bremenTrotz einer stark verbesserten Leistung im Vergleich zu den Vorwochen, konnte die Borussia im Sonntagabendspiel nur einen Punkt gegen die in der Rückrunde noch ungeschlagenen Bremer erringen. In einer ansehnlichen, intensiven und in der zweiten Halbzeit auch hochspannenden Partie konnte der VFL die 1:0 Führung von Neuhaus nicht über die Zeit bringen, sondern musste 11 Minuten vor Ende den Ausgleich durch Klaassen hinnehmen und verliert damit vorerst den Anschluss an die CL-Plätze.

Schon lange nicht mehr herrschte auf Gladbacher Seite eine solch besorgte Neugierde wie vor diesem Spiel gegen Werder Bremen. Neben der schon seit Wochen offenen Frage “Was ist denn bloß los?” hatte die Ankündigung unter der Woche, Dieter Hecking nach Saisonende zu entlassen einige weitere Diskussionspunkte aufgeworfen. Würde der (Noch-) Trainer darauf irgendwie reagieren, mit einer neuen Taktik, neuen Spielern? Und würde die Mannschaft überhaupt noch Motivation zeigen, jetzt wo klar war, dass es mit dem Mann auf der Bank nur noch 7 Spiele weitergehen würde? Die Antworten waren Ja und Ja!

Nicht nur dass Gladbachs zukünftiger Ex-Trainer erstmals in dieser Saison ein 3-5-2 für die Starformation wählte, nein er ließ auch den in Mönchengladbach eigentlich unantastbaren Kapitän Lars Stindl zunächst auf der Bank. Das Verzichten auf klassische Außenverteidiger bedeutete, dass Johnson und Wendt ihm dort genauso Gesellschaft leisteten wie Jonas Hofmann, die Symbolfigur für das bislang sakrosankte 4-3-3. Strobl rückte nach hinten in die Dreierkette, während Kramer zusammen mit Denis Zakaria und Neuhaus das zentrale Mittelfeld stellte, Herrmann und Hazard, die Außen bildeten und Raffael und Plea im Zentrum spielten.

Die Borussia war von Beginn an die spielbestimmende Mannschaft und hatte nach knapp 4 Minuten auch die erste Chance des Spiels, als Raffael schön zentral von Plea frei gespielt worden war, aber den springenden Ball nicht gut genug kontrollieren konnte, um Pavlenka zu überwinden. Angesichts der Tatsache, dass hier Krise gegen Höhenflug spielten, war es erstaunlich wie zurückhaltend die Bremer die Partie angingen. Außer einer (allerdings 100%igen) Chance von Johannes Eggestein war kaum etwas von den Hanseaten zu sehen.

Auch wenn man bei der Borussia das fehlende Selbstvertrauen in der ein oder anderen Situation spürte, in der man sich nicht traute die schnelle risikoreiche Variante zu wählen, zeigte sich die Mannschaft stark verbessert. Der Spielaufbau war gut, immer wieder wurde mit Seitenwechseln Platz geschaffen und durch Herrmann, der den Außenpfosten traf und Plea, dem beinahe eine Kopie seiner Treffer gegen Wolfsburg und Bayern in der Hinrunde gelang kam man auch zu Torgelegenheiten. Es ist schwer zu beurteilen, wieviel Anteil die Systemumstellung am Spiel der Borussia hatte, aber sie hatte auf keinen Fall geschadet: Vor allem Denis Zakaria blühte auf und war immer wieder an gefährlichen Situationen beteiligt. Bemerkenswert auch wie gut sowohl Patrick Hermann als auch Thorgan Hazard defensiv mitarbeiten.

Zeitweise fühlte man sich ein wenig an die erfolgreichen Heimspiele der Hinrunde erinnert. Die Borussia agierte dominant aber kontrolliert und geduldig, und als dann Anfang der zweiten Halbzeit Neuhaus das 1:0 erzielte, schien sich dieser Eindruck nur zu bestätigen. Ausgerechnet Ex-Borusse Max Kruse war im Mittelfeld ausgerutscht, hatte den Ball an Elvedie verloren, der dann gedankenschnell Neuhaus steil schickte. Dieser bediente nicht den in der Mitte frei stehenden Raffael, sondern umspielte Pavlenka und wäre dann beinahe noch ins straucheln geraten, konnte aber aus spitzen Winkel zum Führungstreffer abschlieβen. Die Erlösung über den Treffer war sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen spürbar.

In den Minuten danach gewann der VFL fast alle Zweikämpfe, hatte durch Pleas erneuten Versuch sein Lieblingstor zu reproduzieren eine weitere gute Chance und schien das Spiel im Griff zu haben. So ab der 60. Minute in etwa kamen die Bremer aber so allmählich in der Partie an und hatten zum ersten Mal längere Phasen von Ballbesitz. Die Borussia zog sich etwas zurück und wartete auf Konter. In der Folgezeit entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Bremen hatte zweimal durch Kruse die Chance zum Ausgleich, Gladbach zweimal durch Neuhaus die Vorentscheidung auf dem Fuβ. Dieter Heckings Wechsel (Johnson für Herrmann, Hofmann für Raffael) waren eher defensiv, ein Zeichen, dass die Borussia zunächst mal darauf bedacht war, die Führung zu verteidigen. Das gelang leider nicht, sondern in der 79. Minute konnte Osako relative unbedrängt aus dem Halbraum flanken und den aus dem Rückraum anlaufenden Klaassen per Kopf zum Ausgleich köpfen lassen.

In den letzten Minuten war es dann wieder die Borussia, die drückte und durch Ginter einmal per Kopf und einmal per Weitschuss durchaus noch Chancen hatte, sich aber letztendlich mit dem Unentschieden begnügen musste. Insgesamt war es ein Lebenszeichen einer Mannschaft, die vor einer Woche schon maustot schien, was unter den gegebenen Umständen nicht unbedingt zu erwarten war. Was die europäischen Ambitionen der Gladbacher angeht, ist dieses Resultat aber eindeutig zu wenig und die Leistungssteigerung (schlechter konnte es ja eigentlich auch nicht mehr werden) ist nur dann etwas wert, wenn sie in den letzten 6 Partien bestätigt und auch in Punkte umgemünzt werden kann.

Aufstellungen:

Borussia: Sommer     - Ginter , Strobl , Elvedi – Herrmann (65. Johnson) , Kramer , Hazard - Zakaria , Neuhaus (84. Stindl) – Raffael (76. Hofmann) , Plea

Werder: Pavlenka - Gebre Selassie , Langkamp , Moisander , Augustinsson – Sahin (76. Pizzaro) - M. Eggestein , Klaassen - M. Kruse - J. Eggestein (52. Osako) , Rashica (86. Möhwald)

Tore: 1:0 (Neuhaus, 49.), 1:1 (Klaasen, 79.)