Was ist neu?

Neuigkeiten gibt es bei der als Fußballverein getarnten Ruhrpott-Soap Schalke 04 ja eigentlich immer, wie 12 Trainer in den letzten 10 Jahren eindrucksvoll beweisen. Diesmal hat man sich aber selbst übertroffen und neben dem obligatorischen Trainerwechsel auch gleich noch den Sportdirektor ausgetauscht, so dass mit Heidel/Weinzierl statt Heldt/Breitenreiter ein komplett neues Duo das Sagen hat (sofern irgendwer bei S04 das tut, solange Tönnies Aufsichtsratsvorsitzender ist). Auch im Kader hat sich einiges getan: Schlüsselspieler wie Matip, Neustädter und vor allem das junge Juwel Sané gingen, dafür konnte man für die Offensive den zeitweise auch in Gladbach umworbenen schweizer Jungstar Embolo holen, sowie Naldo aus Wolfsburg und Coke aus Sevilla zur Stärkung der Abwehr und mit Sicherheit wird die Geldflut aus dem Sané-Verkauf noch weitere Neuverpflichtungen vor Ende der Transferperiode ermöglichen.

Was passt?

Der FC Schalke 04 zählt seit Jahren zu den Großbaustellen der Bundesliga und es würde kaum verblüffen, wenn Zyniker vor der Veltins-Arena inzwischen T-Shirts mit dem Aufdruck „Niemand hat vor hier ein Spitzenteam zu formen!“ verkaufen  würden. Insofern erregt die Nachricht, dass der S04 mal wieder einen Neubeginn versucht, normalerweise unter außenstehenden Beobachtern eher ein sarkastisches Lächeln, aber diesmal scheint man in Gelsenkirchen doch ein paar gute Personalentscheidungen getroffen zu haben. Weinzierl und Heidel haben in Augsburg und Mainz über Jahre gute Arbeit geleistet und mit ihren jeweiligen Vereinen mehr erreicht als man hätte erwarten können. Es ist beiden zuzutrauen endlich etwas Seriosität in diesen oft so chaotischen Club zu bringen. Auch die Neueinkäufe haben Hand und Fuß: Coke und Baba sollten Spieler sein, die der Defensive schnell mehr Sicherheit geben, können aber beide auch über die Außenbahnen Offensivimpulse setzen. Mit Embolo hat man einen sehr hoffnungsvollen Kandidaten für die Offensive verpflichtet; die gute alte Zeit wo man in Gelsenkirchen wahllos renommierte Spieler anhäufte, scheint vorerst vorbei zu sein.

Was fehlt?

Sowohl Heidel als auch Weinzierl konnten bislang in einem ruhigen beschaulichen Umfeld arbeiten und müssen erstmal beweisen, dass sie die passenden Dompteure für den Zirkus Schalke 04 sind. Wird Heidel es schaffen, die unprofessionellen Strukturen, die er jüngst in einem 11 Freunde-Interview bemängelte gegen die „Das war schon immer so“-Vereinskultur zu verändern? Wird Weinzierl eine Wohnung finden, obwohl die Vermieter lieber langfristige Bewohner hätten? Und wie lange wird Clemens Tönnies ruhig bleiben, sollte nicht gleich alles perfekt laufen? Dass man inzwischen eher auf junge Talente wie Embolo, Meyer oder auch Goretzka setzt als auf Altstars der Marke Kevin-Prince Boateng oder Raul ist lobenswert, aber man muss abwarten ob das Schalker Umfeld die Geduld aufbringt, ein solche eher langfristig angelegtes Konzept durchzuziehen, sollte der sofortige Erfolg ausbleiben (der Kreuzbandriss von Coke deutet ja schon an wie schnell Dinge auch schief laufen können). Bislang haben die selbstzerstörerischen Kräfte im Club  es immer noch geschafft jegliche Entwicklung hin zu einem seriösen Fußballverein zu verhindern, man darf gespannt sein, wie das diesmal wird.

 Was geht?

Auch wenn die zahlreichen Änderungen nicht alle sofort wirksam sein werden, gehört Schalke auch dieses Jahr wieder zu den Kandidaten für die internationalen Plätze; läuft es gut, ist sogar ein Champions-League Platz mal wieder möglich: Schalke landet zwischen Platz 3-6.