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tsghoffenheim

Wer die Pflicht verpatzt hat, braucht sich nicht mehr auf die Kür zu konzentrieren. Wer zur Hinrunde Tabellenletzter ist, für den ist ein Pokalspiel im Dezember das erste Trainingsspiel zur Vorbereitung auf die Rückrunde, sofern das Unternehmen noch einen Sinn hat. Und wer sich noch besser auf die Liga konzentrieren will, der lässt sich am besten für den Pokal suspendieren.


Ein Spiel gegen Koblenz hätten Michael Ballack und Alexandra Popp der Borussia bescheren können, gegen Offenbach, eine Wiedergutmachung gegen Duisburg ermöglichen oder eine Revanche gegen Aachen. Stattdessen wurde es mit dem Auswärtsspiel in Hoffenheim die vielleicht unangenehmste Mischung aus sportlicher Schwierigkeit und wirtschaftlicher Unattraktivität. Die Chancen stehen damit gut, dass diese völlig unterirdische Hinrunde durch das Aus im Pokal gekrönt wird.


Bei Borussia Mönchengladbach hätte es schon voll und ganz gereicht, den letzten Spieltag zu verdauen und über Eberls Treuebekenntnis zum Trainer herumzugrübeln. Ein Vertrauensbeweis nach einer Hinrunde ohne Heimsieg und mit Gegentoren in statistisch nur mühsam zu erfassender Größenordnung, das dürfte in der Geschichte der Bundesliga einzig sein. Die Trainergilde müsste die Geschäftsstelle eigentlich mit Weihnachtskarten nur so zupflastern, verdient hätte es soviel Kon...stanz und Peter Neururer könnte sich, in Memoriam Lienen, auch mal lobend über den Umgang des Vereins mit dem Trainer äußern. Muss aber nicht.


Dieses also hätte schon gereicht, auch ohne die Nachricht, dass Mo Idrissou wegen disziplinarischer Vergehen (einem Interview) für das Pokalspiel aus dem Kader gestrichen wurde. Nachdem nun schon der zweite Stürmer sich nicht gut genug benehmen kann für einen Platz in der Mannschaft, wird wohl de Camargo wieder, wie gegen Hamburg, als vorderste Spitze auflaufen. In einer Rolle, die ihm nicht liegt, und die mit dazu geführt hat, dass es in jenem Spiel viele Chancen und wenig Tore gab. Eine auf den ersten Blick völlig unnötige Selbstschwächung also, die das Pokalaus in Sinsheim noch etwas wahrscheinlicher macht.


Aber vielleicht keine ganz sinnlose. Immerhin hat sich die Vereinsführung gerade zu Michael Frontzeck bekannt und dass nicht alles so weitergehen kann wie bisher, liegt auf der Hand. Frontzeck hat sich die ganze Zeit vor die Mannschaft gestellt, hat Schiedsrichter und Verletzungen des bösen Willens beschuldigt und den Spielern fast grenzenloses Vertrauen bewiesen. Zu den Dingen, die sich ändern müssen, gehört wohl auch mehr Druck auf die Spieler; oder werfen wir noch einen Euphemismus hinterher, mehr Führung durch den Trainer. Wenn Frontzeck den Spielern klarmachen kann, dass andere Zeiten anbrechen und dass diese Linie durchgezogen wird, kann sich das Festhalten am Trainer lohnen.


Und wer im Pokal nur noch zuschaut, kann sich sowieso besser auf die Liga konzentrieren.


Der Gegner aus Hoffenheim


Wer Gemeinsamkeiten sucht zwischen dem Verein aus dem Sinsheimer Ortsteil und Borussia Mönchengladbach könnte darauf kommen, dass beide ihre Finanzen nicht gerade effektiv einsetzen. Das reicht für die Kraichgauer zwar für Platz 8 nach der Hinrunde, allerdings auch mit ganz anderen eingesetzten Mitteln, über die letzten Jahre betrachtet. Immerhin hat es dazu geführt, dass jetzt viele Leute wissen, dass es einen Kraichgau gibt.


