Die erfreuliche Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit gegen das Marketingvehikel hat Borussia Mönchengladbach die Perspektive erhalten, einen gelungenen Saisonstart zu verzeichnen („Feiern“ ist in diesem Fall vielleicht das falsche Wort). Damit das so bleibt, muss gegen den VfB Stuttgart nachgelegt werden.

Die Stuttgarter Bilanz ist bisher ausgeglichen: Auswärtsniederlagen in Berlin und Gelsenkirchen stehen Heimsiege gegen Mainz und Wolfsburg gegenüber. Dieser Saisonstart bestätigt bisher die weit verbreitete These, dass es sich bei Stuttgart – und auch bei Hannover 96 – um „keine normalen Aufsteiger“ handele. Auch ein Blick auf den Kader der Schwaben zeigt, dass hier ein langjähriger Spitzenverein der Bundesliga versucht, einen Betriebsunfall und Form eines sich allerdings schon länger abzeichnenden Abstiegs zu reparieren. Neuzugänge wie Ron-Robert Zieler, Holger Badstuber, Dennis Aogo und Andreas Beck zeugen davon, dass der VfB nach wie vor sowohl über einen guten Namen als auch über eine gewisse wirtschaftliche Substanz verfügt, die solche Verpflichtungen ermöglicht. Prominente Abgänge sind Mitch Langerak und Alexandru Maxim. Der Abgang von Langerak ist der Verpflichtung von Zieler geschuldet, subjektiv gesehen ein mutmaßlich kostspieliger Wechsel, der von außen betrachtet nicht zu hundert Prozent nachvollziehbar ist. Maxim spielte auch in der zweiten Liga nicht die Rolle, die er sich sicher vorgestellt hatte.

Ungeachtet der teilweise prominenten Neuverpflichtungen liest sich die Stuttgarter Aufstellung der letzten Spiele seltsam namenlos, jedenfalls für einen Beobachter, der nicht alle europäischen und sonstigen Ligen verfolgt. Badstuber, Matthias Zimmermann (der im letzten Jahr sowas wie seinen späten Durchbruch immerhin in der zweiten Liga hatte), Gentner (nach der sattsam diskutierten Szene des letzten Spieltages) und Ginczek fallen aus. Stuttgart spielt vermutlich mit einer Dreierkette in der Abwehr, bestehend aus Baumgartl, Pavard und Kaminski, die defensiv durch die Außenspieler Beck und Aogo zu einer Fünferabwehr anwachsen wird. Im Mittelfeld spielen Mangala und Ascacibar defensiv, Donis und Brekalo offensiv. Einziger Stürmer ist Terodde.

Bei Borussia ist nicht mit größeren Änderungen zu rechnen – sofern Sommer spielen kann. Bei ihm wurde über eine Bänderdehnung aus dem letzten Spiel berichtet. Fällt er aus, käme Sippel zu seinem ersten Saisoneinsatz. Ansonsten dürfte wohl Herrmann den ebenfalls angeschlagenen Hofmann ersetzen, was auch ohne Verletzung angesichts der Eindrücke aus der zweiten Halbzeit des Spiels gegen Red Bull wohl ein gerechtfertigter Wechsel wäre.

Wichtig wird es sein, dieses Mal von Anfang an mit derselben Einstellung das Spiel zu beginnen, mit der die letzte Begegnung endete. Auch wenn Borussia angesichts der bisherigen Auswärtsergebnisse der Stuttgarter leicht favorisiert in die Begegnung gehen darf: Stuttgart ist kein normaler Aufsteiger – um die Phrase noch einmal zu wiederholen – und darf deshalb nicht unterschätzt werden.

 

Denkbare Aufstellungen

Borussia: Sommer (Sippel) - Elvedi, Ginter, Vestergaard, Wendt - Kramer, Zakaria - Herrmann, Hazard - Stindl, Raffael

VfB: Zieler - Baumgartl, Pavard, Kaminski - Beck, Aogo - Mangala, Ascacibar - Donis, Brekalo - Terodde

 

Der SEITENWAHL-Tipp

Uwe Pirl: Borussia schafft es endlich mal, eine konzentrierte Leistung über ein ganzes Spiel durchzuhalten. Das wird mit einem 2:0-Sieg belohnt.

Claus-Dieter Mayer: Mit einem 2:0 Arbeitssieg schafft Borussia zumindest für ein paar Tage wieder den Anschluss an obere Tabellenregionen.

Christian Spoo: Borussia macht es besser als gegen Frankfurt. Dass am Ende nur ein 1:1 rausspringt, liegt an der inzwischen bekannten Abschlussschwäche.

Thomas Häcki: Wenn es doch nur auswärts wäre... ganz klar ein Sieg muß her, will man Unruhe vermeiden. Gerne schmutzig, gerne 1:0.

Michael Heinen: Gegen Stuttgart hat sich Borussia daheim oft schwer getan. So ist es auch dieses Mal. Es reicht am Ende nur zu einem 1:1.