ist. Der Ex-Berliner entwickelte sich mit zunehmendem Verlauf der Partie zum Totalausfall. Am Ende stand er nur noch auf dem Platz, weil auch Arango und Hermann einen rabenschwarzen Tag erwischt hatten. Lucien Favre setzte schließlich alles auf eine Karte und brachte mit Younes, Hrgota und de Jong gleich drei neue Offensivkräfte. Es nutzte wenig, alle drei Spieler fügten sich nahtlos in den ideenlosen Auftritt ein. Keine Frage, die Niederlage in Berlin war folgerichtig und somit hochverdient.

Er sei der Meinung, dass Borussia Mönchengladbach eine ausgesprochen gute Mannschaft habe, die am Ende der Saison weit oben stehen werde. Warm klingen diese Worte von Hertha-Manager Michael Preetz nach dem Spiel. Das Potential der Niederrheiner ist unbestritten. Die Fähigkeit, dieses auch auf fremden Plätzen abzurufen, erscheint derzeit hingegen eng begrenzt. Positiv bleibt festzuhalten, dass man auch auswärts stets bemüht ist, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken und die Kontrolle zu gewinnen. Dies spricht für ein gewisses Selbstvertrauen. Selbstvertrauen darf aber nicht zu einer Passivität führen, die dem Beobachter leicht pomadig erscheint. Die Borussia erscheint auch auswärts gerne als das besser veranlagte Team, erzeugt aber viel zu wenig Druck, um diese Scheinüberlegenheit auch in Erfolg umzusetzen. Am Ende sind es dann die kleinen Fehler, welche die Fohlen dann dafür bestrafen, vorher nicht zwingender agiert zu haben. Dies gilt genauso für Darmstadt, Hoffenheim und Augsburg, wie für Berlin. Überlegenheit und Erfolg muss man sich auch erarbeiten, ganz gleich, wie kombinationssicher und technisch stark das Team inzwischen geworden ist.