(hjg) Na endlich. Auf seiner Odyssee ist Wilfried Jacobs nun doch fündig geworden. Hans Meyer wird auf dem Schleudersitz des Borussen-Trainers Platz nehmen und versuchen, die einst unschlagbaren Fohlen vom Tabellenende der 2. Liga wegzuholen. Was viele Borussen-Fans freuen wird - Meyer (56) gilt wie sein Kollege Magath als "Schleifer". Meyer stand bereits in Diensten von Carl Zeiss Jena, Rot-Weiß Erfurt und dem Chemnitzer FC. Zuletzt trainierte der neue Gladbacher Hoffnungsträger Twente Enschede.

  • 1970 - 1971   Assistenztrainer Carl Zeiss Jena
  • 1971 - 1983   Carl Zeiss Jena (3 x Pokalsieger, 5 x Vizemeister)
  • 1984 - 1987   Rot-Weiß Erfurt
  • 1988 - 1993   Chemnitzer FC
  • 1993 - 1994   Carl Zeiss Jena
  • 1994 - 1995   Union Berlin
  • 1996 - 1999   Twente Enschede
  • ab 07.09.1999   Trainer Borussia Mönchengladbach

Kaum ist der neue Trainer vorgestellt, kommen schon wieder die ersten Besserwessis aus ihren Löchern gekrabbelt, um sich über die Wahl der Borussia aufzuregen. Tolle Zeiten, in welchen es einfacher erscheint, Lügen oder Beleidigungen zu verkaufen als Fakten oder positive Stimmungen. Ja, auch ich weiß momentan nicht, ob der Mann, der ohne Zwischenstopp vom Osten direkt in die Niederlande fuhr, der Richtige ist. Dies wird sich herausstellen. Erfolge hat er vorzuweisen. Und dies sind nicht nur irgendwelche Titel mit irgendwelchen DDR-Klubs, sondern auch geformte Mannschaften, die ohne Kinowelt-Millionen von den Niederungen ihrer jeweiligen Klasse in obere Regionen vorstießen. Der Mann kommt aus dem Osten, Magath kommt aus dem Norden - wo ist der Unterschied? Ich schätze, dass er nicht mehr mit einem Trabant zur Arbeit fahren wird.

Jetzt hat die Borussia doch tatsächlich einen "General". Einen "Schleifer" wollten alle, um die faule Bande und deren Häuptling, Toni Polster, mal so richtig wach zu rütteln. Aber einen "General"? Die Zeit bei der Bundeswehr scheint einigen nicht bekommen zu sein. Seinen Dienstgrad hat er sich bei der niederländischen Presse abgeholt, die ob der "Größe" des Landes und der kaum vorhandenen Medienstars ständig nach Sensationen und Chaos lechzt. Keiner der zunächst gehandelten Kandidaten kann auf eine so lange Trainerlaufbahn zurückblicken. Niemand davon kann sich Verdienstorden anheften. Und doch hätten viele lieber einen anderen Trainer am Bökelberg gesehen. Fragt man vereinzelte Fans, so wissen sie aber auch nicht so richtig, wen sie denn am liebsten auf die Trainerbank gesetzt hätten. Krauss? Träumer ...

Auch in der Trainerfrage konnte man sich nur zwischen Pest und Cholera entscheiden, da sich dem Patienten Borussia Mönchengladbach halt nur noch Krankheiten nähern wollten. Dann erwischt man mit etwas Glück den Mann mit der vielversprechenden Medizin und statt ihn wirken zu lassen, wird er erstmal nach Herkunft und Schönheitsberater befragt. Es ist Zeit - Zeit, die Augen zu öffnen und einmal unvoreingenommen einen Mann in Mönchengladbach begrüssen, der schon 1998 gesagt hatte, sich im Jahr 2000 zur Ruhe setzen zu wollen und das Wagnis "Borussia" als Herausforderung ansieht. Es ist an der Zeit, in sich zu gehen und nachzudenken, wie es weitergehen soll. Der Slogan WIR sind BORUSSIA verkommt immer mehr zur Lachnummer. Wo ist der Zusammenhalt, der sich aus einem WIR ergibt? Irgendwo hängen geblieben zwischen Anspruchsdenken und Frustration der letzten Jahre? Das hilft auch niemandem weiter.