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VfL Wolfsburg

Die sensationelle Meisterschaft der Wolfsburger darf als die beste Nachricht in der Autoindustrie der letzten Zeit gelten. Für die Mannschaft steht nun auf dem Programm, sich einerseits in der Meisterschaft zu bewähren und dabei andererseits als ungesetzte Mannschaft in der Champions League soweit zu kommen wie möglich. Für die kommende Saison ist es mit der sonst geradezu ländlichen Beschaulichkeit in Wolfsburg erst einmal vorbei.

Wo andere Mannschaften, die weit oberhalb der Erwartungen abschneiden, gewöhnlich ihre besten Spieler an arriviertere und finanzstärkere Clubs verlieren, hält man in Wolfsburg seelenruhig den Kader zusammen. Mit dem Konzern im Rücken und langfristigen Verträgen auf dem Tisch konnte man es sich sogar leisten, die Avancen des AC Milan in Richtung Dzeko abzuschmettern. Somit darf man mit Spannung der Frage entgegensehen, wie die Liga dieses Mal dem Duo Dzeko / Grafite entgegenzutreten gedenkt, und ob die beiden ihre herausragende Saison wiederholen können.

Die Verstärkungen fallen mit dem algerischen Nationalspieler Karim Ziani und dem U21-Nationalspieler Fabian Johnson bisher eher punktuell aus. Die eingespielte Mannschaft soll es also richten. Viel interessanter ist daher, wie sich das Fehlen von Allesmacher Magath auswirkt. Armin Veh ist sicher ein präsentabler Ersatz, aber der unerwartete Erfolg der Wolfsburger hängt nun einmal völlig an der Person des so überraschend abgegangenen Trainers.

Eine Leistung wie in der Rückrunde wird die Mannschaft nicht noch einmal stemmen und schon gar nicht über eine ganze Saison. Die große Welt der Champions League und der damit verbundene Wirbel haben schon andere Teams von den wesentlichen Aufgaben in der Liga abgelenkt. Der Abgang von Magath führt zu Veränderungen, die über die Position des Trainers weit hinausgehen. Gegen diese Herausforderungen setzen die Wolfsburger einzig ihr eingespieltes Team und das beruhigende Wissen, dass alles Wesentliche schon erreicht worden ist: schönen Gruß nach Leverkusen. Dieses Jahr wird dem VfL Wolfsburg daher zur Konsolidierung dienen und einen Platz in oder an den Uefa-Cup Rängen bescheren.


VfB Stuttgart

Nach Stuttgarter Regeln wäre jetzt wieder eine schwächere Saison fällig, denn der VfB kommt anscheinend viel lieber dann nach vorne, wenn es keiner von ihm erwartet. So unerwartet, wie 2007 die Meisterschaft kam, so plötzlich war auch in der letzten Saison die Meisterschaft wieder in Reichweite, am Ende kam immerhin Platz 3 dabei heraus. Um noch einmal zu ganz großen Zielen anzusetzen, muss aber erst ein Problem gelöst werden.

Der Abgang von Mario Gomez ist natürlich die größte denkbare Schwächung, die dem Team widerfahren konnte. Die Spielweise des Teams und Gomez´ Stärken ergänzten sich so glänzend, dass die besten Resultate dabei herauskamen. Die perfekte Symbiose führt aber auch dazu, dass man entweder einen möglichst ähnlichen Spielertyp als Ersatz finden oder das erfolgreiche System ändern muss. In ersterem Falle hätte sich Huntelaar vielleicht so passend eingefügt, dass der VfB am Ende nicht schwächer, aber dafür reicher dagestanden hätte. Da es seinem derzeitigen Club Real Madrid aber trotz größter Anstrengungen nicht gelingen will, den Stürmer gen Schwaben zu ekeln, wird man sich wohl auf die zweite Variante verlegen müssen.

Falls nun Vágner Love kommt, muss man sich wohl vom liebgewordenen System verabschieden, den Ball Richtung Strafraum zu schlagen und auf das sicher kommende Tor zu warten. Natürlich hat der Brasilianer dafür andere Qualitäten und kann auch schon mal von der Mittellinie aus kommend zwei Gegner aussteigen lassen, aber jeder Systemwechsel braucht eben seine Zeit. Und auch dessen Kommen ist ja nicht sicher, insofern steht vor der nächsten Saison des VfB noch ein dickes Fragezeichen. Auch der neue deutsche Nationalspieler Cacau ist sicher ein ausgezeichneter Stürmer, aber als Alleinunterhalter einer Spitzenmannschaft wohl überfordert. Und Ciprian Marica traut kaum einer zu, die Lücke im Sturm füllen zu können.

