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Der Tanz auf 3 Hochzeiten ist seit einer Woche vorbei. Am heutigen Mittwoch wird Borussia im Spiel bei Kickers Offenbach (20.30 Uhr, live in der ARD) alles daran setzen, wenigstens noch auf der zweiten Pokalhochzeit weitertanzen zu dürfen. Ein Ausscheiden bei einem Viertligisten würde ohne Frage als Blamage gewertet werden müssen. Setzt sich der große Favorit aber durch, so wartet im Viertelfinale mit ziemlicher Sicherheit ein attraktives Los und damit die Möglichkeit, die ohnehin schon solide Finanzlage weiter aufzubessern.

Das Aus in Sevilla wurde sportlich gut verkraftet. Ohne größere Schwierigkeiten wurde am vergangenen Sonntag die Pflichtaufgabe Paderborn gemeistert. Die Ostwestfalen taten der Elf von Lucien Favre aber den Gefallen, sich nicht nur auf die Defensivarbeit zu beschränken, sondern aktiv mitzuspielen. Das wird heute abend mit ziemlicher Sicherheit ganz anders sein, was die Aufgabe trotz der Unterklassigkeit des Gegners schwieriger werden lässt. Die Offenbacher zeichnen sich nämlich speziell durch ihre hervorragende Defensive aus, mit der sie in den vorangegangenen Pokalrunden bereits die Zweitliga-Topklubs Ingolstadt und Karlsruhe zur Verzweiflung trieben. Beide blieben während der regulären Spielzeit torlos. Während der Audi-Klub im Elfmeterschießen scheiterte, musste der KSC einen Treffer von Benjamin Pintol schlucken.

Gegen den hoch favorisierten Erstligisten wird Trainer Rico Schmidt erst recht auf sein massives Abwehrbollwerk setzen – eine Taktik, mit der sich Borussia traditionell sehr schwer tut. Spielzerstörung ist leider nur sehr bedingt eine Frage der Qualität, sondern wird oftmals auch von fußballerisch höchst limitierten Mannschaften beherrscht. Man denke hier nur beispielhaft an den 1.FC Köln. Von daher ist mit einem weiteren Geduldsspiel zu rechnen, bei dem Borussia mit schnellen, überraschenden Aktionen versuchen sollte, die Kickers-Abwehr zu knacken. Vor diesem Hintergrund könnte ein Einsatz des trickreichen Traoré Sinn ergeben. Zu vermuten ist aber, dass Favre gerade auf den offensiven Außenbahnen wieder rotieren wird. Mit Hazard, Herrmann und dem Ex-Offenbacher André Hahn bieten sich einige brauchbare Alternativen, die Sonntag zunächst auf der Bank Platz nahmen. Auch Branimir Hrgota sollte erneut seine Chance erhalten. Offen ist nur, ob für ihn Raffael oder erneut Max Kruse eine Chance zur Regeneration erhalten wird.

In der Defensive ist Alvaro Dominguez weiterhin nicht einsatzbereit, so dass kaum ein Weg an Oscar Wendt vorbeiführt. Spekuliert wird, ob Marvin Schulz eine Bewährungschance erhält. Jantschke oder Stranzl könnten so für die kommenden Wochen geschont werden. Immerhin wird bereits in 3 Tagen schon wieder in Mainz gespielt werden müssen. Auch Fabian Johnson könnte gegen den unterklassigen Gegner ein Kandidat für die rechte Außenverteidiger-Position sein. Hier scheint es aber so, dass sich Favre auf seine Rolle im linken offensiven Mittelfeld festgelegt hat, wo er zuletzt stark verbesserte Leistungen abrief.

Hilfreich könnte sein, dass bei Offenbach mit Alexandros Theodosiadis und Dennis Schulte zwei Stammverteidiger verletzt ausfallen, die zur stabilen Defensive in der Hinrunde beitrugen. Die notgedrungen neuformierte Viererkette konnte sich zudem bislang noch nicht einspielen. Das letzte Pflichtspiel der Hessen liegt inzwischen 92 Tage zurück, so dass die Mannschaft direkt mit einem Kaltstart in das heiße Pokalspiel gehen muss.

