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Die Borussia zu Gast in Stuttgart – das verhieß für den VfL jahrelang nichts Gutes. Nicht nur zur Zeit der „Auswärtsdeppen“ hätte man sich viele Ausflüge ins „Ländle“ im Nachhinein lieber erspart, selbst die Generation um Effenberg, Dahlin und Co. kehrte wiederholt mit einer ganzen Handvoll von Gegentoren zurück an den Niederrhein. Erst zu Beginn des vergangenen Jahres schien der Bann schließlich gebrochen, ließ eine bärenstark aus der Winterpause gestartete Borussia dem formschwachen VfB im eigenen Stadion keine Chance. 

So stellt sich am Sonntag erstmals die Frage, ob das letztjährige 3:0 eine echte Trendwende einläutete oder doch nur eine Ausnahme in der Besucherstatistik der Mercedes-Benz-Arena darstellt. Formschwach ist der VfB Stuttgart auch in diesen Tagen – die Beschreibung „bärenstark“ fällt aber derzeit auch nicht übertrieben oft, wenn über die Verfassung des Favre-Teams sinniert wird. Droht eine müde Nullnummer?

Nebenkriegsschauplätze als Heilmittel?

Auch wenn die Statistik der letzten Wochen nicht unbedingt auf ein Torfestival hindeutet – Borussia erzielte in den fünf Auswärtsspielen der Rückrunde lediglich zwei Tore, Stuttgart wartet seit Ende November auf einen Heimsieg – so ist doch zu hoffen, dass zumindest von Gladbacher Seite deutlich größeres Bemühen um einen Torerfolg erkennbar wird als in den spielerisch mehr als dürftigen Partien gegen Freiburg und Fürth.

Ob es dafür eher positiv oder negativ zu bewerten ist, dass unter der Woche weniger über den rat- und überwiegend tatlosen Auftritt gegen das abgeschlagene Schlusslicht gesprochen wurde, sondern Pfiffe von der Tribüne und die vollzogene Verpflichtung von Max Kruse im Mittelpunkt standen, ist von Außen schwer einzuschätzen. Vielleicht verschafften derlei öffentliche Nebenkriegsschauplätze Trainerteam und Mannschaft sogar ein wenig Luft, um an den wohlbekannten Problemen im Spiel nach vorne zu arbeiten.

Dass diese der sportlichen Leitung nicht erst seit Samstag bewusst sind, wurde im Anschluss an das Fürth-Spiel deutlich. Sowohl Sportdirektor, als auch Trainer bemängelten fehlende Durchschlagskraft und Mut, um einen laufstarken Gegner dauerhaft unter Druck zu setzen. In der Anhängerschaft geriet das „Champions League-Wunder“ von Dortmund zum willkommenen Beispiel für genau das, was man sich auch von unserer Mannschaft wünscht: Den erkennbaren, unbedingten Willen zum Sieg.

Die Mannschaft steht somit in der Pflicht. Dank des glücklichen Heimsieges von Samstag ist man im Kampf um die internationalen Plätze nach wie vor sehr aussichtsreich im Geschäft und kann mit einem Erfolg unter Umständen sogar unter die ersten Sechs der Tabelle springen. Während sich personell dafür wohl wie üblich wenig ändern wird, ist zu hoffen, dass die Mannschaft diesmal eine Mentalität an den Tag legen kann, die den internationalen Ambitionen gerecht wird.

Ein Gegner im Niemandsland – mit einem Millionenspiel

Beim VfB Stuttgart kann wohl keiner mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden sein. Ein einzelnes Zwischenhoch Mitte der Hinserie reichte in Anbetracht eines äußerst schwachen Saison- und Rückrundenstarts nicht aus, um noch ernsthaft in den Kampf um die Europokalplätze einzugreifen.

Aus dem Hick-Hack um die umstrittene, aber schließlich doch vollzogene Vertragsverlängerung mit Trainer Labbadia und den nunmehr erfolgreichen Rücktrittsforderungen gegen Präsident Mäuser ging einzig Manager Bobic als Sieger hervor, der in den Vorstand des Klubs aufrücken wird – und sich doch unangenehme Fragen zu seiner Transferpolitik gefallen lassen muss. Die Winter-Neuzugänge Macheda und Felipe Lopez floppten bislang völlig, während der quirlige Rumäne Maxim zwar gute Ansätze zeigt, aber ebenfalls kaum zum Soforthelfer zu taugen scheint.

So sind es die üblichen Verdächtigen, mit denen es Borussia größtenteils zu tun bekommen wird. Offensive Kreativität kommt vor allem von Gentner und Traoré, den beiden stärksten und konstantesten Stuttgartern in dieser Saison. Martin Harnik ist immer zu beachten, wenn auch in diesem Jahr schwankend in seinen Leistungen. Ibisevic befindet sich seit Wochen im Formtief, traf zu Hoffenheimer Zeiten aber gegen Borussia wie er will.

Die Defensive wirkt trotz solider Einzelspieler teilweise verunsichert. Sollten zudem die angeschlagenen Tasci und Gentner tatsächlich ausfallen, wäre man in Innenverteidigung und Doppelsechs erheblich geschwächt. Rüdiger würde dann wohl neben Niedermeier im Abwehrzentrum zum Einsatz kommen, während der zuletzt arg überspielt wirkende Kvist wieder den Abräumer vor der Abwehr geben könnte. Das System würde dann womöglich von einem noch in Hannover praktizierten 4-2-3-1 wieder zu dem 4-1-4-1 wechseln, das vom VfB über weite Teile der Saison gespielt wurde.

Die spannendste Frage wird aber sein, welche Auswirkungen das bevorstehende DFB-Pokal-Halbfinale gegen Freiburg auf die Stuttgarter Mannschaft haben wird. Mit einem Sieg am kommenden Mittwoch wäre die erneute Teilnahme am internationalen Wettbewerb für den VfB gesichert – der holprig verlaufenen Saison zum Trotz. Ob Borussia aber tatsächlich von dieser neuen Prioritätensetzung beim Gegner profitieren kann, bleibt abzuwarten.

 

Aufstellungen:

Stuttgart: Ulreich – RüdigerTasci (G.Sakai), NiedermeierMolinaro – Gentner (Kvist), Boka – HarnikMaximTraoré – Ibisevic

Borussia: ter Stegen – JantschkeBrouwersDominguezWendt – NordtveitMarx –HerrmannArangoYounesL. de Jong

Schiedsrichter:  Stark (Ergolding)

 

Seitenwahl-Tipps:

Christian Grünewald: Wenn es die Mannschaft mit der Europa-League wirklich ernst meint, muss man das Spiel gewinnen. Das könnte mit einigem Glück gelingen: 1:0 für Borussia.

Christoph Clausen: Das 1:1 im Ländle gibt genug Stoff für allerlei Lament.

Thomas Häcki: Angst fressen Punkte auf. Die Borussia verliert 1:0 und verliert wichtigen Boden auf die Europapokal-Plätze.

Christian Spoo: Borussia knüpft nahtlos an die Leistung der letzten beiden Spiele an und verliert folgerichtig mit 0:2.