Was ist neu?

Geld und Gelassenheit. Der Verkauf von Yannick Gerhardt nach Wolfsburg für 13 Millionen hat die Kölner seit Jahren zum ersten Mal wieder finanziell in eine erträgliche Position gebracht. Die völlig unkölnische Ruhe, mit der Trainer Stöger und Manager Schmadtke arbeiten, ist zwar nicht mehr ganz neu, aber immer noch ungewohnt. Stögers pragmatischer Taktik ist es zu verdanken, dass der FC auch im dritten Jahr hintereinander erste Bundesliga spielt; ein Gefühl, das dem nunmehr fünffachen Absteiger zeitweise abhanden gekommen war. Die Zugänge sind bisher wenig aufregend; nach einigem Hickhack konnte mit Guirassy zumindest ein Talent für den  Sturm verpflichtet werden, das eine interessante Entwicklung nehmen könnte.

Was passt?

Die eingespielte Mannschaft versteht sich vor allem aufs Tore verhindern. Wenn es gegen überlegene Gegner sein muss, verschiebt die Truppe auch mal 90 Minuten lang diszipliniert immer dahin, wo der Ball hin geht und macht Räume eng, nichts als Räume eng. Mit dem robusten  Anthony Modeste konnte vor einem Jahr ein unerwartet treffsicherer und konterstarker Mann fürs Sturmzentrum geholt werden und für die manchmal seltenen Momente der Attacke. Auch wenn der Franzose kurz draxlerte. Jonas Hector, inzwischen Nationalverteidiger, stellt seine Athletik auf der Außenbahn unermüdlich in den Dienst der Mannschaft.

Was fehlt?

Die spielerische Raffinesse, um ähnlich gelagerte Teams zu überraschen. Die Offensive ist oft durchsichtig und maschinenhaft, es fehlt an dribbelstarken und kreativen Vorbereitern, um Modeste besser in Szene zu setzen. Sicher war der Abgang von Gerhardt ein Geschäft, zu dem man kaum "Enää!" sagen konnte; die ohnehin dosierte Kreativität der Mannschaft wird damit aber noch sparsamer. Auch für einen starken Sechser würde man einige Gehardtmillionen hergeben ,wie das werben um Salif Sane zeigt. Was noch stark fehlt, ist das Kölngefühl eines Vereins, der sich zwischen Jubel und Wahnsinn tanzend selbst zerlegt und die Liga mit bizarren Stories unterhält. Der FC verleverkust regelrecht.  Boring!

Was geht?

Der Verein selber, ein bisschen doch noch der alte, würde sich gerne in Richtung einstellige Tabellenplätze und dann in Sichtweite der Europa League Plätze sehen. Dafür fehlt aber noch etwas. Auch in der zweiten Saison spielte die Mannschaft wie ein Aufsteiger aus der zweiten Liga, der vor allem die Klasse  halten will. Überaus realistisch für den einstigen Wahnsinnsverein; der wienerisch-charmante Stöger wird für etwas gefeiert, wofür man Funkel am liebsten rheinab treiben sehen wollte. Aber die Entwicklung zu einem spielerisch dominaten Bundesligateam ist noch nicht da und so wird es am Ende Platz 10 - 12 geben.