Der einstige Bieberer Berg, der vor einigen Jahren abgerissen und durch ein moderneres, 25.000 Zuschauer fassendes Stadion ersetzt wurde, hat von seiner Atmosphäre nur wenig eingebüßt. Für die heißblütigen Fans des Traditionsklubs steht das Spiel des Jahres an, so dass ein pokalwürdiger Hexenkessel erwartet werden kann. Auch die Kickers-Spieler werden diesen Fight annehmen und keinen Ball verloren geben. Von ihnen ist somit eine ähnlich aggressive und kampfbetonte Spielweise zu befürchten wie sie zuletzt der FC Sevilla pflegte. Allerdings wird diese eher nicht auf demselben hohen und unfairen Niveau stattfinden.

Die Heimstärke des Gegners ist aber dennoch nicht zu unterschätzen. Von 12 Pflichtspielen wurden 11 siegreich bestritten bei nur einem einzigen Remis. Nur 5 Gegentore zeugen zudem von der defensiven Stärke der Mannschaft, die insgesamt sogar bereits seit 21 Pflichtspielen ohne Niederlage ist. Die letzte Heimpleite gab es am 8.3.2014 beim 0:1 gegen Waldhof Mannheim.

Die bekanntesten Spieler des Klubs sind zum einen Torhüter Daniel Endres, der beim letzten Aufeinandertreffen beider Vereine im Jahr 2008 von der Bank aus das 1:7-Heimdebakel seines Vereins mitansehen musste. Inzwischen ist er aber gereift und gilt in dieser Saison als großer Rückhalt seines Teams sowie als gefeierter Elfmeterheld. Fabian Bäcker dürfte dem einen oder anderen aufgrund seiner Borussen-Vergangenheit ein Begriff sein. Von 2008 bis 2011 konnte er sich am Niederrhein nicht durchsetzen, aber in seinen zwei Kurzeinsätzen immerhin einen Bundesliga-Treffer erzielen. Während er vermutlich als Joker ins Spiel eingreifen wird, geht die größte Gefahr von Linksaußen Christian Cappek und Stürmer Markus Müller aus, die bislang 11 bzw. 9 Saisontore markiert haben.

Borussia wird eine konzentrierte Leistung abrufen müssen, um diesem undankbaren Pokalgegner gar nicht erst die Möglichkeit zu geben, Gefahr zu entwickeln. Wenn die Mannschaft an die letzten Offensiv-Leistungen anknüpft und in Sachen Effizienz nicht ganz so fahrlässig agiert wie in Sevilla, sollte einem Weiterkommen im Pokal unter normalen Umständen nichts im Wege stehen.

Offenbach: Endres – Vetter, Maier, Modica, Mangafic – Gjasula – Röser, Schwarz, Pintol, Cappek – Müller

Borussia: Sommer – Korb, Jantschke, Stranzl, Wendt – Xhaka, Kramer – Hazard, Herrmann – Kruse, Hrgota

SEITENWAHL-TIPPS

Michael Heinen: „Kein Gegner ist zu unterschätzen. Aber ein Viertligist, der seit 3 Monaten kein Pflichtspiel bestritten hat, muss ganz einfach geschlagen werden. Borussia müht sich sehr lange gegen das Offenbacher Bollwerk, gewinnt am langen Ende aber doch ein Stück weit souverän mit 2:0.“

Christian Spoo: „Es wird schwer, sagt wenig überraschend Lucien Favre. Tatsächlich ist Offenbach keine Mannschaft, die sich von Borussia in Grund und Boden spielen lässt. Dennoch behält der Favorit nach 90 Minuten mit 2:0 die Oberhand.“

Christoph Clausen: „Die eigenen Gesetze gelten nur selten. Am Mittwoch nicht. Der Bundesligist setzt sich in Offenbach mit 2:0 durch, ohne zu brillieren.“

Thomas Häcki: „Sevilla anders herum. Offenbach rennt und kämpft, die Borussia gewinnt mit 1:0.“