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HSVEs gilt, Abbitte zu leisten. „Beton, Teil 2“ war an dieser Stelle der Vorbericht zum HSV-Spiel übertitelt. Nach dem todlangweiligen Remis gegen konsequent mauernde Kölner sei mit dem HSV ein ähnlich defensiv eingestellter Gegner zu erwarten. Wie ungerecht. Die Hamburger spielten von Beginn an mutig nach vorne. Es lag nicht an mangelndem Willen, dass sie auch im fünften Saisonspiel ohne Torerfolg blieben und damit den Bochumer Negativrekord aus der Saison 1979/80 einstellten (kleiner Trost, liebe Hamburger: Die Bochumer schossen damals in den restlichen 29 Spielen immerhin 36 Tore und beendeten die Saison auf Rang 10). Den Hamburgern fehlt es schlicht an Mitteln, um eine Gladbacher Mannschaft ernsthaft in Gefahr zu bringen, die fast durchgängig glänzend gegen den Ball arbeitete.

 

PaderbornAbbitte wurde zuletzt auch dem kommenden Gladbacher Gegner fleißig geleistet. Dass Aufsteiger als Abstiegskandidaten gehandelt werden, ist nichts Neues. Selten aber geschah das wohl so einhellig wie beim SC Paderborn. In Ostwestfalen-Lippe stieß das auf eine Mischung aus kokettierendem Verständnis und Trotz. Ja, man sei „krassester Außenseiter der Bundesligageschichte“, so Trainer André Breitenreiter, wolle aber die Sensation des Aufstiegs durch die „noch größere Sensation“ des Klassenerhalts toppen. Mit dem Image als Underdog lebt es sich halt ziemlich gut.

Paderborner Standortbestimmung in vier Worten: wenig Geld, viel Mut. Trotz Bonsai-Etat die offensive Spielweise aus der Aufstiegssaison auch im Oberhaus beizubehalten, ist mutig. In der 2. Liga traf der SV zwar fleißig (zehnmal mehr als Zweitligameister Köln), steckte aber auch kräftig ein: Ginge es nur nach Gegentoren, hätte der Club die Saison auf Platz 11 beendet. Dennoch konzentrierte sich die Transfertätigkeit vor allem auf die Offensive: Mittelstürmer Kutsche kam aus Wolfsburg, die Flügelspieler Stoppelkamp und Ouali von 1860 München bzw. Dynamo Dresden, Marvin Duksch wurde aus Dortmund ausgeliehen, Elias Kachunga fest verpflichtet.Rupp Auch Lukas Rupp, der in Gladbach ja schon als Rechtsverteidiger agierte, wurde eher für eine offensive Rolle geholt. Dem gegenüber stehen für die defensive nur zwei Verpflichtungen zu Buche: die des Sechsers Marvin Bakalorz, Sohn des einstigen Gladbachers Dirk Bakalorz, und die des spät hinzugestoßenen spanischen Innenverteidigers Rafa.

Mutig fällt auch die Spielweise aus. Statt des Prinzips Wagenburg steuert der SV regelmäßig das gegnerische Tor an. Dazu bedient er sich, wen wundert’s, eher des Kick’n’Rush als des gepflegten Kurzpasspiels. Bevorzugte Stilmittel sind lange hohe Bälle zur Überbrückung des Mittelfelds, daneben wird fleißig geflankt und zur Not ein Distanzschuss ausgepackt. Gepaart mit der fünftbesten Chancenverwertung der Liga (vor dem 5. Spieltag war es gar die beste) ergibt das sieben Saisontreffer, immerhin eines mehr als Gladbach. Das ist umso bemerkenswerter, als mit Mahir Saglik, im letzten Jahr Torschützenkönig der zweiten Liga, und Impulsgeber und Freistoßspezialist Alban Meha zwei ganz wichtige Offensivkräfte in allen Spielen verletzt ausfielen. Beide werden auch gegen Gladbach fehlen.

Unter den sieben Paderborner Saisontreffern war einer mit „Tor des Jahres“-Garantie: Martin Stoppelkamps Schuss aus 83 Metern ins Tor von Hannover 96 stellte einen neuen Bundesligarekord auf. Er bescherte dem SC Paderborn zudem die Tabellenführung der ersten Fußball-Bundesliga, was ziemlich sensationell ist für einen Club, der die meiste Zeit seiner Existenz im Amateurlager verbracht und vor dem Aufstieg überregional nur durch seine Nebenrolle im Hoyzer-Skandal für Aufsehen gesorgt hatte. Auch nach der 0:4-Niederlage in München hielt sich die Paderborner Gram in Grenzen: „Stolz“ sei er auf seine Mannschaft, so André Breitenreiter, und verordnete einen Besuch beim Oktoberfest.

MGHSV1Borussia wird es am Samstag mit einem Gegner zu tun haben, der durch Zweikampfstärke besticht, nach Eckbällen besonders gefährlich ist, viel über die Flügel kommt und der Kopfballstärke der Gladbacher Verteidigung einiges abverlangen wird. Das könnte für ein Innenverteidigerduo Dominguez-Stranzl sprechen. Andererseits gefiel Dominguez gegen den HSV auf der linken Abwehrseite ebenso wie Jantschke in der Mitte. Rotieren dürfte Lucien Favre allerdings auf den Flügeln. Die kräftezehrende Spielweise André Hahns könnte angesichts der nächsten englischen Woche für eine Pause sprechen. Dann dürfte Patrick Herrmann wieder in der Startelf stehen, vielleicht auf der anderen Seite flankiert von Ibrahima Traoré. Dass Thorgan Hazard erstem Startelf schon am Samstag ein zweiter folgt scheint dagegen unwahrscheinlich: Schon gegen den HSV ließ sich der Belgier erschöpft auswechseln.

Aufstellungen:

SC Paderborn: Kruse – Wemmer, Strohdiek, Hünemeier, Hartherz – Ziegler – Koc, Rupp, Vrancic, Stoppelkamp – Kachunga.
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Johnson, Stranzl, Jantschke, Dominguez – Xhaka, Kramer – Herrmann, Traore – Raffael, Kruse.

Schiedsrichter: Marco Fritz.
Assistenten: Martin Petersen, Dominik Schaal.
Vierter Offizieller: Arno Blos.

SEITENWAHL-Meinung:

Christoph Clausen: In einem intensiven, kampfbetonten Spiel setzt sich am Ende doch die größere spielerische Klasse durch. Borussia gewinnt mit 2:0.

Michael Heinen: Der einstige Tabellenführer aus Paderborn hat sich bislang in dieser Saison als heimstark erwiesen. Da wird es Zeit, dass Borussia ihm die erste Heimniederlage zufügt. Nach dem 2:1 in Ostwestfalen setzt sich Gladbach in der Tabellenspitze fest.

Christian Heimanns: Paderborn ist in dieser Saison bereits genug unterschätzt worden, so dass das Borussia nicht passieren sollte. Dann wachsen auch Aufsteigerbäume nicht in den Himmel und Borussia kann einmal mehr in Ostwestfalen mit 2:1 gewinnen.

 

Christian Spoo: Dass man Paderborn nicht im Vorbeigehen schlägt, hat sich auch bis Gladbach herumgesprochen. Weil die Gladbacher Abwehr aber wieder ein Bollwerk ist und Borussia diesmal ein wenig effizienter mit ihren Chancen umgeht, steht am Ende ein hart erkämpfter 2:1-Sieg.