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4:2-Sieg in Mainz, vierter Auswärtssieg der Saison, offizielles Saisonziel erreicht. Dazu noch mit dem jungen Hrgota die mögliche Verheißung eines neuerlichen, großen Talents im Offensivbereich. Ein erfolgreicher Nachmittag für die Mannschaft von Lucien Favre, der im Vorfeld und erst recht nach dem frühen Rückstand wohl kaum zu erwarten war – schon gar nicht in dieser Form. Nach dem durch und durch frechen Elfmeter des jungen Schweden wirkte die Mannschaft im zweiten Durchgang geradezu gelöst und ließ eine Lust am Fußballspielen erkennen, die in den vergangenen Wochen und Monaten häufig vermisst wurde.

Haben wir vielleicht schon einen Teil der „neuen“ Borussia gesehen, die sich in dieser Saison so lange um

die richtige Balance mühte und sich auf diesem Weg so manchen Punkt eher „erwürgte“? Möglich scheint es, doch hat auch der Erfolg in Mainz insgesamt mehr Fragen als Antworten geliefert, wie die Mannschaft in der neuen Saison genau aussehen wird - vor allem in der Offensive.

Shootingstar Hrgota?

Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass eine einzelne Partie, zumal gegen einen Gegner im tabellarischen Niemandsland, der viele Stammkräfte ersetzen musste, nicht als vollwertiger Maßstab dienen kann. Nicht zuletzt hat der letztjährige Sieg am 34. Spieltag an genau derselben Stelle gezeigt, dass Verheißungen und Prognosen manchmal völlig danebenliegen können. Alexander Ring und Tolga Cigerci hießen die Talente, die mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machten und als potentielle Stammkräfte für die neue Saison gehandelt wurden –  und von denen dem ersten heute kaum und dem zweiten eher geringe Chancen auf einen Verbleib im Verein zugerechnet werden. Am 33. Spieltag dieser Saison stand jedenfalls keiner der beiden im Kader.

Somit ergibt sich Fragenkomplex 1 geradezu von selbst: Was ist von Branimir Hrgota in der Zukunft zu erwarten? Kann er die mehr als erfreulichen Ansätze bestätigen und sich in der Bundesliga durchsetzen? Und wird er in der neuen Saison als fester Bestandteil der Borussen-Offensive eingeplant?

Ein „Auslaufmodell“ als Stammkraft

Eingeplant, wie es Mike Hanke wohl nicht mehr ist – in der Winterpause aus sportlichen und perspektivischen Gründen durchaus nachvollziehbar zum vertraglichen Auslaufmodell erklärt, agierte er in den letzten drei Partien wieder als zentrale Figur im vorderen Bereich. Schnell drängt sich hier Frage 2 auf - wie genau passt das zusammen? Die Antwort, möchte man den offiziellen Statements folgen, könnte auch hier vor allem sportlicher Natur sein. Schließlich ist Hanke Teil des Kaders, in ordentlicher Verfassung und aufgrund seiner Qualitäten natürlich ein Kandidat für die Startelf.

Ob die Entscheidung für ihn so völlig unabhängig von anderen Personalien im Kader zu sehen ist, sei dahingestellt. Nach der Niederlage gegen Schalke waren Borussias Aussichten auf erneute europäische Höhenflüge nur noch hypothetischer Natur – und neue Erkenntnisse lassen sich bekanntlich selten durch „alte“ Spieler gewinnen. Zumal die Wahrscheinlichkeit, dass Hanke dadurch doch wieder ein Kandidat für eine Vertragsverlängerung werden könnte, trotz betonter Agitation von Seiten des Spielers wohl äußerst gering sein dürfte. Sein designierter Nachfolger wurde aber dennoch nicht mal eingewechselt.

Fragezeichen de Jong

Und so geht aus dieser Personalie ohne Umschweife Fragenbereich 3 hervor, welche Planspiele eben diesen Luuk de Jong, vieldiskutierter Rekordeinkauf mit Anpassungsschwierigkeiten, aber immerhin den meisten Treffern für die Borussia in dieser Saison, momentan umgeben.

Soll er nach wie vor zu einem echten Fixpunkt der Offensive avancieren und durch entsprechende Neuzugänge Unterstützung und Vorlagen erhalten? Wird er sich womöglich nur als eine von vielen Offensivoptionen einordnen müssen? Oder gelten die Planungen für ein System mit einem eher Zuspiel-orientierten, zentralen Stürmer schon heute wieder als überholt? Diese Frage erscheint derzeit besonders offen und wird in den Sondierungsgesprächen der nächsten Wochen vermutlich eine große Rolle spielen.

Der König wirkt müde

In bester Gerhard Delling-Manier lässt sich auch dieser Punkt für eine mehr oder weniger gekonnte Überleitung zur vorerst letzten Frage nutzen: Für die große, glanzvolle Rolle bei Borussia war in der Ära Favre vor allem Juan Arango zuständig. In den vergangenen Wochen ist vom Esprit und der Kreativität der letzten zwei Jahre jedoch nur noch vereinzelt etwas zu sehen. Der Venezolaner lässt sich zwar nie wirklich hängen, wirkt aber mal überspielt, mal uninspiriert und konnte selbst in der spielerisch ansehnlichen zweiten Hälfte in Mainz kaum nennenswerte Akzente setzen.

So bleibt zwar in jedem Spiel die Hoffnung auf einen weiteren, spontanen Geniestreich des Ausnahmefußballers, doch zugleich munkelt so manch einer im Umfeld bereits einen voraussichtlichen Abschied herbei, mit dem sich die merklich abfallende Formkurve vermeintlich erklären ließe. Auch wenn man sich an derlei Spekulation nicht beteiligen möchte, wird man mit Blick auf Alter, Form und neue Konkurrenz im Offensivbereich nicht um die Frage (4) herumkommen, welche Rolle Juan Arango in der neuen Saison bei Borussia spielen kann und wird.

Egal wie die Antwort aussehen wird – es ist zu hoffen, dass beide Seiten den nächsten Schritt in frühzeitiger, gegenseitiger Abstimmung unternehmen, um eine medial unglückliche Konstellation wie im Fall Hanke zu vermeiden. Allgemein ist Borussia für die Planungen in diesem Sommer zu wünschen, dass man im Bereich von Spielertransfers und -Verträgen wieder stärker an das aus den vergangenen Spielzeiten gewohnte, souveräne Bild nach innen und außen anknüpfen kann. Egal, wie die offenen Fragen beantwortet werden.