Zugegeben: Die Champions-League versprüht einen gewissen Reiz. Zwar ist auch die Bundesliga nicht arm an großen Namen, doch im Vergleich zum Milliardärs-Spielzeug Manchester City oder der Firmenelf von Juventus Turin verblassen doch die Aufstellungen von Bremen oder Stuttgart deutlich. Da spielt auch die Tradition keine Rolle, Geld regiert nicht erst seit dem FIFA-Skandal die Fußballwelt. Und mal ehrlich -  wer kann es den talentiertesten Spielern wirklich verdenken, wenn sie auf den Ruf der großen Namen pfeifen und lieber dem des schnöden Mammons folgen? Jahr für Jahr trifft sich so die Equipe der großen Namen in der Champions-League und der dankbare Fan wandert dorthin um einmal einen Blick auf die Ikonen des populärsten Ballsports der Welt zu erhaschen. Die Champions-League als sich selbst befeuernde Gelddruckmaschine – wäre es nicht bereits da, müsste man es erfinden. In diesem Jahr gilt dies nachvollziehbarer Weise verstärkt für die Anhänger der Borussia. Nachvollziehbar, weil die Champions-League eine Premiere darstellt. Das Problem liegt eher darin, das man nach den rauschenden Fußballnächten wieder zum schnöden Alltag des Brot-und-Butter-Geschäftes übergehen muss. Herzlich Willkommen FC Ingolstadt 04.

Bundesligapremieren hatte die Borussia in der Vergangenheit so einige. 54 Mannschaften haben der Bundesliga in ihrer langjährigen Geschichte bereits angehört, das macht 53 potentielle Gegner. Preußen Münster verabschiedete sich bereits vor dem Gladbacher Erwachen aus der höchsten deutschen Spielklasse. Ulm und Unterhaching nutzen den ersten Abstieg der Borussen verließen die Liga bis zu deren Wiederaufstieg aber wieder endgültig. Bleibt noch der FC Ingolstadt. Den Schanzern kommt die Ehre zu, Borussias 50! Bundesligagegner zu sein. Neben dem Jubiläum steht also eine echte Premiere an. Wer glaubt, die Süddeutschen würden nur zum Feiern anreisen, liegt vermutlich gar nicht mal so falsch. Die Spieler des Aufsteigers feiern nachweislich gerne und bevorzugt im eigenen Mannschaftsbus. Erst eine von sechs Auswärtspartien ging verloren und die ausgerechnet beim krisengebeutelten VfB Stuttgart. Bezeichnenderweise der Gegner mit dem bislang zweitkürzesten Anfahrtsweg. Unterschätzen sollte man den Bundesliga-Neuling also nicht, wie erst am letzten Wochenende die Schalker feststellen mussten. Dabei gelang den Knappen wenigstens ein Tor. Sané’s Kopfball war erst der dritte Gegentreffer auf des Gegners Platz. Mehr als einen Gegentreffer hat man bislang nur gegen Borussia Dortmund hinnehmen müssen. Und dies war ein Heimspiel.

Die zweitbeste Abwehr wird allerdings mit der schwächsten Offensive erkauft. Sieben Treffer in der Bundesliga sind der aktuelle Minus-Rekord. Hamburg hat drei Treffer mehr, die Fohlen sogar mehr als dreimal so viel (bei genau doppelt so vielen Gegentreffern). Interessant ist dabei, dass mit Kachunga und Leckie genau dort zwei ehemalige Borussen stehen, denen an der Weisweiler-Allee der Durchbruch versagt blieb. Hinten alles dicht und vorne hilft das Glück – selten hat diese Formel so gut gepasst wie zu den Autostädtern. Dass es bei der Borussia völlig anders läuft, durfte man erst am vergangen Wochenende verfolgen. Das 4:1 in Berlin war eine Demonstration der (derzeitigen) Macht und dies ausgerechnet bei einer Mannschaft, die bislang ebenfalls nicht als besonders defensivschwach auffiel. Weniger als zwei Tore haben Schuberts Schützlinge unter seiner Regie in der Bundesliga bislang noch nicht erzielt. Es steht also auf jeden Fall mindestens eine weitere Premiere an. Wird Borussias Sturmlauf weiter anhalten. Oder werden die Schanzer diesem Einhalt gebieten? Gelingt es den Fohlen erneut spielerisch leicht den derzeit härtesten Abwehrriegel zu knacken? Oder muss André Schubert zum ersten Mal Federn lassen? Letzteres hoffen wir natürlich nicht, denn bei einem Sieg ist Schubert alleiniger Spitzenreiter in der Kategorie bester Start. Das klingt allemal besser, als sich diesen Titel mit Willi Entenmann zu teilen. Startrekordhalter Schubert – auch irgendwie eine Premiere.

Borussia: Sommer - Korb, Christensen, Dominguez, Wendt - Dahoud, Xhaka - Traoré, Johnson - Raffael, Stindl

Ingolstadt: Özcan - Levels, Matip, Hübner, Suttner - Bregerie - Hartmann, Christiansen, Groß, Morales - Leckie

 

Tipps:

Michael Heinen: Das (mental) schwierigste Spiel der letzten Wochen steht an. Ingolstadt ist auswärts extrem unbequem und kommt nur wenige Tage nach dem emotionalen Spiel gegen Juve zur Unzeit. Es wird schwer für Schubert, seine Mannschaft jetzt wieder voll auf den tristen Bundesliga-Alltag zu fokussieren. Mit etwas Mühe wird es ihm aber gelingen und Borussia somit ein knapper 1:0-Erfolg.

Christian Spoo: Auf das Fest folgt oft der Kater. Das Spiel gegen den Aufsteiger fühlt sich in der Tat im Vergleich zur rauschenden Ballnacht vom Dienstag an wie Kopfweh, entscheidend ist aber, was hinten rauskommt. Und das ist ein mühsam erarbeiteter 1:0-Sieg.

Christoph Clausen: Zum zweiten Mal binnen weniger Tage braucht Borussia Engelsgeduld beim Anrennen gegen ein Abwehrbollwerk. Weil Ingolstadt - bei allem großen Respekt vor ihrer bisherigen Saisonleistung - dann doch nicht Juve ist und weil Borussia die (wenigen) Chancen diesmal besser nutzt, reicht es am Ende doch zu einem 2:0-Erfolg.

Thomas Häcki: Die Schanzer sind zwar eine echte Überraschung und dürften auch für die Borussia nur schwer zu knacken sein. Eine Übermannschaft sind sie hingegen auch nicht. Ein zähes Spiel, das viel Kraft kosten, endet mit einem 2:0 für die Hausherren.