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Es ist nicht einmal vier Wochen her, dass Borussia zuletzt mit Eintracht Frankfurt die Klingen kreuzte. Die Reise an den Main hatte Borussia durchaus nicht in Vorahnung eines sicheren Sieges angetreten, dass es ein erstaunlich einseitiges Spiel wurde, bei dem Borussia den Gegner fast nach Belieben beherrschte, hätte niemand gedacht. Dass die Gladbacher den Sieg am Ende fast noch leichtfertig aus der Hand gegeben hätten, geriet im Nachgang fast in Vergessenheit. Doch gerade vor dem nächsten Duell mit der Eintracht sollte Borussia jeden Gedanken an „dicke Hose“ weit weg schieben.

So schön es ist, auf Platz drei zu stehen und so erfreulich die Saison bisher war, vor der Länderspielpause lief es nicht rund bei Borussia. Wer angesichts der Spiele in Zypern und Dortmund mahnend den Zeigefinger hebt, macht sich zwar der Miesmacherei verdächtig, aber man sollte auf eine gewisse Überheblichkeit (Limassol) und eine erstaunliche Ratlosigkeit (Dortmund) hinweisen dürfen, ohne damit herabzuwürdigen, was Lucien Favre und seine Mannschaft in den letzten Monaten geleistet haben.

Dem Trainer dürfte es ohnehin wesensfremd sein, Fehler und Unzulänglichkeiten wegzulächeln oder blind darauf zu vertrauen, dass seine Spieler das schon nicht wiederholen werden. Man habe die Minderleistung von Dortmund analysiert, ließ Lucien Favre bei der Pressekonferenz vor dem zwölften Spieltag wissen. Man wolle es gegen Frankfurt besser machen. Und das wird auch nötig sein, denn die Frankfurter sind kein einfacher Gegner.

Im Pokalspiel war es sicher kein Nachteil für Borussia, das die Offensiv-Allzweckwaffe Alex Meier verletzt ausfiel. Diesmal ist der Langzeit-Frankfurter aber fit und mit Sicherheit auch von Beginn an auf dem Platz. Die „echten“ Stürmer auf Seiten der Hessen machten den Borussen durchaus Arbeit. Zunächst Haris Seferovic, wohl bester Feldspieler an jenem Oktoberabend, später dann Vaclav Kadlec, der in der 89. Minute den überraschenden Anschlusstreffer gegen eine nachlässig gewordene Gladbacher Defensive erzielte. Ob Kadlec im Kader stehen wird, ist bisher offen, er hatte unter der Woche Grippe. Dennoch: Schläfrigkeiten jeder Art verbieten sich am Samstag für die Gladbacher Abwehr, deren genaue Formation sich wohl erst am Tag vor dem Spiel herauskristallisieren wird. Mit Martin Stranzl droht die österreichergewordene Zuverlässigkeit in der Borussendefensive auszufallen. Den Kapitän plagen Oberschenkelbeschwerden. Sollte Stanzl tatsächlich passen müssen, wird wohl Alvaro Dominguez innen neben Tony Jantschke verteidigen. Links neben den beiden von ihren Nationaltrainern sträflich ignorierten Abwehr-Multitalenten käme dann Oscar Wendt zum Einsatz, der seinerseits keine Länderspielpause hatte, weil er nach einer längeren Pause mal wieder in der schwedischen Auswahl mittun durfte.

Eine Länderspiel absovierte auch Havard Nordtveit – den entscheidenden Treffer zum 1:0 in Aserbaidschan erzielte der Mittelfeldmann, der in der norwegischen Nationalmannschaft als Innenverteidiger fungiert. Am Samstag wird Nordtveit wieder Teil der Gladbacher Doppelsechs sein. Einmal mehr profitiert er vor einem Ausfall im etatmäßigen Duo auf dieser Position. Ersetzte Nordtveit zuletzt den verletzten Granit Xhaka, wird er gegen Frankfurt neben ebendiesem auflaufen. Xhaka ist nach seinem Kapselriss wieder fit, dagegen muss Christoph Kramer pausieren. Der hat vom vielen Interviewgeben einen Knoten in der Zunge. Und Rücken.

Die beiden Gladbacher Sechser dürften sich früh angreifenden Frankfurtern ausgesetzt sehen. Hohes Pressen sei die angebrachte Taktik, ließ Manager Bruno Hübner verlauten, diese Spielweise habe schon im Spiel der Eintracht gegen Bayern München gut funktioniert. In der Tat hat Frankfurt, in dieser Saison stets mit einer „Raute“ im Mittelfeld unterwegs, das Personal dafür. Die offensiv starken Russ, Inui und Aigner können die komplette Borussendefensive im Verbund mit den schon erwähnten Meier und Seferovic stark beschäftigen, wenn sie denn, anders als im Pokalspiel, einen guten Tag erwischen.