Sportlich verläuft also weiterhin nicht alles nach Wunsch. Dieser Wunsch besteht darin, die erste Saison in der ersten Liga zu wiederholen, auf jeden Fall aber europäisches Geschäft zu erreichen. Immerhin soll die Mannschaft ja irgendwann unabhängig sein von den Zuwendungen des Mäzens Dietmar Hopp und da ist die Europa League schon das mindeste, was her muss. Wenn dieses trotz des sportlichen Verzichts von Schalke, Bremen und Stuttgart nicht erreicht wird, wäre das schon ein herber Rückschlag für die Planungen. Und Hopp müsste sich wohl an den Gedanken gewöhnen, dass es ihn auch längerfristig jährlich siebenstellige Summen kosten wird, einen Dorfverein in Reichweite der Bundesligaspitze zu halten. Vielleicht wird es auf die Dauer einmal möglich, dieses "italienische Modell" auch einmal öffentlich in Frage zu stellen, ohne direkt mit dem Hinweis auf Krankenhäuser und alle möglichen guten Taten abgebügelt zu werden.


Vielleicht tut sich aber noch ein anderes Geschäftsmodell auf. Nachdem Carlos Eduardo bereits äußerst rentabel weiterverkauft werden konnte, ereilt die Sinsheimer nun der Ritterschlag sportlicher Wertschätzung: Der FC Bayern interessiert sich für Luiz Gustavo. Die Münchner sollen bereit sein, viel Geld für den defensiven Mittelfeldspieler zu bezahlen, die Badener sollen davon nichts wissen wollen. Die Vorstellung, ihr Jugendkonzept mit möglicherweise eingetauschten van Bommel und Klose weiterzuführen, löst bisher nicht gerade Jubelstürme am Neckar aus.


Wenn der umworbene Brasilianer gegen Borussia ausfallen sollte, könnte das Borussia also nur zu Gute kommen. Sein Ausfall ist aber zum einen nicht sicher, zum anderen braucht es beimTabellenachten gegen eine pausenlos verlierende Borussia wohl nicht die allerbeste Mannschaft. Was aus Gladbacher Sicht beschämend ist, aber darum nicht weniger realistisch.


Aufstellungen:

Borussia: Heimeroth; Levels, Callsen-Bracker, Daems, Wissing; Neustädter; Reus, Marx, Bradley, Arango; de Camargo

Hoffenheim: Haas; Beck, Vorsah, Compper, Ibertsberger; Luiz Gustavo, Salihovic; Vukcevic, Sigurdsson; Mlapa, Ba

SEITENWAHL-Meinung:

Christoph Clausen: Nach Weihnachten wird umgetauscht. Schade, dass das nicht auch mit dem Pokalerfolg der letzten Runde geht, gegen drei Punkte für die Liga. Im Pokal dürfte übrigens ohnehin vor Weihnachten Schluss sein. In der aktuellen Verfassung ist die Gladbacher Defensive nicht in der Lage, die Hoffenheimer Angreifer zu bändigen. Daher 3:1 für die Hoppisten.

 

Thomas Häcki: Die Reise kann man sich eigentlich sparen. Hier der Kurzverlauf: Mannschaft beginnt ordentlich und engagiert. Hoffenheim schießt ein Tor. Mannschaft läßt Kopf hängen und ergibt sich ihrem Schicksal. Trainer beruft sich auf acht bis neun Verletzte. Ach ja, das Ergebnis! 3:1 für die Retorte und trotzdem irgendwie verschenkt.

 

Christian Spoo:Noch nie hat Borussia gegen Hoffenheim gewonnen. Es wird Zeit, dass sich das ändert. Trotzdem scheiden die Gladbacher im vorweihnachtlichen Pokalspiel mit 0:3 chancenlos aus.


Michael Heinen: In Hoffenheim gibt es nichts zu holen. Leider fällt die 0:2-Niederlage aber nicht exorbitant genug aus, um den überfälligen Trainerwechsel doch noch zu rechtfertigen.

 

Christian Heimanns: 0:2 für Hoffenheim. Und bevor ich nicht in der Rückrunde erkenne, dass auch dieses Pokalopfer uns nicht mehr geholfen hat, werde ich mich nicht mal drüber ärgern.