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Vor gut zwei Jahren waren die Vorzeichen andere als Eintracht Frankfurt im September 2010 zum letzten Mal in den Borussia-Park gereist war. Nach dem 6:3 in Leverkusen am Spieltag zuvor gingen Borussias Fans geradezu euphorisch in die Partie, um dort bitter enttäuscht zu werden. Das 0:4 war damals der Beginn einer lang andauernden Krise, die bis zur Verpflichtung von Lucien Favre 5 Monate später andauern sollte.

 

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Bis zum vergangenen Sonntag befand sich Borussia erneut, aber erstmals in der Amtszeit des Schweizer Trainers, in einer solchen Krise. Nicht nur die Ergebnisse, sondern vielmehr auch die Spielweise der ersten Saisonmonate ernüchterte selbst notorischste Pessimisten. Wenig bis gar nichts sprach dafür, dass Borussia ausgerechnet gegen den ungeschlagenen Tabellenzweiten aus Frankfurt die Wende zum Besseren einleiten könnte.

 

Das ist eben Fußball, wo manchmal schon Zentimeter alles verändern können. Viele Zentimeter fehlten jedenfalls nicht beim Schuss von Juan Arango, damit dieser nicht direkt unter der Latte, sondern auf ihr gelandet wäre. Viel fehlte ebenfalls nicht, als Olivier Occean nach 18 Minuten frei vor dem Tor daneben zielte. Nach den Erfahrungen der letzten Wochen hätte ein 1:1 die Mannschaft vor eine echte Herausforderung gestellt, da sie zuletzt regelmäßig an nur einem Gegentor zerbrochen ist.

 

Diese Herausforderung steht der Mannschaft in den nächsten Wochen also noch bevor. Zur Erinnerung: Zum letzten Spiel in Frankfurt reiste Borussia im Januar 2011 als abgeschlagener Tabellenletzter an und gewann überraschend mit 1:0. Damals bestand gerade bei den Befürwortern von Michael Frontzeck die Hoffnung, dass sich auch mit dem alten Trainer die Wende vollziehen würde. Damals war der hart erkämpfte Sieg aber nur ein Strohfeuer, denn zwei Spiele und Niederlagen später musste sich Borussia dann doch von Frontzeck trennen.

 

Auch diese Variante des Strohfeuers ist angesichts der nächsten schweren Spiele in Bremen, Hannover und gegen Marseille, leider keine unwahrscheinliche. Nachhaltigkeit muss also eingefordert werden, denn ein einzelner Sieg ändert nichts an der Gesamtsituation und dass noch viel zu tun sein wird in den nächsten Monaten.

 

img_4823Lucien Favre tat gut daran, seine Mannschaft nach allein 9 Gegentoren in den beiden Spielen der vergangenen Woche in der Defensive kompakt auszurichten. Thorben Marx ist bekanntermaßen ein Spieler mit limitierten Fähigkeiten – gerade was sein Offensivspiel angeht. In der aktuellen Konstellation scheint er aber der einzige 6er zu sein, der neben Havard Nordtveit defensive Stabilität garantiert. Der Norweger wiederum blühte neben Marx geradezu auf und zeigte seine beste Saisonleistung. Neben seinem tollen Pass zum 2:0 war es zudem erfreulich, dass er bemüht war, das Spiel zu ordnen und zu lenken. Die fehlenden Führungsqualitäten fast aller Stammspieler war eines von Borussias Kernproblemen zuletzt. Nach der Umstrukturierung im Kader müssen sich auch die Hierarchien neu bilden. Es wäre wünschenswert, wenn Nordtveit hier weiter vorangehen könnte, denn gerade auf der 6er Position ist ein positiver Leader im modernen Fußball eine nahezu unverzichtbare Größe. Mittelfristig werden sich die Verantwortlichen überlegen müssen, ob auf dieser Position nicht noch einmal personell nachgebessert werden muss. So gut Marx seinen Job als Aushilfe erledigt hat, sollte man doch realistisch bleiben, dass er auf Dauer gehobeneren Ansprüchen nicht wird genügen können.

 

Neben der unerwarteten Defensivstärke der Borussia erstaunte die Machtlosigkeit des Gegners, das Bollwerk zu knacken. Ginge es nach diversen Experten, so muss dies allein an Armin Veh gelegen haben. Nicht nur, dass der Frankfurter Coach erst sehr spät Hoffer als zweite Spitze einwechselte und somit lange untätig zusah wie seine Mannschaft zumeist hilf- und planlos gegen die massierte Gladbacher Defensive anrannte. Mit der Aussage vor der Partie, dass der Tabellenzweite beim kriselnden 13. keinesfalls Favorit sein könne, redete er seine Mannschaft schlecht und nahm ihr so jegliches Selbstvertrauen, das zum Sieg benötigt worden wäre. So einfach jedenfalls ist die Welt mancher Menschen, die mit der gleichen Logik zuletzt Lucien Favre für alles Übel in Mönchengladbach verantwortlich machten.

 

Es ist schon bemerkenswert, wie wenig Kredit ein Trainer bekommt, der innerhalb von nur 18 Monaten gleich zwei Wunder für den eigenen Verein vollbracht hat. Es steht außer Frage, dass auch der Schweizer nur ein Mensch aus Fleisch und Blut ist und dass er nicht mit jeder x-beliebigen Mannschaft von Sieg zu Sieg eilen kann. Selbstverständlich darf man auch einzelne seiner Aussagen oder Aktionen hinterfragen und konstruktiv kritisieren. Einige Leute sollten aber ihre höchst respektlosen und undankbaren Beiträge überdenken. Wenn teilweise die gleichen Verhaltensweisen kritisiert werden, die im Vorjahr noch als genial hervorgehoben wurden, dann stimmt dies nachdenklich. Aber leider ist auch das wohl der Fußball unserer Zeit.