Sollten die Stuttgarter ihrem jungen Coach Babbel endlich einen adäquaten Ersatz für Gomez präsentieren, was angesichts der erhaltenen 30 Millionen vom FC Bayern doch ziemlich wahrscheinlich ist, dann kann man hier ein Team mit echtem Potential erwarten. Mit dem Kollektiv an offensiv begabten Mittelfeldspielern können nur wenige Bundesligisten konkurrieren und von den jungen Spielern haben einige ihre Möglichkeiten noch lange nicht ausgereizt. Das Fehlen eines echten Spielmachers wird bisher durch die ausgeglichen guten Offensivqualitäten von Hitzlsperger, Hilbert und Khedira wettgemacht, aber mit Timo Gebhardt wartet auch ein Riesentalent auf die Möglichkeit, Balakovs Erbe anzutreten. Wenn der 20-Jährige seine Entwicklung so fortführt, wie sie bei 1860 begann, wird Jan Simak noch mehr Zeit auf der Ersatzbank verbringen.

Wie bei den Wolfsburgern ist auch beim VfB nicht zu erwarten, dass die Mannschaft den sagenhaften Punkteschnitt hält, den die letzte Rückrunde eingebracht hat. Die vielen Talente im Team bieten ebenso die Möglichkeit zur spielerischen Weiterentwicklung wie zu Leistungsschwankungen. Zudem werden Champions League Spiele und Hoffnungen auf Nationalmannschaft und WM 2010 nicht spurlos an den jungen Spielern vorbeigehen. Die Prognosen für den Saisonverlauf können daher eine ordentliche Bandbreite umfassen, am wahrscheinlichsten dürfte aber eine Endplatzierung im Uefa Cup-Bereich sein. „Im Bereich der Qualifikationsplätze für die neue Europaliga" hört sich auch viel zu sperrig an.


Hamburger Sportverein

Im Jahr, „als die Trainer zurückschlugen", gehörte auch der HSV zu den geschädigten Clubs, die sich reichlich unerwartet auf die Suche nach einem neuen Übungsleiter machen durften. Recht schnell erlöste man dann Bruno Labbadia von dem Zwang, sich in Leverkusen weiterhin so unmöglich zu machen, bis man ihn endlich hinauswirft. Selbst eine Ablösesumme ließen sich die Hamburger den neuen Trainer kosten, was in der Bundesliga eher zu den Raritäten gehört. Damit unterziehen sich die Hanseaten dankenswerterweise dem Versuch, herauszufinden, woran Labbadia größeren Anteil hatte: Am flotten und torreichen Kombinationsfußball der Hinrunde oder am Leistungseinbruch der Rückrunde.

Da auch Beiersdorfer verabschiedet wurde, steht der Verein vor einem Neuanfang auf breiter Front und wenn trotzdem mal Ruhe einzukehren droht, ist die nächste Auseinandersetzung der Vereinsführung mit den eigenen Fans gewöhnlich nicht weit. Die außersportliche Entwicklung des HSV ist fast noch spannender als die der Mannschaft.

Dabei hat das Team in vielen Bereichen das Zeug, oben mitzuspielen. In der Abwehr scheint Jerome Boateng sich bestens zu entwickeln und Marcell Jansens Fähigkeiten sind Lesern dieser Seite ja bekannt. David Rozenahl ist vorab als ausgezeichnete Verstärkung einzustufen und der scheinbar alterslose Zé Roberto als echter Glücksgriff. Wenn dann noch Trochowski zu seiner besten Form findet, ist in Hamburg vieles möglich, wenn - ja, wenn Marcus Berg den Abgang von Ivica Olic kompensiert. Der Kroate war mit seinen 10 Treffern vielleicht kein reines Torungeheuer, aber dennoch für das Angriffspiel sehr wertvoll. Nur 49 Treffer insgesamt in der abgelaufenen Saison sind für ein Team der Oberklasse ohnehin nicht allzu viel, so dass es auf jeden Fall angeraten schien, sich im Angriff zu verstärken, zumal auch Petric eher als Mittelfeldspieler einzuschätzen ist.

So besteht die Gefahr, dass das beachtliche fußballerische Potential der Mannschaft dadurch auf der Strecke bleibt, dass das Spiel nicht in Tore umgesetzt wird. Guerrero zeigt zwar Ansätze in die Richtung zum vollwertigen Bundesligastürmer, aber angekommen ist er dort noch nicht. Eine Garde von 18- bis 20-Jährigen stellt den Ersatz im Sturm dar. Der Erfolg von Labbadia dürfte daher im Wesentlichen davon abhängen, wie gut der junge Schwede vorne einschlägt. Das Team dürfte die Erfahrung und die Standfestigkeit haben, die Belastungen der Europaliga wegzustecken. Es liegt auch ohne weiteres im Bereich des Möglichen, den 5. Platz der Vorsaison zu wiederholen; der Kampf um die Champions League Plätze stellt wohl den oberen Rand der Möglichkeiten dar, wenn über den Verlauf der Saison alles gut geht. Und wenn das gelingt, sind wir vielleicht auch schlauer in Bezug auf die Fähigkeiten von Bruno Labbadia.

SEITENWAHL-Prognose:

Michael Heinen: Wolfsburg 2-4, Stuttgart 5-7, HSV 2-4
Christoph Clausen: Wolfsburg 2-5, Stuttgart 2-6, HSV 1-4
Mike Lukanz: Wolfsburg 4-6, Stuttgart 3-5, HSV 1-3
Christian Spoo: Wolfsburg 3-5, Stuttgart 2-4, HSV 1-3

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