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Im Hinspiel trennten sich beite Teams 1:1. Hier klärt Baumann vor StranzlAls die Aufstellung bekannt wurde, begann auf den Rängen die große Verwirrung. Gleich drei Innenverteidiger in der Freiburger Startelf waren vermeldet worden, daneben zwei Außenverteidiger und zwei Sechser. Was hier noch nach defensiver Aufrüstung aussah, entpuppte sich bei Spielbeginn als das gewohnte Freiburger 4-4-2. Matthias Ginter, sonst im Abwehrzentrum zu Hause, spielte in vorderster Front neben Jan Rosenthal. Wohlgemerkt: Dies war kein Griff zur Brechstange, wie ihn einst Hans Meyer in der Schlussphase gegen Fortuna Köln mit der Einwechslung von Michael Klinkert vollzog. Nein, Ginters Aufgabe lag darin, sich nahtlos in das Freiburger Kombinationsspiel einzufügen.

 

 

Das Experiment, das Christian Streich gegen Wolfsburg vollzog, wurde zwar zur Pause wieder beendet. Bezeichnend ist es dennoch: Verwirrspiele, permanente Positionswechsel und häufige personelle Rochaden sind die Prinzipien der Freiburger Offensive. Die nominellen Stürmer fühlen sich im Mittelfeld genauso wohl und lassen sich häufig dorthin zurückfallen. Dagegen stoßen torgefährliche Mittelfeldspieler immer wieder ins Zentrum vor. So entsteht eine ungemein variable Spielanlage, bei der allerdings mancherlei Schwächen in der Chancenverwertung nur zum Teil durch eine ausgeprägte Stärke bei Standards kompensiert werden.

 

Das Herzstück der Freiburger Polyvalenz soll in der nächsten Saison das Gladbacher Trikot tragen.Oskar Wendt im Spiel gegen Freiburg Schon in der letzten Saison bei St. Pauli war Max Kruse der Spieler, der den Unterschied machte. Mit 13 Toren und 7 Assists trug er entscheidend dazu bei, dass die Hanseaten bis zum letzten Spieltag am Aufstieg schnuppern konnten. Als der Kiezclub in dieser Saison zeitweilig in akute Abstiegsgefahrt geriet, machten viele den Verlust der wichtigsten Offensivkraft dafür verantwortlich. Zugespitzt: Kruse verhielt sich zu Pauli wie Reus zu Gladbach. Und weiter: In Sachen Ausstiegsklausel verhielt sich Dortmund zu Gladbach wie Freiburg zu Pauli und jetzt wohl Gladbach zu Freiburg. Wird der Transfer demnächst als fix vermeldet, kann sich Lucien Favre auf einen ungemein variablen und dynamischen Spieler freuen, der ebenso gefährlich in die Spitze vorstoßen wie Mitspieler in Szene setzen kann, der gute Flanken und Ecken schlägt und auch mal kräftig aus der Distanz abzieht. Von Jürgen Klopp unlängt als Preis-Leistungs-Transfer des Jahres geadelt, war Kruse mit 7 Toren und 7 Assists an über 40% der Freiburger Treffer direkt beteiligt.

 

An zweiter Stelle in der Freiburger Torjägerliste rangiert ein Spieler, der mal links in der Viererkette und mal als offensiver Außenbahnspieler agiert. Jonathan Schmid kommt in dieser Saison auf 6 Tore, gefolgt von Daniel Caligiuri (5 Treffer, davon 4 Elfmeter) und Jan Rosenthal (4 Tore). Der von Frankfurt umworbene Johannes Flum, der mal im Sturm, mal vor der Abwehr agiert, tritt eher als Kombinationspartner und Lückenreißer denn als Scorer in Erscheinung. Während sich Guedé durch zuletzt schwächere Leistungen vorerst aus dem Team gespielt zu haben scheint, stand gegen Dortmund erstmals der aus Hoffenheim gekommene Terrazzino in der Startelf.

 

Wie auch immer personell besetzt: In der Rückrunde ist die Freiburger Torausbeute deutlich zurückgegangen. Das liegt nicht daran, dass keine Chancen mehr erarbeitet würden, sondern dass zu viele davon ungenutzt bleiben. In manchen Situationen fühlte sich der Beobachter in jene Zeiten versetzt, als Fans des Vereins halb liebevoll, halb zornig von den Strafraummelancholikern sprachen.