Optimistisch dürfte Borussias Anhang stimmen, dass Eintracht Frankfurt weiter auf Carlos Zambrano verzichten muss. Der Peruaner ist unumstrittener Abwehrchef am Main, ohne ihn sei man in dieser Saison noch nicht erfolgreich gewesen, sagte Manager Hübner unter der Woche. In Frankfurt wird außerdem ein Interesse Borussias an Zambrano kolportiert, angeblich hat Max Eberl den Verteidiger als Nachfolger von Martin Stranzl ausersehen. Allerdings kursieren in dieser Angelegenheit noch mindestens drei weitere Namen – und dass Stranzl seine Karriere nach dieser Spielzeit wirklich beenden will, ist längst nicht gesagt.

Zurück zur Frankfurter Abwehr: vor dem starken Tim Wiedwald, den Thomas Schaaf immerhin einem Timo Hildebrandt vorzieht, wird wie schon im Pokal eine Innenverteidigung aus dem Ex-Borussen Bamba Anderson und dem Ex-Borussen-Schreck Alexander Madlung stehen. Auf den Außenpositionen werde, Timothy Chandler und Bastian Oczipka auflaufen, Aleksandar Ignjowski dürfte ausfallen, was angesichts seiner Leistung im Pokal ein bisschen schade ist.

In jenem Spiel glänzte bei Borussia vor allem ein Mann: Ibrahima Traoré. Dass er seiner Galavorstellung von Frankfurt eine weitere Galavorstellung gegen Frankfurt wird folgen lassen können, ist aber unabhängig vom Gegenspieler eher unwahrscheinlich. Zum Einen gehört Traoré in den Augen des Trainers offenbar eher zum Stammpersonal für die Pokalwettbewerbe, zum Anderen kehrt er erst am Tag vor dem Spiel von seiner Länderspielreise zurück. Eine solche Konstellation ließ Lucien Favre in der Vergangenheit meistens davor zurückschrecken, einen Spieler in der Startelf aufzubieten. Im Kader dürfte der Guineer aber stehen, sofern er fit und gesund in Gladbach ankommt.

In Gladbachs Offensive spricht alles für die Formation, die sich wohl als Stammbesetzung in Bundesligaspielen etabliert hat. Zwar hat Lucien Favre unter der Woche in einem seiner seltenen Interviews seine zunehmend schwer nachzuvollziehende Hochachtung vor Branimir Hrgota nachdrücklich bekräftigt. Gegen Frankfurt wird der Schwede aber auf der Bank Platz nehmen müssen. Stattdessen spielen Herrmann, Hahn, Raffael und  Kruse. Alles andere wäre eine große Überraschung.

Aufstellungen

Borussia: Sommer – Korb, Stranzl, Jantschke, Dominguez – Nordtveit, Xhaka – Herrmann, Hahn – Raffael, Kruse

Frankfurt: Wiedwald – Chandler, Anderson, Madlung, Oczipka – Hasebe – Aigner, Meier, Inui –Aigner, Seferovic

Seitenwahl-Prognose

Christoph Clausen: Die Minderleistung von Dortmund wirft die Borussia nicht aus der Bahn. Gegen die Eintracht siegt sie ohne größerer Zittern mit 2:0.

Christian Heimanns: Gladbach hat endgültig zu den Bayern aufgeschlossen. Nur ein Spitzenteam ist in der Lage, den kommenden Gegner mit Transferüberlegungen zu dessen Spielern zu verwirren. Und ein Spitzenteam sollte gegen Frankfurt mit 3:1 gewinnen.

Michael Heinen: Nach der bitteren ersten Saisonniederlage kommt dem Auftritt gegen Frankfurt eine ganz besondere Bedeutung zu. Gerade auch mit Blick auf die danach anstehenden schweren Auswärtsspiele in Villarreal und Wolfsburg wäre ein Sieg umso wichtiger. Hoffen wir, dass die Mannschaft die Länderspielpause gut genutzt hat und somit die Eintracht mit 2:1 wird besiegen können.

Christian Spoo: Eine Demonstration der Stärke wie im Pokal über 80 Minuten wird es am Samstag nicht geben. Eher wird es eng, so wie seinerzeit in der Schlussphase. Am Ergebnis ändert das aber alles nichts. Borussia obsiegt abermals mit 2:1.