Was ist neu?

“Wir konnten erstmals gestalten” zitiert der Kicker den Sportdirektor des Hamburger SV Dietmar Beiersdorf. Dieses “Gestalten” scheint geprägt von einem Verjüngerungskurs um den alten Dino wieder auf Kurs zu bringen. Die Stareinkäufe Wood, Halilovic und Kostic sind alle 23 oder jünger, wohingegen Fussballgreise wie Olic und Drobny (jeweils 36) den Verein verliessen. Der Amerikaner Wood kommt dabei mit der Empfehlung von 17 Zweitligatoren für Union Berlin und ist mit Sicherheit ein Hoffnungsträger, der die Abhängigkeit des HSV-Sturms von der Tagesform Lasoggas eventuell befreien könnnte. Der gefeierte Königstransfer bei den Elbtunnlern jedoch ist der von Stuttgart gekommene serbische Nationalspieler Kostic, der im offensiven Mittelfeld für Kreativität sorgen soll und für den man an der Waterkant die Rekord-Transfersumme von 14 Millonen nach Stuttgart überwies. Hinzu kommt noch der vom FC Barcelona erworbene Alen Halilovic, ebenfalls im offensiven Mittelfeld beheimatet.

Auch wenn der 23-jährige kaum der Messi-Nachfolger sein wird, für den in Katalanien gerade kein Platz ist, deuten 35 Spiele für Gijon, wo er im Vorjahr auf Leihe spielte, schon an, dass der Kroate auf hohem Niveau spielen kann. Noch dazu gibt es Gerüchte, dass man in Hamburg auch gern noch Nationalspieler Matthias Ginter vom BVB verpflichten würde, um den verletzungsbedingten Ausfall von Spahic zu kompensieren. Ausser Ginter ist ein Hardcore-Fan des Ohnsorg-Theaters ist unklar warum er an solch einem Wechsel interessiert sein sollte, aber es zeigt definitiv die Ambitionen und den Erneuerungswillen der dieser Tage beim nördlichsten Bundesligen herrscht.

Was passt?

Man hat die Stammelf des Vorjahres im wesentlichen halten können. Noch dazu sind sowohl Trainer als auch Sportdirektor bereits seit über einem Jahr im Amt (für Hamburger Verhältnisse durchaus bemerkenswert) und beide haben auf Grund vorheriger Tätigkeit im Verein ein gewisses Standing, dass helfen sollte bei kleineren Krisen nicht gleich alles in Frage zu stellen. Insofern kann man in Anbetracht der Neuverpflichtungen in Hamburg die leise Hoffnung haben, endlich mal einen kontinuierlichen Aufbau einer neuen Erfolgsmannschaft zu erleben.

Was fehlt?

So lobenswert das Vertrauen auf Talentete wie Wood, Kostic und Halilovic ist, so sind dies Spieler, denen man Zeit geben muss. Auch fehlt dem Kader noch die Tiefe die sich die Borussia über mehrere Jahre geduldig aufgebaut hat. Geduld ist allerdings ein Fremdwort in der Hansestadt, wo man sich als einzig überlebendes Gründungsmitglied der Bundesliga auf Dauer klar als eines der Spitzenteams der Liga sieht. Trainer Labbadia hatte im Vorjahr den Vorteil, dass nach zwei mal Relegation die Erwartungen an das Team eher gering waren und so der letztendlich erzielte 10. Platz als Erfolg betrachtet werden konnte. In der neuen Saison wird das Umfeld aber den “nächsten Schritt” erwarten und bei möglichen Krisen eher ungeduldig reagieren.

Was geht?

Selbstüberschätzung war von jeher ein Problem beim HSV und die Tatsache, dass man in der Vorsaison wieder in der Relegation gestanden hätte, hätte unsere Borussia nicht ausgerechnet in den beiden Spielen gegen den Bundesliga-Dino ihre vielleicht schwächsten Auftritte des Jahres gehabt wird bei den Hanseaten geflissentlich ignoriert. Statt dessen blickt man angesichts des Rekordtransfers von Kostic euphorisch der Zukunft entgegen. Der Kader sollte stark genug sein um erneut ernsthafte Abstiegssorgen zu vermeiden, aber das Eindringen in das obere Tabellendrittel scheint doch sehr unwahrscheinlich. Es wird einen Platz irgendwo zwischen 9-13 geben und ob man damit nochmals so einverstanden ist wie dieses Jahr wird sich zeigen.