 

Freiburger AbwehrspielerDie Abwehr war dagegen auch in der Rückrunde lange gewohnt stabil. Vor zwei Spieltagen hatte der SC noch einen Gegentorschnitt unter 1. Das wurde nur von den Bayern übertroffen. Es folgten zwei Tage der offenen Tür: Wolfsburg und Dortmund trafen jeweils fünfmal ins Freiburger Netz. Ob das eine Trendwende markiert oder ob nur zwei Sonderfälle aufeinander folgten, bleibt abzuwarten. Zumindest waren beide Spiele kurios: Gegen Wolfsburg ließen die Freiburger gar nicht viel zu, die Wölfe aber trafen mit beinahe jedem Schuss das Tor. Ob aus fünfzwanzig Metern, ob per Fallrückzieher: Es schien, als hätten sich die Wolfsburger alle Traumtore für diese eine Partie aufgehoben. Kurios auch die Partie in Dortmund: Vierzig Minuten lang hatten die Freiburger den Meister komplett im Griff. Schmid verwertete nach einer halben Stunde gar eine Flanke von Kruse zur Führung. Dann aber drehten die Dortmunder das Spiel binnen fünf Minuten und spielten sich in der zweiten Halbzeit in einen Rausch, dem der SC nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Am Ende hätte die Niederlage noch deutlich höher ausfallen können.

 

In vielerlei Hinsicht stehen die Freiburger am Scheideweg: Der Fünftplatzierte der Hinrunde rangiert in der Rückrundentabelle nur auf Platz 12. Es wäre übertrieben, die Partie am Samstag schon zur Vorentscheidung im Schleichen um die Europacupplätze auszurufen. Sollten die Freiburger aber zum dritten Mal in Folge verlieren, müssten sie sich erst einmal hinten anstellen. Das würde die Chancen auf den Verbleib der umworbenen Leistungsträger sicher nicht erhöhen. Ohnehin herrscht im Breisgau medial befeuerte Verwirrung über die Zusammensetzung des Kaders in der nächsten Spielzeit. Rosenthals ablösefreier Wechsel nach Frankfurt steht fest, Kruses Abgang scheint beschlossene Sache, Caligiuris Ausstiegsklausel ist bekannt. Daneben ranken sich Gerüchte um Schmid, Flum, Sorg und Baumann, die freilich alle vertraglich gebunden sind. Das hindert die düstersten Pessimisten nicht daran, einen radikalen Ausverkauf zu befürchten.

 

Die Borussia dagegen ist wenn auch nur bedingt spielerisch, so doch zumindest tabellarisch im Aufwärtstrend. Im günstigsten Falle könnte das Team von Lucien Favre an diesem Wochenende gar auf den Champions League-Qualifikationsplatz springen. Personell ist mit wenig Verwirrendem zu rechnen. Einzig hinter Juan Arangos Einsatz steht noch ein reisebedingtes Fragezeichen. Auf seiner Position könnte Oscar Wendt spielen, Filip Daems würde dann in die Viererkette rücken. Alternativ könnte Favre auch Amin Younes nach links und Herrmann wieder ins Zentrum ziehen. Auf der rechten Außenbahn würde dann wohl Rupp spielen. Martin Stranzl wird trotz Trainingsunfall wohl mit Spezialmaske auflaufen können. Und, soviel Klarheit gibt es immerhin: Dass Stranzl à la Ginter im Sturmzentrum beginnt, lässt sich wohl ausschließen.

 

Aufstellungen:

 

SC Freiburg: Baumann – Sorg, Ginter, Diagné, Sorg – Schuster, Flum – Schmid, Caligiuri – Kruse, Rosenthal.

Borussia Mönchengladbach: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dominguez, Daems – Marx, Nordtveit – Herrmann, Wendt – Younes, de Jong.

 

Schiedsrichter: Günter Perl.

Assistenten: Georg Schalk, Michael Emmer.

Vierter Offizieller: Peter Sippel.

 

SEITENWAHL-Meinung:

 

Christoph Clausen: Mit dem torlosen Remis sind am Ende beide Seiten zufrieden. So richtig weiter bringt es aber keinen.

 

Christian Spoo: Man sollte es nicht für möglich halten, aber es spielen auch 21 Männer mit, die nicht Max Kruse heißen. Die liefern sich ein intensives, aber kein chancenreiches Spiel, das leistungsgerecht 1:1 endet.

 

Thomas Häcki: Ein großer Schritt in Richtung Europa? Nein, wir wollen doch nicht die Spannung zerstören. Die Borussia bekommt beim 0:1 in Freiburg ihre Grenzen aufgezeigt.

 

Christian Heimanns: Vertragspoker auf der einen Seite, Neufastnationalspieler auf der anderen Seite, ein unterhaltsames 2:2 im sportlichen Teil und am Ende interessiert nur eine Frage: Gibt es dieses Jahr noch einen Frühling?

 

Michael Heinen: In Freiburg wird ein Sieg ebenso wichtig wie schwierig. Am Ende kann Borussia zufrieden sein, mit einem 1:1 wenigstens einen Punkt beim direkten Konkurrenten zu erobern.